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Kölner Stadt-Anzeiger: Achtung Sperrfrist 10-03-2010 23 Uhr Krankenkassen und Experten Kritisieren Röslers Arzneimittel-Sparpläne "Das wird an Mondpreisen in Deutschland nichts ändern"

Köln (ots)

Köln - Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP)
gerät mit seinen Arzneimittel-Sparplänen zunehmen in die Kritik der 
Krankenkassen und Experten. Es sei zwar "ein gutes Signal", dass 
Kassen und Hersteller künftig über Preise für neue patentge schützte 
Medikamente verhandeln sollen, sagte der Vorstands vorsitzende der 
AOK Rheinland-Hamburg, Wilfried Jacobs, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" 
(Donnerstag-Ausgabe). Dabei müsse eine unabhängige 
Kosten-Nutzen-Prüfung aber vor Beginn solcher Preisverhandlungen 
stattfinden und nicht, wie von Rösler gewollt, nur für den Fall 
gescheiterter Verhandlungen im Nachhinein. Ohne vorherige Prüfung 
würden die Pharma-Unternehmen mit weit überzogenen Forderungen in die
Verhandlungen gehen, um "am Ende ihre Wunsch-Preise" durchzusetzen, 
sagte Jacobs weiter. Die bisher von der Branche an den Tag gelegte 
Verhandlungsstrategie lasse dies jeden falls erwarten. "Für 
hochwirksame Neuerungen werden wir auch angemessene Preise zahlen. 
Ist der Nutzen aber nicht nachweisbar, ist jeder Preis zu hoch", 
betonte der Kassenchef. Scharfe Kritik äußerte auch die größte 
deutsche Einzelkasse Barmer-GEK. Da zu Beginn der Verhandlungen 
"keine objektive Bewertung des Zusatznutzens vorliegt, sondern nur 
die Eigenangaben der Hersteller, verfügen die Kassen über keine 
belastbareVerhandlungsgrundlage", sagte der stellvertretende Barmer- 
GEK-Sprecher Kai Behrens der Zeitung . Insbesondere kleinere Kassen 
seien aufgrund fehlender Eigenexpertise nicht in der Lage, die 
Hersteller-Angaben zum Zusatznutzen zu überprüfen.Röslers Vorhaben 
sind auch nach Einschätzung von Experten wirkungslos. "Es wird nichts
daran ändern, dass in Deutschland Mondpreise verlangt werden", sagte 
der Pharmakologe Peter Schönhöfer. In Deutschland verlangten die 
Firmen um 80 Prozent höhere Preise als im europäischen Ausland. 
Während des vorgesehenen einjährigen Verhandlungszeitraums "werden 
die Firmen auch mit nutzlosen Präparaten abkassieren können",
sagte Schönhöfer weiter. Die von Rösler vorgesehenen Dossiers, in 
denen die Hersteller den Nutzen ihres neuen Medikaments belegen 
sollen, hätten "wie üblich den Wert von Werbebroschüren" Schönhöfer 
plädierte ebenfalls für vorgeschaltete Prüfungen durch das Institut 
für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): 
"Erst die unabhängige Kosten-Nutzen-Bewertung, dann Verhandlungen der
Kassen mit den Herstellern und erst am Schluss die Kosten erstattung 
durch die Kassen." Wie viel versprechend ein solche Reihenfolge sein 
kann, verdeut
lichte der Pharmakologe am Beispiel Frankreich: "Die französische 
Nationalversicherung startet in die Verhandlungen mit den Herstellern
erfahrungsgemäß mit einem Angebot, das bei 40 Prozent des deutschen 
Preises liegt."

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Kölner Stadt-Anzeiger
Politik-Redaktion
Telefon: +49 (0221)224 2444
ksta-produktion@mds.de

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