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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

50 Jahre Gesellschaft für bedrohte Völker

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen feiert 2018 ihr 50-jähriges Bestehen. Als internationale Menschenrechtsorganisation macht sie sich für ethnische und religiöse Minderheiten, Nationalitäten und indigene Gemeinschaften stark. Sie kämpft gegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie für den Schutz der Zivilbevölkerung im Krieg. Gegründet wurde die GfbV 1968 von dem Studenten Tilman Zülch angesichts des Genozids an den Igbo in Biafra im Südosten Nigerias. Mit Aufsehen erregenden Kampagnen beispielsweise für die unterdrückten Kurden im Nahen Osten, Sinti und Roma oder gegen die Völkermordverbrechen serbischer Truppen an den Bosniern hat sich die GfbV einen Namen gemacht. Sie beratenden Status bei den Vereinten Nationen und kann so denjenigen Gehör verschaffen, deren Stimme nicht gehört wird. In Deutschland hat die GfbV rund 15.000 Mitglieder, Förderer und Spender.

Sehr geehrte Damen und Herren,

2018 feiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ihr 50-jähriges Bestehen. Ein halbes Jahrhundert Einsatz für ethnische und religiöse Minderheiten, Nationalitäten und indigene Gemeinschaften, gegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, für den Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen - darauf sind wir stolz und umso mehr motiviert, parteipolitisch unabhängig weiter gegen aktuelles Unrecht zu kämpfen.

Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn Sie über unser Jubiläum berichten würden und schicken deshalb hier einen Pressetext, der wichtige Stationen unseres Engagements zusammenfasst.

Herzlich möchten wir Sie auch schon jetzt zu unserem Festakt am Samstag, den 6. Oktober 2018, um 19 Uhr in der Aula der Göttinger Universität einladen. Wir konnten den TV-Moderator Yared Terfa Dibaba gewinnen, uns durch den Abend zu führen. Weggefährten werden das Lebenswerk des GfbV-Gründers Tilman Zülch würdigen und noch einmal wichtige Kampagnen und Erfolge unseres jahrzehntelangen Einsatzes in Erinnerung rufen: Wir freuen uns auf Romani Rose als Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, die deutsch-yezidische Journalistin und Frau Europas 2018, Düzen Tekkal, den Vorsitzenden der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Toprak, den menschenrechtspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Balkanexperten, Michael Brand, und den Gründer des World Uranium Hearings, Claus Biegert. Der Göttinger Oberbürgermeister Rolf Köhler (SPD) wird ganz am Anfang ein Grußwort an uns richten.

Die Vielfalt unserer Menschenrechtsarbeit weltweit in den vergangenen fünf Jahrzehnten können wir in unserem kurzen Text nur andeuten. Wenn Sie Interesse an besonderen Themen haben, rufen Sie uns bitte an! Sehr gern übersenden wir Ihnen auch die Ausgabe unserer Menschenrechtszeitschrift pogrom, die zu unserem 50-jährigen Bestehen erschienen ist!

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Delius, Direktor der GfbV

Tel. 0160 95 67 14 03

50 Jahre Gesellschaft für bedrohte Völker

1968 - das ist nicht nur das Jahr der Studentenbewegung, ihres Aufbegehrens gegen verknöcherte Autoritäten, die Elterngeneration und den Vietnamkrieg. 1968 war auch die Geburtsstunde der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Die heute in Göttingen ansässige internationale Menschenrechtsorganisation, die sich für ethnische und religiöse Minderheiten, Nationalitäten und indigene Gemeinschaften stark macht, feiert 2018 ihr 50-jähriges Bestehen. Bis heute engagiert sie sich besonders gegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie für den Schutz der Zivilbevölkerung im Krieg.

Der grausame Krieg der nigerianischen Regierung gegen das nach Unabhängigkeit strebende Biafra im Nordosten des Landes, in dem Hunger als Waffe eingesetzt wurde, erschütterte den Studenten Tilman Zülch 1968 so sehr, dass er gemeinsam mit anderen die "Aktion Biafra-Hilfe" gründete. Sie riefen zu Spenden für die Nothilfe der christlichen Kirchen auf und initiierten Aufsehen erregende politische Aktionen gegen die fortgesetzten Waffenlieferungen Großbritanniens und der damaligen Sowjetunion an Nigeria. Unterstützt wurden diese Menschenrechtsinitiativen von zahlreichen Intellektuellen und Schriftstellern wie Günter Grass, Erich Kästner, Ernst Bloch oder Paul Celan. Der Völkermord an den Igbo in Biafra forderte damals bis zu zwei Millionen Opfer - vor allem Kinder, ältere und schwächere Personen.

Ermuntert von bisherigen Spendern und Unterstützern, wandten sich die Menschenrechtler nach dem Biafra-Krieg anderen ethnischen Minderheiten zu, die blutig verfolgt, vertrieben oder diskriminiert wurden wie die Kurden im Irak, die Südsudanesen unter sudanesischer Gewaltherrschaft oder die Papua unter indonesischem Regime. Aber auch die Rechte der Sinti und Roma in Deutschland, die damals noch abschätzig "Zigeuner" genannt wurden, galt es durchzusetzen. Aus der "Aktion Biafra-Hilfe" war die Gesellschaft für bedrohte Völker entstanden. Ihr Motto ist bis heute: "Auf keinem Auge blind".

Obwohl Alarmrufe heute mit modernsten Kommunikationsmitteln in Echtzeit verbreitet werden können, ist die in Göttingen ansässige Menschenrechtsorganisation wichtiges Sprachrohr für ethnische und religiöse Minderheiten in größter Not und Bedrängnis geblieben. "Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es bis heute, Opfern schwerer Menschenrechtsverletzungen Gehör zu verschaffen, Politiker an ihre Verantwortung zu erinnern und die Rechte der Betroffenen auch vor internationalen Gremien einzufordern", sagt Ulrich Delius (59), der seit Frühjahr 2017 Direktor der GfbV ist. Die GfbV hat beratenden Status bei den Vereinten Nationen und reicht dort Stellungnahmen zur Lage bedrohter Minderheiten und Nationalitäten ein. So werden Menschenrechtsverletzungen öffentlich angeprangert, auch wenn sie von Gewaltherrschern vertuscht werden sollen.

GfbV-Gründer Tilman Zülch (79) war fast fünf Jahrzehnte lang unermüdlicher und unbestechlicher Anwalt für verfolgte ethnische und religiöse Minderheiten. Als unbequemer Mahner bekannt kämpfte er stets mit Blick auf die Menschen und nicht auf die Ideologie für Minderheitenrechte sowie gegen Völkermord und Vertreibung. Er stand an der Spitze vieler Menschenrechtskampagnen: für die offizielle Anerkennung des Völkermordes der Nazis an den Sinti und Roma, gegen die Verfolgung der Yeziden, Kurden und assyrisch-aramäisch-chaldäischen Christen im Nahen Osten oder für die Durchsetzung der Rechte der First Nations in den Staaten des amerikanischen Kontinents, die dank der GfbV 1977/78 in ganz Europa über die Lage ihrer Gemeinschaften informieren konnten. Ihre Vorträge füllten ganze Hörsäle. Ende der 80-er Jahre deckte die GfbV die Beteiligung deutscher Firmen am Aufbau einer Giftgasindustrie im Irak auf. Beim Giftgasangriff der irakischen Armee unter Diktator Saddam Hussein auf die kurdische Stadt Halabja 1988 waren rund 5.000 Menschen qualvoll ums Leben gekommen.

Im Bosnienkrieg (1992-1995) war die GfbV die nachdrücklichste Stimme im deutschen Sprachgebiet, die die Verbrechen serbischer Truppen an bosnischen Muslimen beim Namen nannte: Völkermord und Massenvertreibung, Konzentrations- und Vergewaltigungslager, standrechtliche Erschießungen, die gezielte Tötung von Zivilisten durch Heckenschützen. "Wir waren entsetzt, dass das Europa des ausgehenden 20. Jahrhunderts nicht schnellstens einen Weg fand, diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit Einhalt zu gebieten", erinnert sich Delius an diese Zeit. Damals arbeitete manchmal ein großer Teil der GfbV-Belegschaft gemeinsam an der Vorbereitung von Demonstrationen, Großkundgebungen oder Menschenrechtsaktionen gegen die Lethargie der Politik. Sie organisierten Kongresse, Anhörungen und Informationsveranstaltungen, befragten überlebende Augenzeugen, alarmierten die Medien. Das in Den Haag eingerichtete internationale Kriegsverbrechertribunal bestätigte in seinen Urteilen später viele der schweren Vorwürfe der GfbV gegen die serbische Führung.

Aber auch das Engagement für andere ethnische und religiöse Minderheiten und Nationalitäten in aller Welt wurde und wird bei der GfbV nicht vernachlässigt. Es gibt schlagkräftige Menschenrechtskampagnen für die von illegalen Holzfällern und Drogenbaronen bedrohte indigene Gemeinschaft der Ashaninka im brasilianisch-peruanischen Amazonasgebiet, für die um ihr Land ringenden Mapuche in Chile, für Maya-Bürgerrechtler und -Umweltschützer in Guatemala, für die unter ständig neuer Vertreibung leidenden Nuba und Darfuri im Sudan, für unterdrückte Tibeter und Uiguren in China, für bedrängte Christen in Pakistan, Indonesien oder Nigeria, für die gejagten muslimischen Rohingya aus Burma oder für die Befreiung der Sklaven in Mauretanien bis hin zum Einsatz für Roma, die vor Verelendung aus den Staaten Osteuropas flüchten, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Ein ganz großes Thema war in den vergangenen Jahren die Lage der Kurden, Christen und Yeziden in Syrien, der Türkei und im Irak, aber auch der Kopten in Ägypten.

Getragen wird die GfbV von ihren rund 15.000 Mitgliedern, Förderern und Spendern. Sie garantieren mit ihren Beiträgen die Unabhängigkeit der Menschenrechtsorganisation mit ihren 17 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ehrenamtliche Unterstützung wird gern angenommen: So sind bundesweit 15 Regionalgruppen aktiv, die Vorträge organisieren, kritische Filme zeigen, Flüchtlinge oder politische Gefangene unterstützen oder zu ausgewählten Themenfeldern aktiv sind. 2017 verfügte die GfbV über ein Budget in Höhe von rund drei Millionen Euro. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen hat der GfbV mit seinem Spendensiegel bescheinigt, mit den ihr anvertrauten Geldern sorgfältig und verantwortungsvoll umzugehen.

Kontakt: GfbV-Direktor Ulrich Delius, Tel. 0160 95 67 14 03.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Postfach 2024, 37010 Göttingen
Tel. +49 (0)551 499 06-25, Fax +49 (0)551 58028 
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