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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu "Trumps Asienreise"

Regensburg (ots)

Die Bilder der prachtvollen Zeremonien, mit dem seine Gastgeber in Asien den bombastischen US-Präsidenten umgarnten, werden genauso schnell vergessen sein wie der sprichwörtliche Lobgesang des philippinischen Diktators Rodrigo Duterte auf sein großes Vorbild in Washington. Eher schon in Erinnerung bleiben dürften Trumps unbeholfene Verrenkungen beim Gruppenbild auf dem ASEAN-Gipfel. Stehen sie doch symbolisch für das strategische Durcheinander, das der "Amerika-über-Alles"-Präsident Amerikas Partnern und Gegenspielern im pazifischen Raum in den vergangenen Tagen geboten hat. Trumps wundersame Reisen nach Japan, Südkorea, China, Vietnam und die Philippinen lassen auf allen Seiten Verwirrung zurück. Nicht einmal bei einer wirklich einfachen Grundsatzfrage schaffte es der US-Präsident, für Klarheit zu sorgen. Verstehen sich die USA noch als pazifische Macht, die hinter der Ordnung steht, die sie selber einmal in Asien geschaffen hat? Zur Freude der aufstrebenden Großmacht China antwortet Trump mit einem vieldeutigen "Jein". Er führte beim asiatischen Wirtschaftsforum APEC in Vietnam den Begriff der "indo-pazifisch" ein, mit dem die USA signalisieren wollen, das Indien ein Teil ihres Kalküls und Gegengewicht zu China in der Region ist. Ein im Kern richtiger Gedanke, der bei Trump aber eine blutleere Phrase bleibt, weil er sie nicht mit Leben zu füllen versteht. Statt in Peking die versprochene klare Kante zu zeigen, schmust er sich an den starken Mann der Volksrepublik, Xi Jinping, heran. Gleichzeitig watscht er einmal mehr die Freunde Amerikas in der Region ab, denen er unfaire Handelspraktiken vorhält. Sein "Amerika-First"-Gefasel auf dem APEC-Gipfel steht wie ein Ausrufezeichen hinter dem Ausstieg aus der unterschriftsreifen Transpazifischen Partnerschaft TPP am Tag drei seiner Amtszeit. Ein Handelsbündnis, das als strategisches Instrument angelegt war, den Einfluss Chinas im pazifischen Raum einzudämmen. Dass die elf geprellten Staaten beschlossen, TPP auch ohne die USA umzusetzen, machte etwas anderes deutlich. Wie schon nach dem Ausstieg beim Pariser Klimaabkommen oder der Nicht-Zertifizierung des Iran-Abkommens entpuppt sich Trumps "Amerika-über-Alles"-Doktrin als "Amerika-alleine"-Realität. Das gilt letztlich auch für den Umgang mit dem provokanten Verhalten der Atommacht Nordkorea. Bei seinen schneidigen Auftritten vor US-Soldaten in Japan und im südkoreanischen Parlament fiel Trump am Ende nichts anderes ein, als die Verantwortung an China zu delegieren. Führung sieht anders aus. Das gilt übrigens auch für das denkwürdige Kuschen des US-Präsidenten vor Wladimir Putin. Trump zeigte einmal mehr seine Achillesferse, als er zu einer hochnotpeinlichen Verteidigung der russischen Einmischung in die Präsidentschaftswahlen ansetzte. Er glaube Präsident Putin, versicherte Trump, der im selben Atemzug die Befunde seiner eigenen Geheimdienste in Frage stellte. Nicht nur John McCain wunderte sich, warum der Präsident einem ehemaligen KGB-Spion mehr traut als seinen eigenen Diensten. Daheim in den USA versuchen Analysten zu ergründen, was das eigentliche Ziel Trumps diplomatischer Verrenkungen im Fernen Osten war. Die Washington Post spricht schlicht von einer "verpassten Gelegenheit". Vielen geht es am Ende der Asienreise Trumps so wie dem Publikum im Schlussakt von Bert Brechts "guten Menschen von Sezuan". Dort verkündet der Ansager: "Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen. Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

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