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Stuttgarter Nachrichten: Sodann nennt Köhler scheinheilig "Er ist der Finanzexperte - er hätte es wissen müssen; oder er hat seine Ämter verschlafen"

Stuttgart (ots)

Der Bundespräsidentschaftskandidat der
Linkspartei, Peter Sodann, übt scharfe Kritik an Amtsinhaber Horst 
Köhler und dessen Ankündigung, sich in der Berliner Rede am 24. März 
zur Wirtschaftsmisere zu äußern. "Das ist scheinheilig. Er hätte 
schon längst etwas sagen müssen, schon als er sein Amt angetreten 
ist", sagte Sodann den Stuttgarter Nachrichten (Mittwoch). "Horst 
Köhler ist der Finanzexperte, er war Staatssekretär im 
Bundesfinanzministerium und beim IWF. Er hätte erst Kanzler Schröder 
und später Kanzlerin Merkel darauf aufmerksam machen müssen, dass 
hier etwas gehörig schief läuft und verheerend auf uns zukommt. Wenn 
niemand etwas wusste - er hätte es wissen müssen; oder er hat seine 
Ämter verschlafen."
Der 72-Jährige Kabarettist und Schauspieler Sodann bewirbt sich 
neben Gesine Schwan (SPD) um das höchste Staatsamt. Die Wahl findet 
am 23. Mai statt. Am Dienstag hatte Köhler bekannt gegeben, sich in 
der traditionellen Berliner Rede zur weltweiten Wirtschaftskrise zu 
äußern. Sodann verteidigt in diesem Zusammenhang seine Polemik gegen 
den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: "Es ist doch nicht zu 
verstehen, dass Bundespräsident Köhler Beifall bekommt, wenn er die 
Banker Monster nennt, die sich läutern müssten, während ich Dresche 
beziehe, wenn ich sage, man könnte auch Herrn Ackermann einsperren. 
Wenn US-Vizepräsident Joe Biden sagt, verantwortungslose Manager 
gehören in den Knast, ist das noch viel härter."
Sodann beteuert, er nehme seine Kandidatur und die Politik sehr 
ernst. Dass er zuletzt als Klamauk-Kandidat tituliert wurde, weist er
von sich. "Den Klamauk-Kandidaten haben andere aus mir machen wollen,
die mich missverstanden haben. Ich sag anderen meine Meinung gern mit
einem heiteren Unterton, damit lässt sich besser streiten. Aber das 
macht mich nicht zum Klamauk-Kandidaten. Wenn das im politischen 
Berlin falsch ankommt, ist das nicht mein Problem."
Auch Horst Köhler sollte mehr sein als nur ein Diener der 
Regierung.
Zugleich verteidigt er den Sozialismus als gesellschaftliche 
Alternative zur sozialen Marktwirtschaft: "Mir ist es gleich, wie wir
es nennen, um mehr Gerechtigkeit zu bekommen und die Menschen 
gebildet und kulturvoll zu erziehen. Der Sozialismus ist genauso ein 
Experiment wie in der Physik oder in der Chemie. Dass es ein paar Mal
schief gegangen ist, heißt doch nicht, dass es nicht besser, 
durchdachter und ausgefeilter geht."

Pressekontakt:

Stuttgarter Nachrichten
Chef vom Dienst
Joachim Volk
Telefon: 0711 / 7205 - 7110
cvd@stn.zgs.de

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