All Stories
Follow
Subscribe to Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung

Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung

NRZ: Kommentar zu Joachim Gauck von RÜDIGER OPPERS

Essen (ots)

Nun ist Joachim Gauck also unser Staatsoberhaupt. Getragen, nicht nur von fünf Parteien, sondern vor allem von der Mehrheit der Menschen. Große Erwartungen sind mit seiner Wahl verbunden. Er wird viele, aber nicht alle erfüllen können. Er mag ein Präsident der Herzen sein, "Everybody's Darling" ist er aber gewiss nicht. Joachim Gauck hat sich in der ehemaligen DDR, aber auch nach der Wiedervereinigung, nie vereinnahmen lassen. Wenn er selbst nicht immer die Speerspitze des Widerstands war, so ist er doch ein begnadeter Widerborstiger. Bequem wird er es sich im Schloss Bellevue nicht machen wollen.

"Glamour", das große Thema der Wulffs, ist Gauck so fern wie die Freude am Firlefanz der feinen Gesellschaft. Der neue Bundespräsident ist ein Querdenker, manchmal ein Quertreiber. Er wird auch all denen Überraschungen bescheren, die ihn nominiert haben. Die Kanzlerin ahnt, was da auf sie zukommt. Vor allem Konkurrenz, wenn es um die Sympathie der Bevölkerung geht. Angela Merkel ist seit gestern nicht mehr die Alleinherrscherin im Reich der Mitte.

Wir Bürger dürfen uns auf einen Präsidenten freuen, der etwas zu sagen hat, selbst wenn es gelegentlich wie eine Predigt klingt.

Joachim Gaucks großes Lebensthema bleibt "Freiheit". Das hat er in seiner Ansprache erneut deutlich gemacht hat. Schon mäkeln die Superschlauen, er müsse sich einmal etwas Neues einfallen lassen: Atom, Umwelt, Internet usw. Aber ein Allesversteher im höchsten Staatsamt, der jedem flüchtigen Trend hinterherhechelt, wäre ein Graus.

Gauck sollte ein Gegengewicht zu den öden Tagespolitikern sein, die allabendlich in den Fernseh-Brüllbuden den Ton angeben. Sein kluges öffentliches Reden über die Freiheit ist sogar notwendig. Joachim Gauck spricht ja nicht nur über die Freiheit von etwas. Sondern er fordert uns eindrücklich auf, darüber nachzudenken, was wir mit gewonnener, nicht geschenkter Freiheit eigentlich anfangen wollen. Vielleicht müssen wir uns die Freiheit immer wieder verdienen, indem wir sie nicht zum Vergnügen, sondern zum Wohl der Allgemeinheit nutzen.

Joachim Gauck hat größte Zustimmung gefunden und manche Vorschusslorbeeren erhalten. Nun hat er die Chance, ein Bürgerpräsident zu werden, so wie es Gustav Heinemann war. Herr Gauck, bitte enttäuschen Sie uns nicht!

Pressekontakt:

Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616

Original content of: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
More stories: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
  • 16.03.2012 – 19:44

    NRZ: Kommentar zu Schäubles Griff in die Sozialkassen von PETER HAHNE

    Essen (ots) - Wolfgang Schäuble drückt aufs Tempo. Zwei Jahre früher als bislang geplant will der Bundesfinanzminister die Schuldenbremse des Grundgesetzes einhalten. Das ist an sich vernünftig. Deutschland stärkt so seine Stellung als solventer Schuldner auf den Kapitalmärkten und Vorbild in der EU. Wer anderen das Sparen predigt, muss an sich selbst ...

  • 16.03.2012 – 19:43

    NRZ: Kommentar zu Norbert Röttgen von JAN JESSEN

    Essen (ots) - Vor einigen Tagen hat Norbert Röttgen das marode Atomlager Asse in Niedersachsen besucht. Die Asse ist ein altes Salzbergwerk. Unten, in 750 Meter Tiefe, begegnete Röttgen einem Bergmann. Der Bergmann sagte: "Glück auf!". Röttgen antwortete: "Guten Tag". Ein kleiner Lapsus, mag sein. Aber auch ein Indiz dafür, dass es in den kommenden drei Monaten nicht einfach werden wird für den Christdemokraten, der ...

  • 14.03.2012 – 19:40

    NRZ: Der Wähler hat wieder das Wort - Kommentar zur NRW-Neuwahl. Von Rüdiger Oppers

    Essen (ots) - In NRW hat der Wähler wieder das Wort. Gut so! Unser Land braucht klare Verhältnisse. Der unwürdige Politpoker um den Haushalt war den Bürgern nicht mehr zumutbar. Es war besser den Landtag aufzulösen, als ein weiteres Geschacher um die Macht zu erdulden. Gescheitert ist die rot-grüne Minderheitsregierung nicht an ihrer Politik, sondern am ...