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Zahlungsaufschübe helfen verschuldeten Entwicklungsländern doch

Zahlungsaufschübe helfen verschuldeten Entwicklungsländern doch

Hochverschuldete Länder kommen besser mit Krisen zurecht, wenn ihre Kreditgeber ihnen Zahlungsaufschübe gewähren. Das zeigt eine neue Studie der Ökonomen Valentin Lang (Universität Mannheim), David Mihalyi (Universität Kiel) und Andrea Presbitero (Internationaler Währungsfonds). Die Ergebnisse der Studie sind auch für politische Entscheidungen von Bedeutung.

Der Globale Süden steht derzeit kurz vor einer neuen Welle an Schuldenkrisen. Pandemie und steigende Rohstoff- und Lebensmittelpreise haben vielen Entwicklungsländern schwer zugesetzt. Kann man diesen Ländern mit Schuldenerleichterungen helfen? Eine neue Studie zeigt, dass die Zahlungsaufschübe, die vielen Entwicklungsländern zu Beginn der Pandemie gewährt wurden, tatsächlich geholfen haben: Länder, die ihre Schulden später zurückzahlen durften, profitierten von einer höheren Kreditwürdigkeit und dadurch von niedrigeren Zinsen am internationalen Kapitalmarkt.

Die Studie von Prof. Dr. Lang und seinen Kollegen untersucht die Auswirkungen der Debt Service Suspension Initiative (DSSI), eines Schuldenmoratoriums für Entwicklungsländer, das die G20 zu Beginn der Pandemie beschlossen hatte. Die Initiative erlaubte es den 77 ärmsten Ländern der Welt, ihren Schuldendienst von Mitte 2020 bis Ende 2021 auszusetzen. Dadurch konnten sie freiwerdende Mittel einsetzen, um Gesundheitssystem und Wirtschaft während der Pandemie zu unterstützen.

Wie bei den meisten Schuldenerleichterungen in der Vergangenheit gab es zu Beginn große Bedenken, dass die Initiative den Ländern mehr schaden als nutzen könne. Durch die Teilnahme daran, so die Sorge, würden die Länder den Märkten signalisieren, dass sie vor Zahlungsproblemen stehen. Das könne Investoren abschrecken und so die Kosten für neue Kredite steigen lassen. Tatsächlich weigerten sich viele der teilnahmeberechtigten Länder ursprünglich sogar, einen Aufschub zu beantragen.

Die Analyse der Daten zeigt jedoch das genaue Gegenteil dieser Befürchtungen: Schon einige Wochen nach Beginn der Initiative war eine deutliche Entspannung in den teilnahmeberechtigen Ländern zu beobachten. Statt eines Anstiegs zeigte sich ein Rückgang der Verschuldungskosten für die beteiligten Länder. Für die Analyse nutzten die Wissenschaftler tagesgenaue Daten vom Anleihenmarkt und konstruierten für jedes teilnahmeberechtigte Land einen statistischen Doppelgänger, der Aufschluss darüber gab, wie sich die Zinsen auf Staatsanleihen ohne die Zahlungsaufschübe entwickelt hätten. In allen Fällen zeigte sich eine Verbesserung der Situation durch den Zahlungsaufschub. Besonders stark war die Verbesserung bei Ländern, denen größere Aufschübe gewährt wurden.

Angesichts der zunehmend kritischen Schuldenlast in vielen ärmeren Ländern, sind diese Ergebnisse auch für anstehende politische Entscheidungen von Bedeutung. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) befinden sich mehr als die Hälfte aller Länder mit niedrigen Einkommen derzeit in oder kurz vor einer Schuldenkrise. Forderungen nach Schuldenerleichterungen für diese Länder werden immer lauter. Da sich Kreditgeber aber oft weigern, Schulden ganz oder teilweise zu erlassen, sind Schuldenschnitte politisch meist schwer umzusetzen. Beim Gewähren von Aufschüben wird die Höhe der Schulden jedoch nicht reduziert. Wenn Kreditgeber also nicht bereit sind, auf Rückzahlungen zu verzichten, kann das einfache Aufschieben der Rückzahlungen ein effektiver erster Schritt sein – möglicherweise auch in den bevorstehenden Schuldenkrisen.

Originalpublikation:

Die Studie wurde jüngst im American Economic Journal: Economic Policy veröffentlicht und ist hier verfügbar.

Eine Zusammenfassung findet sich auf der Plattform Vox EU.

Kontakt:

Prof. Dr. Valentin Lang
Juniorprofessor für International Political Economy and Development
Universität Mannheim
E-Mail:  lang@uni-mannheim.de
Katja Bauer
Stellv. Pressesprecherin  
Universität Mannheim
Tel.:  +49 621 181–3597
E-Mail:  bauer@verwaltung.uni-mannheim.de
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