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Lausitzer Rundschau: Kunst trifft Wirklichkeit Zur Premiere der Freiheitsoper "Fidelio" im Zuchthaus Cottbus

Cottbus (ots)

Es war ein ungeheurer Kraftakt für mehr als 300 Mitwirkende, ein außergewöhnliches Theatererlebnis für 1000 Besucher aus nah und fern - und zugleich ein Befreiungsakt für Menschen, die wegen ihrer Gesinnung einst hinter diesen Mauern eingesperrt waren: Am späten Samstagsabend wurde in einer berührenden Premiere Beethovens Freiheitsoper "Fidelio" in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus gefeiert. Monatelang hatte das Gemeinschaftsprojekt von Menschenrechtszentrum Cottbus und Staatstheater, unterstützt von vielen Sponsoren, die Akteure beschäftigt. Und das wird es bis zum 12. Juli noch an vielen Opernabenden im Hof des einstigen Nazi-Zuchthauses und größten politischen Gefängnisses der DDR tun. "Fidelio" aber widersetzte sich den Hürden, den Launen des Wetters und auch kritischen Stimmen. Dabei geht es um weit mehr als um hohe künstlerische Ansprüche, die an jedem Opernabend unter Beweis gestellt werden müssen. Für Pfarrer Christoph Polster, der die friedliche Revolution in Cottbus mit in Gang setzte, ist das Bemerkenswerte an dieser Freiheitsoper am authentischen Ort: Kunst verbindet sich mit dem wirklichen Leben. Wenn Menschen sich von der Musik berühren lassen, von den Stimmen der Sängerinnen und Sänger, unter die sich bewusst ehemalige Häftlinge gemischt haben, dann ist nicht nur Erinnerung möglich. Statt Aufrechnung geht es um Aufarbeitung, um Toleranz, Verständnis und Versöhnung, hat es der Vereinsvorsitzende des Menschenrechtszentrums Dieter Dombrowski auf den Punkt gebracht. Ein anderer ehemaliger Cottbuser Häftling, Ewald Mildner, konnte seiner Frau, die ihm all die Jahre beigestanden hatte, kein besseres Geburtstagsgeschenk machen als diese Premiere: Hier, wo einst seine Gesangskarriere für beendet erklärt wurde, konnte er in freier Luft singen. Andere einstige Häftlinge wie Steffen Krahl setzten sich zum Beispiel mit Fotos für das Projekt ein. Bemerkenswert vor allem ist: Es geht nicht nur um die Vergangenheit, sondern um die Wirklichkeit. Nicht nur auf Kuba braucht es Mut zu sagen: Die Gedanken sind frei.

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