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Neue Westfälische (Bielefeld): Hohe Zustimmungswerte beflügeln die Öko-Partei Der grüne Spagat könnte gelingen Miriam Scharlibbe

Bielefeld (ots)

Grünen Politikern dürfte es im Sommer 2018 mit Umfragewerten ähnlich gehen wie vielen Deutschen mit dem Wetter. Das extreme Hoch bringt Glücksgefühle, hat aber solch einen Seltenheitswert, dass es irritiert. Die einfache Antwort für das Fünf-Jahres-Hoch der Öko-Partei heißt Robert Habeck. Vor zwei Jahren scheiterte er noch als Bewerber zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl an Cem Özdemir. Seitdem hat der Norddeutsche fleißig Boden gut gemacht. Habeck, der die Partei seit Januar mit Annalena Baerbock führt, hat die Grünen aus ihrer Nische geholt, in der längst andere gewildert haben. Atomausstieg und Umweltbewusstsein sind keine Alleinstellungsmerkmale mehr. Habecks Konsequenz daraus ist radikal, mehr als einmal hat er den grünen Markenkern in Frage gestellt und neue Gedanken über Energie und Friedenssicherung zugelassen. Das verstört manche Gründungs-Grüne, um die nun die linke Sammlungsbewegung von Sahra Wagenknecht wirbt, lockt aber neue Wähler an. So lange der Tausendsassa - oder wie er sich nennt: Schriftsteller, Vater, Parteivorsitzender, Fraktionsvorsitzender und Minister - es schafft, Linke und Konservative gleichermaßen zu umarmen, darf er den Kurs halten. Aber politische Antworten sind nie einfach und tragen selten nur einen Namen. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Grünen häufig von Fehlern anderer Parteien profitiert haben. Zu Beginn ihrer Geschichte waren es die vergessenen Themen, die sie besetzen konnten. Inzwischen reicht pure Untätigkeit. Bei der Bundestagswahl 2017 konnten sie ihr Ergebnis von 2013 übertreffen. 8,9 Prozent waren aber weniger eine Belohnung für den eigenen Wahlkampf, eher die Folge noch schlechterer Kampagnen von Union und SPD. Umso erstaunlicher ist es, dass die Grünen nicht einfach sitzen geblieben sind. Sie wollen eben endlich wieder regieren. Das haben schon die gescheiterten Jamaika-Verhandlungen gezeigt. Die Rechnung könnte aufgehen - vorausgesetzt, Habeck und Baerbock schaffen es, mehr neue Anhänger zu gewinnen, als alte zu verprellen. Allerdings ist der Weg noch weit. Das letzte Mal, als die Partei in Umfragen 15 Prozent schaffte, war vor der Bundestagswahl im Mai 2013. Vier Monate später bekam sie dennoch nur 8,4 Prozent. Grüne Kandidaten und Ideen konnten immer Sympathien gewinnen, am Wahltag ist das Vertrauen in die Regierungsfähigkeit der inzwischen kleinsten Bundestagsfraktion aber nicht groß genug. Dieses Vertrauen muss sich auch ein Robert Habeck erst noch erarbeiten.

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