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Deutscher Bauernverband (DBV)

Drastischer Einkommenseinbruch in der deutschen Landwirtschaft
Veredlungsbetriebe und Ackerbau am stärksten betroffen

Berlin (ots)

(DBV) Die wirtschaftliche Lage der deutschen
Landwirtschaft hat sich im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2002/2003
drastisch verschlechtert. Das Unternehmensergebnis im Durchschnitt
der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe sackte um 25 Prozent
auf 22.900 Euro ab. Dies geht aus dem Situationsberichtes des
Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervor, den DBV-Präsident Gerd
Sonnleitner vor der Bundespressekonferenz in Berlin vorstellte.
Bereits im Vorjahr mussten die deutschen Landwirte Einkommenseinbußen
von durchschnittlich 13 Prozent hinnehmen. Ein selbständig tätiger
Landwirt verdiente im Jahr 2002/2003 durchschnittlich nur 16.325 Euro
brutto, was einem Monatseinkommen von 1.360 Euro brutto entspricht
inklusive aller Zahlungen aus Brüssel und aus dem Berliner
Agrarhaushalt. Der Einkommensabstand zur gewerblichen Wirtschaft hat
sich auf rund 40 Prozent vergrößert.
Hauptursache des Einkommensbruchs waren die deutlichen Rückgänge
bei den Erzeugerpreisen von Schlüsselprodukten wie Milch,
Schweinefleisch und Getreide. Je nach Betriebsform und Region
entwickelten sich die Unternehmensergebnisse der Betriebe im
abgelaufenen Wirtschaftsjahr unterschiedlich: Besonders gebeutelt
waren die Veredlungsbetriebe (Schweine-, Hühnerhaltung). Im Jahr
2000/2001 hatten sie noch ein Unternehmensergebnis von über 61.000
Euro erzielt. Sie mussten im zweiten Jahr hintereinander einen
massiven Rückgang erleiden; der Unternehmensgewinn ging um
durchschnittlich 62 Prozent auf 18.900 Euro zurück. Die auf Ackerbau
spezialisierten Marktfruchtbetriebe erzielten mit 24.500 Euro im
Durchschnitt ein um 35 Prozent geringeres Unternehmensergebnis.
Niedrige Preise für Getreide und nässebedingte Schäden wegen
Dauerregen und Hochwasser, vor allem in Nord- und Ost-Deutschland zur
Ernte 2002, haben den Ackerbaubetrieben zu schaffen gemacht. Unter
den Futterbaubetrieben hatten die Milchviehbetriebe mit 23.300 Euro
ein 10 Prozent geringeres Unternehmensergebnis als im Vorjahr. Der
Einkommensverlust der Rindfleischerzeuger fiel zwar prozentual
geringer aus, doch absolut beklagen sie mit 19.700 Euro ein sehr
geringes Einkommen.
Erfreuliche Ausnahme waren in 2002/2003 lediglich die deutschen
Winzer: Die Dauerkulturbetriebe mit Weinbau erzielten als einzige
eine Einkommensverbesserung, und zwar um 29 Prozent auf 37.800 Euro.
Dauerkulturbetriebe mit der Spezialisierung Obstbau dagegen mussten
ein Minus von 13 Prozent (30.500 Euro) verkraften. Auch die Einkommen
der Öko-Betriebe gingen um rund fast 13 Prozent auf 27.500 Euro
zurück. Sie verzeichneten eine ähnlich negative Entwicklung wie die
konventionellen Betriebe, doch kamen ihnen zusätzliche
Direktzahlungen für ihre Flächen zugute. Sie erhalten mittlerweile
durchschnittlich 12.000 Euro pro Betrieb, während konventionelle
Betriebe mit Agrarumweltprogrammen nur durchschnittlich 2.000 Euro
verdienen konnten.
Das Unternehmensergebnis der Nebenerwerbsbetriebe lag im
Wirtschaftsjahr 2002/2003 bei durchschnittlich 3.200 Euro (gegenüber
Vorjahr 35 Prozent minus). Auch die außerhalb der Landwirtschaft
erzielten Einkünfte sind bei den Nebenerwerbsbetrieben gesunken, und
zwar um 5 Prozent auf 11.900 Euro. Bei den vor allem in
Ostdeutschland vorherrschenden Personengesellschaften entwickelte
sich das Unternehmensergebnis auf 44.600 Euro (minus 19,5 Prozent).
Berücksichtigt man den Personalaufwand, erwirtschafteten die
Personengesellschaften 23.100 Euro je Arbeitskraft. In den
Agrargenossenschaften sank dieser Wert um fast 16 Prozent auf 23.500
Euro.
Je nach den Schwerpunkten entwickelten sich die Einkommen in den
einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Einziges Bundesland mit
einem positiven Ergebnis war Rheinland-Pfalz mit seinem Weinbau und
relativ stabilen Milchauszahlungspreisen. Dagegen haben die Länder
mit hohen Anteilen in der Veredlung und Rinderhaltung wie
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen drastische Einkommenseinbrüche
von über 40 Prozent erlitten. Die Mehrheit der Betriebe hat
de-investiert. Im dritten Wirtschaftsjahr herrscht in der deutschen
Landwirtschaft große Zurückhaltung bei den Investitionen. Die
durchschnittlichen Bruttoinvestitionen gingen auf knapp 28.000 Euro
und die Nettoinvestitionen auf 1.600 Euro je Betrieb zurück.
Für das laufende Wirtschaftsjahr 2003/2004 befürchtet Sonnleitner
nur eine weitere Stagnation der Einkommen. Niedrige Erzeugerpreise
und höhere Futtermittelpreise setzen vor allem die Milchvieh- und
Schweinehalter stark unter wirtschaftlichen Druck. Bei den
Schlachtschweinen erlebe man derzeit ein Preisdesaster. Im Ackerbau
mindern die diesjährigen niedrigen Ernteerträge die Erlöse, steigende
Getreidepreise werden dadurch stabilisiert.
Deutscher Bauernverband (DBV) 
Geschäftsstelle Berlin: 
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