BG Verkehr - Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation
So bekommen Sie Schwung in Ihre Unterweisungen
Unterweisungen sind unbestritten wichtig für die Sicherheit und Gesundheit im Unternehmen. Und sie sind verpflichtend nach Paragraf 12 des Arbeitsschutzgesetzes. Wenn sie allerdings zu einer öden Pflichtveranstaltung verkommen, verfehlen sie das Ziel. Während der Branchenkonferenz „Fahrpersonal unterweisen – Gamechanger für Sicherheit und Erfolg“ am 17. und 18. September in Hamburg zeigten Arbeitssicherheitsexpertinnen und -experten, wie es besser geht.
„Wir müssen bei den Unterweisungen wieder näher an die Beschäftigten rankommen.“ Diese Forderung stellte Wolfgang Witzke, Vorsitzender der Vertreterversammlung der BG Verkehr und langjähriger Ausbilder für Fahrpersonal beim Entsorger Remondis am Ende der Branchenkonferenz „Fahrpersonal unterweisen – Gamechanger für Sicherheit und Erfolg“. Zu der Veranstaltung hatte die BG Verkehr als zuständige Berufsgenossenschaft für die Verkehrsbranche gemeinsam mit der Sektion für Prävention im Transportwesen der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) eingeladen. Das Thema traf einen Nerv der Branche. Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen vor Ort in der Hauptverwaltung der BG Verkehr teil, 110 weitere hatten sich für eine Online-Teilnahme entschieden.
In vielen Unternehmen des Verkehrsgewerbes ist das Thema weniger populär. Zwar wird die Pflicht zur Unterweisung nach Paragraf 12 Arbeitsschutzgesetz meistens erfüllt, aber sowohl von zahlreichen Unternehmen als auch von Beschäftigten als reine Pflichtveranstaltung abgehandelt. Martin Küppers, Leiter Arbeitssicherheit und Regelwerk bei der BG Verkehr sieht hingegen einen breiten Nutzen: „Im Grunde geht es nicht nur um Sicherheit und Gesundheit, sondern auch um richtige Arbeitsabläufe, effiziente Arbeitsweisen und Verhalten beim Kunden. Das alles sind Kernprozesse jedes Unternehmens. Sicherheit und Gesundheit sind immer dabei.“
Aber auch wer als Unternehmerin und Unternehmer für Unterweisungen brennt, steht vor einigen Herausforderungen. Kaum ein anderer Berufszweig ist so vielsprachig und multikulturell aufgestellt wie das Fahrpersonal. Entsprechend anspruchsvoll ist auch die Wissensvermittlung. Für den Fernverkehr kommt hinzu, dass es organisatorisch komplex ist, die Fahrerinnen und Fahrer zu einer Unterweisung an einem Ort zu versammeln. Doch die Branchenkonferenz zeigte eine Reihe innovativer Ansätze, um die Probleme zu überwinden:
Die Wurzeln nicht vernachlässigen. Schon vor dem Einzug von PowerPoint, Videofilmen und E-Learning gab es wirkungsvolle Unterweisungsmethoden, die bis heute die Basis bilden: Unterwiesen wird am Arbeitsplatz, beim Fahrpersonal also vor allem am Fahrzeug. Auch die Lehrmethode ist bewährt: Erklären, vormachen, nachmachen lassen.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Unterweisungen am Freitag kurz vor Feierabend oder am ansonsten arbeitsfreien Sonnabend sind organisatorisch vielleicht bequem. Beim Fahrpersonal sind sie eher unbeliebt und schaffen keine gute Lernatmosphäre. Wenn es denn gar nicht anders geht: Wenigstens einen attraktiven Rahmen schaffen, wie ein gemeinsames Essen, anschließende Firmenfeier o.ä.
Interaktiv unterweisen. Eine Unterweisung ohne die Möglichkeit, Fragen zu stellen ist keine richtige Unterweisung. Auch eine Lernerfolgskontrolle, schriftlich, mündlich oder elektronisch, ist ein interaktives Element.
Das eigene Unfallgeschehen einbeziehen. Besonders wirksam ist eine Unterweisung, wenn ein Bezug zur eigenen Arbeitswelt besteht. Dieser ist immer gegeben, wenn Unfälle oder Beinah-Unfälle aus dem eigenen Betrieb Gegenstand der Unterweisung werden. Besonders wenn es gelingt, zeitnah zu dem Ereignis zu unterweisen.
Technik nutzen. Der KEP-Dienstleister Weinhut GmbH nutzt mit gutem Erfolg Künstliche Intelligenz (KI), um Unterweisungen in andere Sprachen zu übersetzen. Die Spedition Ansorge arbeitet über einen Dienstleister mit Dashcams und KI, um ihrem Fahrpersonal Feedback zu ausgewählten Fahrsituationen zu geben. Andere Unternehmen nutzen kleine Lernprogramme auf dem Tabletcomputer, die für ergänzende Wissensvermittlung unterwegs genutzt werden.
Medien richtig einsetzen. Filme sind ein sinnvolles Medium, Unterweisungen zu unterstützen. Allerdings sollten Fahrerinnen und Fahrer damit nicht allein gelassen werden. Wie ein gut gemachter und moderner Unterweisungsfilm aussehen kann, zeigte auf der Branchenkonferenz die auf Baustofftransporte spezialisierte Cemex Logistik GmbH, die sogar die Influencerin Sabrina („Trucker-Babes“) eingebunden hatte.
Die BG Verkehr hilft. Sie schult Sicherheitsfachkräfte und Sicherheitsbeauftragte ihrer Mitgliedsunternehmen, die an Unterweisungsthemen mitarbeiten können. Auf ihrer Website (www.bg-verkehr.de/medien/medienkatalog) stehen kostenlos unter anderem Unterweisungskarten und Animationsfilme zum Einsatz bei Unterweisungen bereit.
Auf interkulturelle Unterschiede achten. In immer mehr Unternehmen arbeiten Fahrerinnen und Fahrer, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Auch diese müssen die Unterweisung verstehen. Erste Unternehmen setzen KI als Übersetzungshilfe ein. Wo KI nicht zu Verfügung steht, können andere Beschäftigte mit derselben Muttersprache, die schon länger in Deutschland arbeiten, als Übersetzerinnen und Übersetzer helfen. Auch das Erläutern der Arbeitsprozesse in der Arbeitsumgebung (zeigen, erklären, nachmachen lassen) und mehrsprachige Unterweisungsmedien sorgen für besseres Verständnis.
Sorgfältig einweisen. Ob ein neues Fahrzeug, ein erstmalig eingesetztes Fahrerassistenzsystem (FAS) oder ein ungewohntes Flurförderzeug: Um das jeweilige Arbeitsgerät sicher zu beherrschen, ist eine detaillierte Einweisung zwingend erforderlich. Gerade bei Fahrerassistenzsystemen weiß das Fahrpersonal oft nicht, wie die Systeme arbeiten und wann sie eingreifen. Die Folge: Unsicherheit, fehlende Akzeptanz oder sogar das weisungswidrige Abschalten des FAS.
Den richtigen Ton treffen. „Nicht immer gleich mit dem Sargdeckel klappern“, sagte Andreas Drews vom SVG Service und Vertrieb Süd. Der Unterweisungsprofi setzt auf Augenhöhe: Überzogene Schwarzmalerei kommt nicht an. Auch ein allzu belehrender Ton oder gar Befehlston erzeugen eine Abwehrhaltung. Die Botschaft wird am besten vermittelt, wenn sie professionell, dialogorientiert und positiv rübergebracht wird.
Die Unterweisenden sind der Schlüssel. Die Führungsverantwortlichen sind als Vorbild die Schlüsselpersonen für das Gelingen der Unterweisung. Wirken sie gelangweilt, genervt oder desinteressiert an den Inhalten, ist das verheerend für den Erfolg. Hier gilt: Selbst Führung zeigen – oder einen Profi wie die Fachkraft für Arbeitssicherheit für Unterweisungen engagieren.
Mit freundlichen Grüßen
Björn Helmke
BG Verkehr Pressesprecher Ottenser Hauptstraße 54 22765 Hamburg
Telefon: +49 40 3980-1155 Fax: +49 40 3980-1199 E-Mail: bjoern.helmke@bg-verkehr.de Internet: www.bg-verkehr.de