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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Euro-Rettung

Bielefeld (ots)

Es war ein griechischer Philosoph, der gesagt hat: »Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen.« Wie recht Aristoteles hat, zeigt sich aktuell an der Behandlung der Griechenland-Krise. Zwischen Athen und Brüssel haben Unwahrheiten ein Loch gerissen, das auch mit Hunderten Milliarden kaum noch zugestopft werden kann.

Dabei waren alle anfangs guten Willens: die Regierung in Athen, weil sie den Lebensstandard der Bevölkerung weitgehend erhalten wollte. Die übrigen Europäer, weil sie außer falschen Zahlen auch ein falsches Bild von Griechenland hatten. Wie ehedem Johann Wolfgang von Goethe suchten sie Hellas mit der Seele und fanden, dass die Wiege der Demokratie zu Europa gehören muss. Dabei setzten sie nicht Europa mit Euro-Land gleich und vergaßen, dass zwischen Aristoteles und heute gut 2300 Jahre liegen. In dieser Zeit war Griechenland fast immer Kolonie oder Diktatur. Da galt der Staat nicht als Eigentum der Bürger, sondern fremdbestimmt und als Feind.

Diese Vorstellung verschwindet nicht von heute auf morgen aus den Köpfen. Da kann der Ministerpräsident noch so selbstsicher Versprechen abgeben: Am Ende setzt er sie nicht durch, weil die Strukturen fehlen. Kann man es den Armen verdenken, dass sie sich weigern, weitere Opfer auf sich zu nehmen, wenn reiche Landsleute ihre Vermögen schon ins Ausland geschafft haben?

Da sollen, von der EU gesandt, Experten »den« Griechen beibringen, wie man einen Staat führt, die Korruption abschafft, Sozialsystem und Justiz reformiert, und nebenbei vermeintlich einfache Dinge wie ein Katasteramt einführt! Je länger diese Art von Hilfe andauert, desto stärker wird der griechische Reflex, sich nicht fremdbestimmen zu lassen.

In Deutschland versteht man nicht, warum »die« Griechen so undankbar sind und sogar gegen Wolfgang Schäuble, Angela Merkel und andere Politiker polemisieren. Auch das Missverständniss basiert auf einer Lüge. Denn die riesigen Summen, die in die Rettungspakete gepackt werden, zielen immer weniger auf die Rettung Griechenlands als vielmehr auf den Erhalt des starken Euro. Wegen der Währung muss man Spekulanten frühzeitig in die Schranken weisen, damit sie nicht wie beim Dominospiel ein Land nach dem anderen »testen« und letztlich leersaugen.

Als die ersten FDP-Politiker auftraten und sagten, für Griechenland und seine Wirtschaft sei es möglicherweise besser, wenn Athen zu der alten Drachme zurückkehre, da war der Aufschrei groß. Inzwischen aber wächst die Zahl derer, die keinen anderen Ausweg mehr sehen. Auch sie sollten aber nicht einer Lüge verfallen: Dass die Rettung Griechenlands in diesem Fall für die EU billiger werde. Das Gegenteil ist wahr. Denn dann muss Europa nicht nur Hilfspakete für Griechenland schnüren, sondern auch neue Spekulationen gegen andere Euro-Länder abwehren.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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