UNICEF Deutschland zur Debatte um die Rückkehr geflüchteter Menschen nach Syrien
UNICEF Deutschland zur Debatte um die Rückkehr geflüchteter Menschen nach Syrien
Vor dem Hintergrund der Debatte um die mögliche Rückführung geflüchteter Syrerinnen und Syrer macht UNICEF Deutschland auf die große humanitäre Not im Land und die Gefahren für Kinder fast ein Jahr nach dem Machtwechsel im Dezember 2024 aufmerksam. UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider, der im Oktober UNICEF-Programme für Kinder in Homs, in Gemeinden nahe Hama und in Aleppo besucht hatte:
„Viele Familien, die ich getroffen habe, wünschen sich nichts sehnlicher, als nach Jahren der Gewalt und Vertreibung in der Heimat ein Leben in Sicherheit zu beginnen. Wenn wir über die Rückkehr von Familien sprechen, die bei uns Zuflucht vor dem 13 Jahre dauernden entsetzlichen Krieg gefunden haben, müssen wir sehen: Für Millionen Kinder in Syrien hat ein Ausnahmezustand den nächsten abgelöst. Der Krieg ist zu Ende, ein Ende der humanitären Krise aber weit entfernt. In Homs, Aleppo und weiteren Städten sind ganze Viertel weitgehend zerstört. In Dörfern wie Latamneh, das ich besucht habe, steht kaum noch ein Haus.
Für Kinder sind die lange umkämpften Orte gefährlich, überall können Blindgänger und Minen liegen. Seit letztem Dezember sind über 150 Kinder ums Leben gekommen. Hunderte weitere wurden verletzt – wie der achtjährige Khaled, den ich getroffen habe. Über sieben Millionen Kinder brauchen humanitäre Hilfe. Familien, die jetzt etwa aus Idlib zurückkehren, leben in Ruinen oder heruntergekommenen Häusern. Viele Kinder sind mangelernährt, ein Drittel berichtet über psychischen Stress.
Seit Dezember 2024 sind über eine Million geflüchtete Menschen aus Jordanien, Libanon und der Türkei zurückgekehrt. Zwei Millionen Menschen sind aus anderen Landesteilen Syriens in ihre Heimat zurückgekommen, zwei Millionen leben als Binnenvertriebene teils weiter in einfachsten Camps.
Zu Recht wird in der politischen Diskussion auf das Interesse Deutschlands abgehoben, Syrien zu stabilisieren. Die große Zahl der schon zurückkehrenden Familien hat die Lage aber zunächst verschärft: Es fehlen Wohnungen, Wasser, Strom, Gesundheitsversorgung, Jobs. UNICEF fürchtet, dass bis Jahresende mehr als ein Drittel der Menschen in extremer Armut leben. Eine normale Kindheit ist für viele Kinder nicht in Reichweite: 2,5 Millionen gehen nicht zur Schule. Rund 40 Prozent der Schulen – 8.000 insgesamt – müssen neu aufgebaut oder repariert werden.
In meinen Gesprächen haben mir Kinder und Jugendliche erzählt, dass sie Ärztin werden wollen, Architekt, Lehrerin, Polizist. Die Kinder sind eine Generation der Hoffnung, aber diese Hoffnung ist sehr fragil.“
Weitere Informationen finden Sie hier und hier.
Service für Redaktionen
Fotos und sendefähiges Videomaterial aus Syrien, einschließlich Geschichten von Kindern und Familien, stellen wir Redaktionen zur kostenfreien Nutzung im Rahmen der Berichterstattung zur Verfügung.
Der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, und Sprecherin Ninja Charbonneau, die ihn auf der Reise durch Syrien begleitet hat, stehen gerne für Interviews zur Verfügung.
Pressekontakt: UNICEF Deutschland, Ninja Charbonneau, Sprecherin, 0221/93650-315, presse@unicef.de
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