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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Softwarepanne beim Finanzamt Wie bei Raubrittern Jürgen Langenkämper

Bielefeld (ots)

Im frühmodernen Staat ließ der absolute Monarch einen Landsknecht oder bewaffneten Büttel schicken, um bei den Bauern die Steuern einzutreiben - mal mehr, mal weniger. Manchmal blieb gerade genug für die nächste Aussaat übrig. Im postmodernen Staat macht das die Software. Die klopft nicht an, die droht nicht mit der Folter, die nimmt gleich alles. Wenn ein Arbeitnehmer zum Ultimo 26,28 Euro überwiesen bekommt, dann reicht das nicht mal für die Miete. Im Wohlfahrtsstaat des 21. Jahrhunderts gibt es dennoch Mittel und Wege, warum niemand verhungern muss und doch zu seinem Recht kommt. Aber zum Fürchten ist das Szenario trotzdem. Denn nicht jeder hat mal eben ein-, zweitausend Euro übrig, um einen Monat durchzustehen, bis die Finanzverwaltung ihre Fehler ausgebügelt hat. Niemand sitzt im Kettenhemd in den Amtsstuben und ist bis an die Zähne bewaffnet. Dennoch dürften sich die betroffenen Steuerpflichtigen, die gegen ihren Willen und ungefragt in eine ungünstige Steuerklasse hineingezwängt wurden, für eine Weile auf die Folter gespannt fühlen, bis der Fehler rückgängig gemacht ist und sie wieder flüssig sind. Ein Trauerspiel ist das Krisenmanagement der oberen Etagen der Finanzverwaltung bis hinauf ins Ministerium. Kein Wort der Aufklärung, keine groß angelegte Öffentlichkeitsarbeit. Wie soll da das nötige Vertrauen in bargeldlose Zeiten erwachsen? Und wer garantiert, dass sich die Softwarepanne, die schon im Juli und jetzt im September zuschlug, nicht noch einmal wiederholt? Etwa beim Weihnachtsgeld im November. Reiten dann wieder virtuelle Raubritter über das Gehaltskonto?

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