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Rheinische Post: Sozialliberal ist Geschichte Von Michael Bröcker

Düsseldorf (ots)

Selten war ein Kanzlerkandidat der SPD so weit
vom Kanzleramt entfernt wie Frank-Walter Steinmeier. Mit der 
"glasklaren" Absage an eine Ampel-Koalition schüttelt FDP-Chef Guido 
Westerwelle die SPD ab wie eine lästige Fliege. Ausgerechnet 
Steinmeier, der SPD-Rechte und Erfinder der von der Wirtschaft so 
gelobten "Agenda 2010", muss verantworten, dass ein sozial-liberales 
Projekt auf absehbare Zeit gescheitert ist. Die Freiburger Thesen von
1971, jenes Reformpapier der Öffnung zur SPD, lässt die FDP in der 
Kammer der Archivare verstauben.
Und wie reagiert die SPD? Sie schmollt, unterstellt den Liberalen 
Taktik und verweist stur auf Sonntag.
Dabei gäbe es eine Möglichkeit, wie Steinmeier und Müntefering in den
letzten Tagen Stimmen sammeln könnten. Sie müssten offensiv für die 
große Koalition werben. Nach dem Motto ,Wer die Angela Merkel der 
letzten Jahre will, muss SPD wählen' könnten die Genossen um die 
Wähler buhlen, die Merkel, aber nicht Westerwelle wollen. Die SPD als
soziales Korrektiv. Doch dafür ist die Partei zu stolz.
Und so wird Steinmeiers Kandidatur eine Episode bleiben. In der 
Partei werden bereits Analogien zum glücklosen Ex-Kandidaten Rudolf 
Scharping bemüht. Doch selbst der Pfälzer holte 1994 gegen den 
"Kanzler der Einheit" Helmut Kohl 36 Prozent. Steinmeiers SPD liegt 
derzeit bei 26 Prozent.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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