All Stories
Follow
Subscribe to ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Medien-Info: Amazon missachtet Anhörung des Europäischen Parlaments zu Arbeitsbedingungen

Amazon missachtet Anhörung des Europäischen Parlaments zu Arbeitsbedingungen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert gemeinsam mit dem europäischen Gewerkschaftsdachverband UNI Europa den US-amerikanischen Big-Tech-Handelskonzern Amazon auf, am morgigen Donnerstag (26. Juni 2025) einen hochrangigen Vertreter des Unternehmens zur Anhörung im Europaparlament zu Arbeitsbedingungen in seinen Warenlagern nach Brüssel zu entsenden. Bislang weigert sich der Konzern, mit Spitzenvertretern an der Anhörung teilzunehmen. Dazu Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes: „Amazon gewährleistet keine guten und sicheren Arbeitsbedingungen und weigert sich, den Willen der Beschäftigten zu Tarifverhandlungen in Deutschland anzuerkennen. Dies steht in krassem Widerspruch zu unseren grundlegenden demokratischen Werten und unserem Sozialpartnermodell. Wir freuen uns, dass das Parlament aktive Schritte unternimmt, um Amazon zur Verantwortung zu ziehen.”

Laut Medienberichten hatte der Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten des Europaparlaments (EMPL) Spitzenvertreter des Konzerns zur Anhörung eingeladen. Amazon wollte dagegen nur zwei Vertreter der Arbeitsebene entsenden. Der Ausschuss lehnte diese Redner daraufhin ab, da sie „nicht über die erforderliche Seniorität verfügen“.

Oliver Roethig, Regionalsekretär von UNI Europa, erklärt: „Wir lehnen den wiederholten Vorschlag von Amazon ab, Angestellte ohne Leitungsfunktion zur geplanten Anhörung in den EMPL-Ausschuss des Europäischen Parlaments zu entsenden. Amazon-Beschäftigten werden europaweit Rechte verweigert. Statt einer produktiven Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften herrscht konzernweit eine enorme, Algorithmen getriebene Mitarbeiterüberwachung. Entscheidungen dazu werden in den höchsten Ebenen der Führungsstruktur von Amazon getroffen: im so genannten S-Team. Wir fordern daher, dass Amazon Mitglieder dieses S-Teams entsendet, damit sie vor dem Ausschuss Rede und Antwort stehen.“

Bei der Anhörung werden Oliver Roethig, Regionalsekretär von UNI Europa, Monika Di Silvestre, Gewerkschaftssekretärin der UNI Europa-Mitgliedsorganisation ver.di, Agata Wypiór, Vorsitzende des Betriebsrats der NSZZ Solidarność Amazon Poland, und Magda Malinowska, Lagerarbeiterin bei Amazon Poland und Mitglied der Gewerkschaft Workers' Initiative, berichten.

Die Anhörung wird am Donnerstag von 9:00 Uhr bis 11:00 Uhr hier live übertragen. Für Rückfragen der Redaktionen: Monika di Silvestre, mobil +49 (0)170 2260385

Hintergrund:

Im Februar 2024 haben mehr als 30 Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter UNI Europa, Corporate Europe Observatory, der EGB, LobbyControl und SOMO, einen gemeinsamen Brief an die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, geschickt, indem sie die Entziehung der Zugangsausweise für Amazon forderten. Die Ausweise wurden tatsächlich zurückgezogen, mit der Auflage, dass Amazon an einer künftigen Anhörung im Europäischen Parlament teilnehmen und eine parlamentarische Delegation in Amazon-Lagerhäusern empfängt.

Das Arbeitgeberverhalten bei Amazon ist geprägt von ausbeuterischenr Arbeitspraktiken, Verstößen gegen das Kartellrecht, das Steuerrecht und das Umweltrecht und hat weltweit scharfe Kritik von Gewerkschaften und Aktionsbündnissen hervorgerufen. Mit ihrer gemeinsamen Kampagne „Make Amazon Pay” rufen sie seit fünf Jahren an jedem 28. November, dem Black Friday, zu Streiks und Protesten auf.

Im Januar 2023 ergab die erste internationale Studie von UNI-global Union , dass das Leistungsüberwachungssystem von Amazon bei den Beschäftigten „Stress, Druck, Angst, das Gefühl, ein Sklave oder Roboter zu sein und kein Vertrauen zu genießen“ hervorruft. Mehr als die Hälfte der befragten Amazon-Beschäftigten gibt an, dass sich die Überwachungssysteme von Amazon negativ auf ihre körperliche Gesundheit (51 Prozent) oder ihre psychische Gesundheit (57 Prozent) auswirken. Deshalb haben führende Gewerkschaften aus ganz Europa, mit insgesamt mehr als acht Millionen Mitgliedern, die europäischen Datenschutzbehörden aufgefordert, die Aufsicht über die mutmaßlich missbräuchlichen Datenüberwachungspraktike n von Amazon zu verstärken.

V.i.S.d.P.

Daniela Milutin
ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin

Tel.: 030/6956-1011, -1012
E-Mail:  pressestelle@verdi.de
 www.verdi.de/presse
More stories: ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
More stories: ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft