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In Deckung, Kommentar zum Aktienmarkt von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Die mit Spannung erwartete Quartalsberichtssaison, für die extrem hohe Gewinnwachstumsraten prognostiziert werden, rückt an den Aktienmärkten schon in den Hintergrund. Denn kurz nach ihrem Start schüren die Ausbreitung der Delta-Variante und der Anstieg der Corona-Infektionen in allen drei Zeitzonen verstärkt Befürchtungen über Lockdowns, die die Erholung der Weltwirtschaft gefährden könnten.

Nun ist das an sich kein neues Thema. Bereits seit längerem bremsen die Pandemierisiken die Aktienmärkte ab und bescheren ihnen Handelstage mit Kursverlusten. Doch die Marktentwicklung vom Montag hat eine neue Qualität. Sie lässt eine deutlich gesteigerte Nervosität der Anleger erkennen. Ablesbar ist dies an den Volatilitätsindizes, die ein Indikator für Anlegerangst sind und einen gewaltigen Sprung nach oben machten. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass da noch mehr kommt und der Dax, der erst am zurückliegenden Mittwoch auf einen Rekord von 15881 Zählern gestiegen war, auch noch unter die Schwelle von 15000 Zählern fällt.

Von ausgesprochener Panik sind die Finanzmärkte weit entfernt. Aber: Angesichts der steigenden Pandemierisiken springen die Anleger in Deckung und machen ihre Portfolien wetterfester. Während Risiko-Assets wie Aktien, insbesondere zyklische und wenig verwunderlich Reisetitel, abgegeben werden, greifen die Investoren zu als sicher geltenden Anlageformen wie Staatsanleihen. Die laufende Verzinsung des zehnjährigen amerikanischen Staatstitels sank am Montag um nicht weniger als 10 Stellen und erreichte den tiefsten Stand seit dem 11. Februar.

Das Ende des Bullenmarktes auszurufen, wäre allerdings verfrüht. Schließlich schreiten die Impfkampagnen, die der Schlüssel für die Wiedereröffnung sind, voran, wenn auch mit teilweise vermindertem Tempo. Die Erholung der Weltwirtschaft würde erst dann ernsthaft in Gefahr geraten, wenn die Impfstoffe, etwa durch neue Corona-Varianten, unwirksam würden. Dafür liegen derzeit aber keine Informationen vor, die eine sehr weitgehende Abkehr vom Aktienmarkt rechtfertigen würden.

Es spricht daher einiges dafür, dass die Investoren wieder aus der Deckung herauskommen werden, um die Marktschwäche als Einstiegsgelegenheit zu nutzen. Nicht zuletzt hat sich der Mangel an Alternativen zu Aktien wieder verschärft, denn zehnjährige Bundesanleihen mit einer Verzinsung von etwa minus 0,4 Prozent sind nicht gerade prickelnd.

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