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WAZ: Was zählt ist das Wohl der Kinder - Das Ende der Hauptschule - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Die Hauptschule stirbt einen schnellen Tod, wie es
aussieht. Sie geht an mangelnder Nachfrage zugrunde. Die Eltern 
wollen sie einfach nicht mehr. In Bochum gibt es eine Hauptschule, 
die verzeichnet noch eine einzige neue Anmeldung. Nimmt man den 
Willen der Eltern so ernst, wie das Politiker landauf, landab 
sonntags betonen, dann haben Hauptschulen in absehbarer Zeit 
ausgedient.
Die Hauptschule stirbt, und die Landesregierung vermag das nicht zu 
verhindern. Ein Anlass für Häme ist das nicht. Wer die Hauptschule 
dicht macht, schafft noch lange nicht die Kinder ab, die dort bisher 
hingehen. Das war (ist?) wohl die Lebenslüge auf der politischen 
Linken: Man muss nur die Gesamtschule einführen und alle 
Integrationsprobleme sind gelöst. Die konservative Lebenslüge ist die
Annahme, das dreigliedrige Schulsystem löse am besten die immer 
gravierender werdenden Teilhabe-Schwierigkeiten von Kindern, die aus 
den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr richtig lernen können oder
wollen. Unideologisch an das komplexe Thema heranzugehen bedeutet, es
von den Kindern und deren Bedürfnissen her zu denken. Der von CDU wie
SPD beinahe lustvoll gepflegte Streit um Schulformen hilft jedenfalls
keinen Deut weiter.
In Dortmund wird überlegt, 66 Sozialarbeiter abzuschaffen, die sich 
vor allem an den Hauptschulen um Problemkinder kümmern. Sollte dies 
geschehen, es wäre genau das falsche Signal, die verheerendste 
Konsequenz aus der Finanznot der Stadt Dortmund und des Landes. Wie 
vertrügen sich mit einem solchen Schritt die wohlfeilen Reden von der
zwingenden Notwendigkeit, für eine gute Zukunft unserer Kinder in 
Bildung zu investieren? Etwas einfach formuliert: Wer heute auf 
Sozialarbeiter verzichtet, braucht morgen mehr Polizisten.
Die Gesamtschule als alleinige, allein seligmachende Institution ist 
keine Lösung, mag sich das die SPD noch so sehr wünschen (in ihrem 
Programm wird das Gymnasium nicht einmal erwähnt). Immer mehr Eltern 
möchten ihre Kinder aufs Gymnasium schicken. Ihren Willen zu 
ignorieren, würde in einen gigantischen Schulkrieg führen, mit dem 
verglichen der Koop-Schulstreit aus den siebziger Jahren einem 
lokalen Scharmützel gleichen würde.
Es fällt schon auf, dass die kleineren Parteien, FDP und Grüne, 
pragmatischer an die Schulfragen herangehen als die Großen, die sich 
in ihre alten Positionen eingemauert haben. Unsere Schulen werden das
Top-Wahlkampf-Thema. Eine Schlacht bloß von Parolen werden die Eltern
den Parteien nicht durchgehen lassen. Wer deren Stimme will, muss die
nachvollziehbar beste Lösung für die Kinder präsentieren. Eine schöne
Chance.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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