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Börsen-Zeitung: Alles richtig gemacht, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Entscheidung der EZB, das Leitzinsniveau bei 4% zu lassen und ein zusätzliches Refinanzierungsgeschäft mit drei Monaten Laufzeit anzukündigen

Frankfurt (ots)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine
wichtige Schlacht erfolgreich geschlagen - und das gleich an mehreren
Fronten. Nach der gestrigen Entscheidung des EZB-Rates, das 
Leitzinsniveau im Euroraum unverändert bei 4% zu lassen und zugleich 
ein zusätzliches Refinanzierungsgeschäft mit einer Laufzeit von drei 
Monaten anzukündigen, hat EZB-Präsident Jean-Claude Trichet mehrere 
zentrale Botschaften ausgesandt.
Zum einen hat er klipp und klar gesagt, dass die Notenbank die 
Funktionsfähigkeit des Geldmarktes unter allen Umständen ("at any 
price") sicherstellen werde. Diese ist seit Anfang August erheblich 
gefährdet, da sich Banken untereinander kaum mehr Geld ausleihen 
angesichts der gestiegenen Ausfallrisiken durch die amerikanische 
Hypothekenmarktkrise. Die zeitgleiche Ankündigung einer zusätzlichen 
umfangreichen Finanzspritze der EZB untermauert diese Botschaft, den 
Geldmarkt zu stützen. In dieser Situation hätte eine 
Leitzinserhöhung, die vor vier Wochen eigentlich noch beabsichtigt 
gewesen war, fatale Folgen haben können. Der Verzicht darauf ist 
konsequent.
Zum zweiten hat der oberste Währungshüter eine scharfe Grenze 
gezogen zwischen den Problemen am Geldmarkt und dem primären Mandat 
der Notenbank: der Sicherung eines stabilen Preisniveaus. Es ist 
Trichet gelungen, überzeugend darzulegen, dass die Sorgen der EZB vor
mittelfristigen Inflationsgefahren nicht gebannt sind. Die 
Kreditkrise ist noch nicht außerhalb des Bankensektors angekommen. 
Wenn der Interbankenmarkt wieder eigenständig und reibungslos 
funktioniert, wird die EZB demnach den aufgeschobenen Zinsschritt 
vollziehen. Der "tightening bias" bleibt also erhalten, wie es unter 
Zentralbankbeobachtern heißt.
Natürlich weiß niemand, wann die Finanzkrise beendet sein wird. 
Und in der Tat ist es ungewiss, ob sie sich nicht noch ausweiten 
wird, weswegen Trichet auch gut daran getan hat, weder einen 
konkreteren Termin für einen möglichen weiteren Zinsschritt zu nennen
noch weitere technische Eingriffe als Option zumindest 
auszuschließen. Aber da die Zentralbanker ihre Urteile in Echtzeit 
fällen und zugleich die Wirkungen ihrer Aktionen an derzeit 
hochnervösen Märkten antizipieren müssen, hat die EZB zumindest 
gestern alles richtig gemacht.
(Börsen-Zeitung, 7.9.2007)

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Telefon: 069--2732-0

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