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VNW-Direktor Andreas Breitner zu den neuen Baugenehmigungszahlen in Hamburg

  1. Die Hamburger Zahlen sind desaströs und lassen befürchten, dass wir in eine große Wohnungsnot hineinsteuern.
  2. Die Zunahme beim sozialen Wohnungsbau ist zwar eine „positive“ Nebenwirkung. Allerdings wird dieser allein die Probleme am Wohnungsmarkt nicht lösen.
  3. Der frei finanzierte Wohnungsbau zu halbwegs bezahlbaren Preisen liegt brach. Ein massives Förderprogramms des Bundes ist nötig. Hamburg allein schafft das nicht.
  4. Bürokratische Auflagen für den Wohnungsbau müssen abgebaut werden.

108/2023

Einem Bericht von NDR 90,3 zufolge ist in den ersten drei Quartalen dieses Jahres in Hamburg der Bau von rund 3.700 Wohnungen genehmigt worden. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres seien es etwa 7.300 gewesen. Allerdings seien mehr Sozialwohnungen gefördert worden, berichtet der Sender weiter. Hamburg werden in diesem Jahr deutlich über der Marke von 2.000 Sozialwohnungen landen. Der Bauüberhang von genehmigten Wohnungen ohne einen Baubeginn seie von rund 25.000 auf rund 12.000 gesunken, berichtet NDR 90,3.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Die steigenden Zahlen beim geförderten Wohnungsbau sind ein Krisensymptom - eine Nebenwirkung, aber zumindest eine positive. Angesichts der dramatischen Steigerung bei den Baupreisen und bei den Zinsen sowie der nach wie vor überbordenden Bürokratie ist der soziale Wohnungsbau der Notnagel, der gerade noch so geht.

Die Zahlen belegen, was die sozialen Vermieter seit längerem sagen: der soziale Wohnungsbau bietet die Chance, der Krise beim Neubau wenigstens etwas entgegenzusetzen. Das liegt auch an der deutlich gestiegenen öffentlichen Förderung durch Hamburg.

Frei finanzierter Wohnungsbau liegt brach

Der frei finanzierte Wohnungsbau zu halbwegs bezahlbaren Preisen ist derzeit nicht mehr umsetzbar. Das belegen die Zahlen auf erschreckende Weise. Laufende, durch frühere Verträge abgesicherte Bauprojekte werden noch abgewickelt. Das erklärt auch den Rückgang des Bauüberhangs.

Neue Bauprojekte hingegen liegen auf unbestimmte Zeit auf Eis. Das hat einen Grund: Wer heute neu baut, müsste am Ende zwischen 17 und 18 Euro monatliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter verlangen, um wenigsten die Kosten wieder reinzubekommen. Das können selbst Haushalte mit eine halbwegs hohen Einkommen nicht wippen.

Sorge vor eine großen Wohnungsnot

Die jetzt bekannt gewordenen Hamburger Zahlen lassen befürchten, dass wir in eine große Wohnungsnot hineinsteuern. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum wird sich in den kommenden Jahren zuspitzen und die Mietpreise - zumindest, wo sie nicht gedeckelt sind - weiter befeuern.

Der Bund muss jetzt reagieren und umgehend ein massives Förderprogramm auflegen. Die Einrichtung eines 50-Milliarden-Euro-Fonds für den Bau bezahlbarer Wohnungen wäre der richtige Schritt. Hamburg als Bundesland allein ist überfordert, die Krise beim Wohnungsbau zu bewältigen.

Sozialer Wohnungsbau nach Kassenlage geht nicht

Zudem muss die Höhe der Fördermittel verstetigt werden. Sozialer Wohnungsbau darf nicht nach Kassenlage gefördert werden. Weitere gesetzliche Einschränkungen bei der Gestaltung und der Erhöhung von Mieten wären kontraproduktiv. Sie schaffen keine einzige Wohnung, schwächen aber die Investitionsmöglichkeiten der Unternehmen.

Es führt auch im Bereich des Wohnungsbaus an der einfachen ökonomischen Regel kein Weg vorbei: Unternehmen werden nicht investieren, wenn das Investment sie am Ende in ihrer Substanz schädigt oder gar ihr wirtschaftliches Überleben bedroht. Wenigstens eine geringe Rendite - bei der Wohngemeinnützigkeit waren es bis zu vier Prozent - muss drin sein.

Pause bei der Bauauflagen unverzichtbar

Zu guter Letzt: Wir brauchen nicht nur eine Pause bei Anforderungen und Auflagen für den Wohnungsbau, sondern einen spürbaren Rückgang. Sonderwünsche, die vor einigen Jahren angesichts niedriger Zinsen und einer guten Baukonjunktur noch drin waren, sind jetzt nicht mehr erfüllbar.

Wohnen wird hierzulande nur günstiger, wenn auch der Bau von Wohnungen bezahlbar bleibt. Steigende Anforderungen und sinkenden Mieten - das geht nicht zusammen.“

11/10/2023

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 428 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,41 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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