Angst vor dem ersten Schultag? Kein Grund zur Sorge!
Es gibt Momente im Leben eines Menschen, die eine grundlegende Veränderung einleiten. Etwas Altes endet, etwas Neues beginnt. Damit verbunden sind neben Hoffnung und Zuversicht auch so einige Unsicherheiten und Zweifel. Werde ich die neuen Herausforderungen meistern? Wie gut kann ich mit Veränderungen umgehen? Egal, ob es dabei um einen Jobwechsel, einen Umzug oder den Eintritt ins Rentenalter geht: Veränderungen sind ein immer wiederkehrender Bestandteil unseres Lebens. Das gilt für Groß und Klein.
Mit Blick auf die jungen Lerner steht für viele Eltern und Angehörige in den kommenden Wochen das Thema der bevorstehenden Einschulungen ganz oben auf der Tagesordnung. Neben der Planung der Feierlichkeiten stehen noch weitere Herausforderungen an: Schulmaterialien besorgen, den passenden Schulranzen finden, Anträge und Formulare ausfüllen. Doch nicht nur für die erwartungsfrohen Eltern gibt es in dieser Zeit einiges zu tun. Auch die angehenden Erstklässler befinden sich in einer Zeit des Wandels. Aus Kita- und Vorschulkindern werden plötzlich Schülerinnen und Schüler, auf die die vielfältigen Anforderungen des neuen Alltags warten. Tagesabläufe ändern sich, neue Kontakte und Freundschaften müssen geknüpft werden. Kurzum: alles ist anders.
Gewiss schwingt dabei viel Vorfreude in den neugierigen und eifrigen Herzen der jungen Lernenden mit. Doch ebenso dürfen (vermeintlich) negative Gefühle wie Angst und Zweifel ihren Raum bekommen. Plötzlich ist man nicht mehr der oder die Älteste im Kindergarten, sondern gehört wieder zu den „Kleinen“ in der Primarstufe. Alles auf Anfang. Werde ich neue Freunde finden? Wie komme ich in der Schule zurecht? Für Eltern ist es besonders wichtig, die Sorgen und Ängste ihres Kindes wahrzunehmen und gemeinsam darüber zu sprechen, das eigene Kind emotional dort abzuholen, wo es sich gerade mit seinen Gedanken befindet und schwierige Themen nicht zu tabuisieren. Wenig hilfreich sind Verweise auf den sogenannten „Ernst des Lebens“, der mit dem Schuleintritt angeblich beginne. Vielmehr gilt es, emotionale Präsenz zu zeigen und ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln.
„Ich bin bei dir. Ich glaube an dich. Du wirst das schaffen.“
Sich ändernde Lebensumstände, in der Fachsprache als „Transitionsprozesse“ bezeichnet, beschränken sich nicht nur auf den Übergang zwischen Kita und Schule. Sie kehren vielmehr fortlaufend wieder und gehören zum Leben dazu. Der erste große kritische Moment beginnt bereits mit der Geburt. Der Übergang vom geschützten Mutterleib hinaus in die noch unbekannte Welt ist zunächst ein unfassbarer Schock für das Neugeborene. Hier gilt es, das Urvertrauen des Kindes durch viel körperliche und emotionale Zuwendung, Wärme und Kommunikation herzustellen. Nur durch ein im Gehirn fest verankertes Urvertrauen in die Welt und Mitmenschen kann Lernen und Wachsen erfolgreich gelingen. Generationen von Kindern tragen seelische Narben mit sich, da das „Schreien lassen“ aufgrund historischer Umstände noch viel zu tief im Gedächtnis verankert war und zum Teil weiterhin ist. Auch in der Nachkriegszeit hat Johanna Haarers Werk „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, welches dem Nationalsozialismus entspringt und aus heutiger Sicht berechtigte Kritik erfährt, noch viel zu häufig Einzug in private Haushalte gefunden, Erziehungsstile geprägt und ein falsches Bild von den Bedürfnissen der Schutzbefohlenen vermittelt. Kaum zu glauben, dass im Jahr 1987 noch eine letzte Auflage erschien.
Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls der Prozess der Eingewöhnung beim Eintritt in die Kindertageseinrichtung, der wohlbegleitet sein will, in der Praxis aber allzu häufig aufgrund von Personalmangel, gesetzlichen Vorgaben und organisatorischen Schwierigkeiten zu kurz kommt. Auch innerhalb der Kitazeit wartet zumeist ein zusätzlicher Veränderungsprozess darauf, bewältigt zu werden: der Übergang von der Krippe in den Kindergarten. Häufig geht dies mit einem Wechsel der Bezugspersonen und der Gewöhnung an neue Räumlichkeiten einher.
Ist Übergang von der Kita und Schule nun ein Grund zur Sorge? Mitnichten! Vielmehr bietet er für die jungen Lerner vielfältige Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Er eröffnet die Chance, neue Erfahrungen von Autonomie und Selbstständigkeit erleben zu dürfen. Mit Eltern und vertrauten Personen als sicherem Hafen, geht es auf zu neuen Ufern. Nicht nur die Kinder können mit diesem Umbruch reifen, auch für die betreuenden Erwachsenen ist es eine Gelegenheit, sich in der Elternrolle weiterzuentwickeln. Nicht umsonst heißt es: „Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben“.
Gemeinsam leisten die Illustratorin Marie Reimann und ich seit mittlerweile zehn Jahren einen kleinen Beitrag, um junge Menschen in dieser Phase des Wandels literarisch zu begleiten. Erstmals im Jahr 2015 erschienen und mittlerweile sowohl ins Niederdeutsche und Englische übersetzt, hat „Die kleine Eins“ ihren Weg in Kitas und Grundschulen gefunden und wird von Pädagogen auf vielfältige Weise für die Vermittlung mathematischer Inhalte eingesetzt. Mit Recht darf es mittlerweile als Standardwerk für den Anfangsunterricht bezeichnet werden.
Auch die namensgebende Protagonistin durchlebt während ihrer Abenteuer Veränderungsprozesse. Im ersten Buch ist sie noch allein und glaubt, die einzige Zahl auf der Welt zu sein. Ihr Leben wird grundlegend auf den Kopf gestellt, als sie weitere Zahlen kennenlernt und neue Freundschaften schließt. Sie stellt fest, dass es nicht bedeutsam ist, welche Zahl denn nun die größte oder kleinste ist. Vielmehr ist es wichtig, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Mit allen Stärken und Schwächen.
Auch die kleine Eins ist oft von Selbstzweifeln und Ängsten geplagt. So muss sie sich im zweiten und dritten Teil der Buchreihe vielfältigen Rechenaufgaben stellen und bemerkt, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen, sondern ein integraler Bestandteil des Heranwachsens und Lernens ist. Im vierten, 2025 neu erschienen Buch, nimmt sie es sogar mit einem gefräßigen „Mengenkrokodil“ auf und überwindet gemeinsam mit ihren Zahlenfreunden allerlei Hindernisse. „Die kleine Eins“ und ihre Folgebände sprechen eine breite Altersgruppe an und bieten ein hohes Identifikationspotential mit ihren schrulligen und zugleich liebenswerten Figuren. Ein perfektes Geschenk für die Schultüte.
Gemeinsam mit Marie Reimann und dem Spica Verlag freue ich mich darauf, noch viele Kita- und Schulkinder auf ihrem Weg begleiten zu dürfen, sei es durch unsere Bücher oder mittels Lesungen vor jungem Publikum. Rückblickend sind wir sehr stolz auf die Entwicklung unserer geliebten „Kleinen Eins“ in den letzten zehn Jahren. So lässt sich abschließend festhalten: auch die „kleine Eins“ wächst mit ihren Aufgaben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leser, viel Erfolg und gutes Gelingen für all die spannenden Veränderungen und Umbrüche, die Sie und Ihre Liebsten noch erwarten.
Herzlichst
Ihr Felix Walk
Spica Verlag GmbH
Frau Kathrin Kolloch
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