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Börsen-Zeitung: Bonsai-Banken, Kommentar zur Zerschlagung von Großbanken von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Angesichts des - so Großbritanniens oberster
Währungshüter Mervyn King - "atemraubenden" Umfangs der staatlichen 
Rettungspakete für den Bankensektor darf sich niemand darüber 
wundern, dass das Thema "Zerschlagung von Großbanken" immer wieder 
hochkocht. Die von den Statistikämtern publizierten Zahlen zur 
Belastung der öffentlichen Kassen im vorigen Jahr repräsentieren ja 
nur einen kleinen Teil der weltweit bis dato aufgelaufenen Unsummen 
an Kapitalhilfen, Garantien und sonstigen Risikoabschirmungen. Wobei 
niemand weiß, wie viel davon endgültig verloren ist oder über kurz 
oder lang zurückgegeben wird (wie hierzulande bereits ein großer Teil
der an Commerzbank und BayernLB gewährten Garantien) oder ob sogar 
Nachschüsse über den bisherigen Rahmen hinaus fällig werden.
Fest steht: Die ganze Chose ist zu teuer. Nicht allein, weil die 
Kosten der Rettungspakete die Steuerzahler überfordern, sondern weil 
das kollektive Versagen von Banken, Notenbanken, Ratingagenturen & 
Co. die Weltwirtschaft mindestens an den Rand des Abgrunds gebracht 
hat - mit umso höheren Folgekosten. Logischerweise wollen die Staaten
kein weiteres Mal erpressbar sein von Banken, die durch ihren Absturz
das System mit sich reißen würden und daher angeblich "too big to 
fail" sind.
Also große Banken zerschlagen? Der Prozess ist längst im Gange. 
Wenn die EU-Auflagen für die Genehmigung von Beihilfen realisiert 
sind, werden etwa die Commerzbank und einige Landesbanken fast auf 
Bonsai-Format geschrumpft sein. Den teilverstaatlichten britischen 
Großbanken drohen ebenfalls tiefe Einschnitte. Das geht bis hart an 
die Grenze zur Kaputtsanierung, wenn auch gesunde, ertragbringende 
Teile abgespalten werden müssen. Richtig ist zweifellos, 
Überkapazitäten aus dem Markt zu nehmen, wo Banken ihre 
Existenzberechtigung weitgehend aus volkswirtschaftlich nutzlosen 
bzw. extrem schädlichen "Ersatzgeschäften" herleiten. Für solche 
Adressen muss künftig tatsächlich - mit den Worten von BaFin-Chef 
Jochen Sanio - das "Requiescat in pace" gesprochen werden. Ob eine 
Bank "zerschlagungswürdig" (und bei Bedarf dann hoffentlich auch 
zerschlagungsfähig) ist, hängt indes zumindest nicht primär von der 
Größe ab. IKB und SachsenLB beispielsweise sind bzw. waren keine 
Großbanken. Sie wären bei Mervyn King wohl durchs Zerschlagungsraster
gefallen - und hätten dennoch fast das System zum Einsturz gebracht.

Pressekontakt:

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Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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