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Europäische Bankenbranche vor neuen Herausforderungen

München/Frankfurt (ots)

Sich verändernde Kundenanforderungen, die rasant fortschreitende Digitalisierung und der ungebrochene Trend zum Plattform-Banking prägen den Wandel der Bankenbranche nachhaltig. Europäische Banken müssen schnell Antworten auf die neuen Herausforderungen finden, um wieder auf den Erfolgspfad zurückzukehren.

Die Eigenkapitalrendite europäischer Banken liegt bei gerade einmal 4,4 Prozent. Dies ist zwar eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Negativrekord des Krisenjahres 2008, allerdings verdient die gesamte Branche damit im Durchschnitt noch immer nicht einmal ihre Eigenkapitalkosten. Dies zeigt die aktuelle Analyse "European Banking Agenda 2017" der Strategieberatung Oliver Wyman.

Vor zehn Jahren nahm die Finanzkrise ihren Anfang. Was als Bankenkrise begann, hat im weiteren Verlauf das gesamte Euro-Finanzsystem ins Wanken gebracht. Welche Lehren Banken in ganz Europa aus dieser Krise gezogen haben und wie sie ihre Geschäftsmodelle an die neuen Rahmenbedingungen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen angepasst haben, untersucht die aktuelle Studie von Oliver Wyman "European Banking Agenda 2017: Leaving Restructuring, Entering a New World".

Die europäischen Banken haben in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, die Folgen der Finanzkrise endlich hinter sich zu lassen, meint Finja Carolin Kütz, Deutschlandchefin von Oliver Wyman: "Die Banken haben aufgeräumt. Sie haben strukturell unrentable Geschäftsbereiche abgestoßen oder geschlossen, ihre Bilanzen auf Vordermann gebracht und neue - strengere -aufsichtsrechtliche Anforderungen erfüllt. Und all das gleichzeitig und in einem insgesamt schrumpfenden Markt."

Unabhängig davon sehen sich alle Banken in Europa nun einer Reihe neuer aber nicht weniger fundamentaler Herausforderungen gegenüber: die Präferenzen und Anforderungen der eigenen Kundschaft ändern sich laufend und grundlegend, die rasant fortscheitende Digitalisierung und das Aufkommen plattformbasierter Bankgeschäfte bereiten zunehmend Kopfzerbrechen. Diese Entwicklungen werden durch die Bestrebungen der Aufsichtsbehörden zusätzlich befeuert. Letztere versuchen durch das Konzept des "Open Banking", Innovationen in der traditionell eher konservativen Bankenbranche voranzutreiben und Teile des Marktes für neue Wettbewerber und Technologien zu öffnen. Thomas Schnarr, Partner und Bankenexperte bei Oliver Wyman: "Nach Jahren der Fokussierung auf die Krise und deren Bewältigung, müssen Banken jetzt konsequent auf das sich grundlegend veränderte Umfeld reagieren - und zwar mit neuen und innovativen Lösungen. Bislang zeigen nicht alle Banken das dafür notwendige Engagement oder haben entsprechende Pläne parat, diese neuen Herausforderungen auch systematisch anzugehen."

Die Studienergebnisse im Überblick:

   - Die europäischen Banken haben viel Zeit und erhebliche Mittel in
     die Schrumpfung ihrer Bilanzen gesteckt. In einigen Ländern ist 
     dieser Restrukturierungsprozess abgeschlossen, in anderen ist er
     noch in vollem Gange und wird noch auf absehbare Zeit andauern.
   - Die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen haben sich 
     grundlegend verändert. Die Kapitalisierung des gesamten 
     Bankensektors hat sich in Folge deutlich verbessert: die 
     durchschnittliche Kapitalquote (Kernkapital) stieg im 
     Durchschnitt von 3,7 Prozent im Jahre 2008 auf 5,6 Prozent im 
     Jahr 2016. Neuregelungen wie die Richtlinie über Märkte für 
     Finanzinstrumente (MiFID II) sollen dazu beitragen, die Aufsicht
     und Kontrolle über wesentliche Elemente des Finanzsektors weiter
     zu verbessern.
   - Banken konzentrieren sich mehr als jemals zuvor auf ihre 
     Kernmärkte und -geschäfte. Viele haben sich - teilweise 
     gezwungenermaßen - konsequent aus unrentablen Geschäftszweigen 
     und/oder Märkten zurückgezogen.
   - Allen Anstrengungen zur Kostensenkungsbemühung zum Trotz, 
     konnten die europäischen Banken allerdings ihre operative 
     Effizienz über den Betrachtungszeitraum hinweg nicht steigern. 
     Ganz im Gegenteil: die Gesamtausgaben der Branche sind zwischen 
     2008 und 2016 nominal um 1 Prozent pro Jahr gestiegen. Auch beim
     Aufwand/Ertrag-Verhältnis sind kaum Veränderungen festzustellen 
     - hier wurden Kostensenkungsbemühungen durch eine noch schnelle 
     schrumpfende Ertragsbasis weitgehend zunichte gemacht.

Neben den skizzierten branchenweiten Veränderungen sehen sich deutsche Institute zusätzlich einer Reihe spezifischer Herausforderungen gegenüber. Diese liegen vor allem in der speziellen Struktur des deutschen Bankenmarktes begründet. Der zugrundeliegende Ertragspool in Deutschland ist äußerst stabil - gleichzeitig bleibt die strukturelle Profitabilität absolut aber auch im europäischen Vergleich niedrig. Die Eigenkapitalrentabilität deutscher Banken gehört noch immer zu den niedrigsten in ganz Europa. Institute aller drei Säulen des deutschen Bankwesens werden sich in Zukunft vorrangig den Themen Konsolidierung, einer anhaltend hohen Wettbewerbsintensität und der Stärkung der eigenen Innovationskraft widmen müssen.

Pressekontakt:

Davina Zenz-Spitzweg
Communications Manager DACH
Oliver Wyman
Tel. +49 89 939 49 243
davina.zenz-spitzweg@oliverwyman.com

Original content of: Oliver Wyman, transmitted by news aktuell