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Gesundheitsreformpläne
Arzneimittelforschung in Deutschland steht auf dem Spiel

Berlin (ots)

Für die forschenden Arzneimittelhersteller steht
die Arzneimittelforschung in Deutschland durch die
Gesundheitsreformpläne auf dem Spiel. "Ein staatlich verordneter
16-prozentiger Zwangsrabatt und die Aushebelung des Patentschutzes
durch Festbeträge stellen Deutschland als zukunftsfähigen
Forschungsstandort grundsätzlich in Frage. Das sind die bisher
massivsten Eingriffe der Politik in die unternehmerische Tätigkeit
der forschenden Arzneimittelhersteller in diesem Land", kritisierte
die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender
Arzneimittelhersteller (VFA), Cornelia Yzer, heute in Berlin. "Die
wirtschaftspolitischen Folgen werden gravierend sein und dem Standort
Deutschland schaden", erklärte Yzer. Sie verwies darauf, dass die
Branche allein durch die seit 1999 ergriffenen gesetzlichen Maßnahmen
in diesem Jahr bereits mit Umsatzverlusten von über zwei Milliarden
Euro belastet ist. Mit den nunmehr geplanten Eingriffen bewegen sich
die Einbußen in 2004 auf die 3-Milliarden-Marke zu - in einem
GKV-Arzneimittelmarkt mit einem Volumen von rund 14 Milliarden Euro
zu Herstellerabgabepreisen. "Einen derartig massiven Preiseingriff
kann kein Unternehmen verkraften", unterstrich Patrick
Schwarz-Schütte, Vorstandsvorsitzender der Schwarz Pharma AG. Er
erwarte für das Deutschland-Geschäft 2004 erstmalig rote Zahlen und
sehe sich deshalb zu einem Abbau von 200 Arbeitsplätzen und zu einem
sofortigen Investitionsstopp gezwungen.
"Die Sicherung des Patentschutzes und die wettbewerbliche
Preisbildung für innovative Produkte sind für uns forschende
Arzneimittelhersteller von essenzieller Bedeutung", betonte Dr.
Stefan Oschmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der MSD SHARP &
DOHME GmbH. "Die geplanten Eingriffe der Politik bestrafen dagegen
einseitig erfolgreiche Forschung mit einem Zwangsrabatt." 85 Prozent
des Umsatzes seines Unternehmens seien von Zwangsrabatten betroffen,
deshalb müsse MSD auf die Gesundheitsreformpläne mit einem
10-prozentigen Stellenabbau, der Reduzierung der Aufwendungen für
Forschung und Entwicklung sowie einem Investitionsstopp reagieren.
"Die Botschaft der Politik an die forschenden Unternehmen ist
eindeutig: Patente sind in Deutschland nichts mehr wert", kritisierte
Dr. Dr. Andreas Barner, Mitglied der Unternehmensleitung der
Boehringer Ingelheim GmbH und stellvertretender Vorstandsvorsitzender
des VFA. Die jetzt anstehenden drastischen Verluste stünden zukünftig
für Forschungsaufwendungen nicht mehr zur Verfügung: "Das hat
zwangsläufig mittelfristige Auswirkungen auf die
Arzneimittelforschung in Deutschland." Damit torpedierten die Pläne
der Gesundheitspolitik die Forschungsinitiativen des Bundes und der
Länder.
"Die Bedeutung des Patentschutzes für Arbeitsplätze und
Investitionen in Deutschland belegt ein Blick in die jüngste
Vergangenheit", erläuterte Yzer. 1996 hatte die damalige
Bundesregierung eine Patentschutzklausel in die Festbetragsregelung
aufgenommen. Dies wurde als positives Signal aufgefasst und sorgte
für Planungssicherheit. In der Folge sind in den
VFA-Mitgliedsunternehmen bis Ende 2002 über 10.000 neue,
hochqualifizierte Arbeitsplätze entstanden. Das ist eine Steigerung
um 13 Prozent. Gleichzeitig haben in dieser Zeit die Investitionen um
62 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro und die Ausgaben für Forschung und
Entwicklung um 47 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zugenommen.
Yzer: "Diese positive Entwicklung ist jetzt massiv gefährdet. Je
innovativer ein Unternehmen, desto schärfer wird es belastet." Wenn
die Politik diese Pläne realisiere, werde diese innovative Branche
Deutschland auf Dauer den Rücken kehren müssen. "Dann werden die
Medikamente zwar nicht billiger sein, aber das Know-how, die
Arbeitsplätze und die Wertschöpfung gehen unserem Land verloren."
Eine bessere Heilung und Behandlung von Krankheiten werde von der
Bevölkerung eingefordert. "Zu Recht", unterstrich die
VFA-Hauptgeschäftsführerin, "aber die Politik wirft mit den geplanten
staatlichen Preis-Eingriffen genau denjenigen Knüppel zwischen die
Beine, von denen man möglichst gute und neue Medikamente gegen Krebs,
gegen Rheuma und AIDS oder gegen neue Seuchen wie SARS haben will."
Auch für die forschenden Arzneimittelhersteller sei die
Verbesserung der Qualität und Effizienz des Gesundheitswesens
dringend erforderlich, betonte Yzer. "Wir sind bereit, dazu unseren
Beitrag zu leisten. Deshalb haben wir zum Beispiel die Herausnahme
nichtrezeptpflichtiger Arzneimittel aus der Erstattung angeboten.
Deshalb fordern wir ein wettbewerbliches Gesundheitswesen, in dem
sich alle - auch die pharmazeutische Industrie - dem Wettbewerb um
die beste Qualität stellen."

Pressekontakt:

Marc Rath
Pressesprecher
Telefon 030 20604-203
Telefax 030 20604-209
e-mail: m.rath@vfa.de

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