All Stories
Follow
Subscribe to Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Geiselnahme setzt Berlin unter Druck: Deutschland ist Teil des Irak-Kriegs - Kommentar von Hendrik Groth

Essen (ots)

Es ist eine Illusion zu glauben, dass Deutschland
nicht am Krieg im Irak beteiligt ist. Washington führt mittlerweile
diesen Krieg gegen fanatische Aufständische, die jedes Mittel
anwenden, um Terror zu säen. Und die Bundesrepublik ist eben ein
enger Verbündeter der USA. Diese Tatsache berücksichtigen die
Kidnapper von Susanne Osthoff kaltblütig.
Die deutsche Kritik am Waffengang von George W. Bush spielt in dem
Kalkül der Entführer keine Rolle. Zwei Welten prallen im Irak
unversöhnlich aufeinander. Auf der einen Seite die vermeintlichen
demokratischen Heilsbringer, auf der anderen Seite Extremisten, die
mit ungeheurer Brutalität vorgeben, ihre kruden Vorstellungen vom
Islam zu verteidigen. In der großen Mehrheit sind die Opfer dieses
fürchterlichen Konflikts Iraker, regelmäßig werden aber auch
Ausländer entführt und im schlimmsten Fall getötet.
In Berlin tagt ein Krisenstab, um die Ermordung der Deutschen zu
verhindern. Fieberhaft wird nach Strategien gesucht, wie der Kontakt
zu den Entführern hergestellt und aufrechterhalten werden kann, um
ihnen das Leben der Archäologin abzuringen. Die politischen
Forderungen der Kriminellen werden nicht erfüllt werden. Der Staat
kann und darf sich nicht als erpressbar zeigen. Es muss deutlich
gemacht werden, dass Furcht deutsche Außenpolitik nicht bestimmen
kann.
Die Appelle von Bundeskanzlerin Merkel, die Frau und ihren Fahrer
sofort freizulassen, gehören eher zum verbalen Pflichtprogramm einer
Regierungschefin, die Gangster werden sich davon kaum beeindrucken
lassen. Vielleicht sind sie aber bestechlich.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass bei zahlreichen
Entführungsfällen, gleich ob in Südamerika, Asien oder Afrika,
Lösegeld gezahlt wurde. Auch im Irak sind hohe Summen bereits
geflossen. Dass dies keine Regierung öffentlich zugibt, ist genauso
richtig wie der Versuch, mit Geld Staatsangehörige freizubekommen.
Es gibt zu einem solchen Unterfangen, das höchster Geheimhaltung
und Professionalität bedarf, keine Alternative. Es wäre eine
glückliche Fügung, wenn die Bundesregierung eine Lösegeldzahlung
offiziell und empört dementieren, Susanne Osthoff aber auf
irgendeinem Flughafen wohlauf begrüßen könnte.

Rückfragen bitte an:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Telefon: (0201) 804-0
Email: zentralredaktion@waz.de

Original content of: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 29.11.2005 – 19:44

    WAZ: Homosexuellen-Papier des Vatikan: Ablenkungsmanöver - Kommentar von Angelika Wölk

    Essen (ots) - Die Instruktion des Vatikan über die Zulassung von Homosexuellen zum Priesteramt enthält schon etwas Absurdes: Schließlich gilt ja auch für heterosexuelle Priester: Sex verboten! Doch das Dokument enthält viel zu viele Fragen. Wie soll denn ein schwuler Priester-Kandidat nachweisen, dass er seine Neigung mindestes drei Jahre lang überwunden hat? ...

  • 28.11.2005 – 19:44

    WAZ: Kommentar von Gudrun Norbisrath: Kohle für Kultur – aber klar doch

    Essen (ots) - Das Geld ist also mal wieder knapp. Da wird es wohl nicht lange dauern, bis die uralte Frage aus Loch Ness auftaucht: Ob wir denn keine anderen Sorgen hätten, als die Kultur zu fördern! Ja, haben wir. Aber Kultur muss sein. Dass die Kulturhauptstadt nicht kostenlos zu haben sein würde, war immer klar. Dass die Errungenschaften der IBA ...

  • 28.11.2005 – 19:42

    WAZ: Kommentar von Stefan Schulte: Ganzjahrestomate

    Essen (ots) - Gift im Gemüse – auch das noch. Obwohl: Kennen wir diese Meldung nicht? Muss ein paar Monate her sein, glatt vergessen. Die Empörung des gemeinen Verbrauchers ist nicht sehr lange haltbar. Es sind wohl zu viele Lebensmittel-Skandale, als dass er jeden in seine Ernährungsgewohnheiten einfließen lassen möchte. Vielleicht wird dem Verbraucher auch allmählich bewusst, dass er Teil des Problems ist. ...