All Stories
Follow
Subscribe to Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung

Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung

NRZ: Ein Schachzug gegen den wachsenden iranischen Einfluss - ein Kommentar von JAN JESSEN

Essen (ots)

Entgegen der Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, seine Truppen vollständig aus dem Norden Syriens abziehen zu wollen, sollen nun doch US-Soldaten dort verbleiben, um, nach offizieller Lesart, mit Hilfe der kurdisch dominierten Demokratischen Streitkräfte Syriens (SDF) Ölquellen zu schützen. Die Erklärung, diese Ölquellen in der Provinz Hasakeh dürften nicht wieder der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in die Hände fallen, ist vor allem für das außenpolitisch wenig versierte amerikanische Publikum gedacht. So zynisch sie auch ist - Ölquellen sollen geschützt werden, das Schicksal der kurdischen Bevölkerung im Norden Syriens ist egal - ist sie doch einleuchtend. Terroristen dürfen keine Einnahmequellen haben. Abgesehen davon, dass diese Begründung auch ein Misstrauensvotum gegen den Nato-Partner Türkei darstellt, der in der Vergangenheit bereits im begründeten Verdacht stand, mit dem IS Ölgeschäfte gemacht zu haben, erklärt sie die neue amerikanische Volte nur unzureichend. Tatsächlich dürfte irgendwer im Pentagon dem außenpolitisch wie geografisch mit völliger Blindheit geschlagenen Präsidenten mit Nachdruck erläutert haben, dass ein Rückzug der US-Truppen dem Iran in die Hände spielen würde. Teheran plant seit längerem drei Landbrücken über den Irak und Syrien an das Mittelmeer und in den Libanon. Das würde den ohnehin gewaltig gewachsenen iranischen Einfluss in der Region zementieren und ausbauen. Die südliche dieser Routen führt über das syrische Al Tanf, wo US-amerikanische Truppen stationiert sind und den Weg verstellen. Die mittlere über Abu Kamal ist offen. Im Norden führt eine Route über das irakische Shingal-Gebirge, das mit dem Iran verbündete Milizen kontrollieren, die syrische Provinz Hasakah und dann entlang der syrisch-türkischen Grenze. Verließen die US-Amerikaner die Region, wären also zwei Landbrücken offen, was eine hinreichende Begründung für die Strategen im Pentagon ist, die Rückzugspläne ihres Präsidenten zu durchkreuzen. Die Kurden und ihre syrischen Verbündeten sind nur Bauern in diesem geopolitischen Spiel.Sie werden geopfert, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Pressekontakt:

Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616

Original content of: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
More stories: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
  • 22.10.2019 – 16:21

    NRZ: Eine Sicherheitszone ohne Partner funktioniert nicht - ein Kommentar von JAN JESSEN

    Essen (ots) - Es ist immerhin ein konkreter Vorstoß in einer Zeit, in der aus Europa bislang außer den üblichen Phrasen wenig gekommen ist: Eine international kontrollierte Sicherheitszone im Norden Syriens, wie sie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer fordert, könnte den Menschen in der umkämpften Region helfen. Könnte. Denn eine Umsetzung dieser ...

  • 09.10.2019 – 08:45

    NRZ: Sargträger dringend gesucht - von DENISE LUDWIG

    Essen (ots) - Heinz Angenendt wirkt ein wenig bedrückt. Seine Knochen wollen nicht mehr so, wie er will. Er ahnt, dass er diesen Job, der ihm so viel Freude bereitet, womöglich bald aufgeben muss. Das würde nicht nur ihn treffen, sondern auch Bestatterin Mirjam Helmus-Fohrmann. Denn die Mülheimerin sucht händeringend Sargträger - und ist damit nicht allein. Wesel, Essen, Oberhausen, Düsseldorf - wohin man blickt: ...

  • 06.10.2019 – 16:00

    NRZ: Moralische Bankrotterklärung - ein Kommentar von JAN JESSEN

    Essen (ots) - Kaum hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Türkei nach seinen Gesprächen über neue Hilfen für Ankara verlassen, machten zwei Meldungen die Runde. Erneut sind deutsche Staatsbürger in der Türkei wegen der üblichen Terrorvorwürfe verhaftet worden, darunter eine kurdische Frau aus Hamburg. Zweitens erneuerte Staatspräsident Erdogan seine Drohung, in den Norden Syriens einmarschieren und ...