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VNW-Direktor Andreas Breitner: Umsetzung der Energieeffizienzregeln des EU-Parlaments kostet die norddeutsche Wohnungswirtschaft bis zu sieben Milliarden Euro im Jahr und treibt gemeinwohlorientierte Vermieter in die Krise

35/2023

Hamburg/Kiel/Schwerin. Die Umsetzung der vom EU-Parlament beschlossenen strengen Energieeffizienzregeln bis 2033 dürfte nach ersten Berechnungen in Norddeutschland in den kommenden zehn Jahren etwas mehr als 70 Milliarden Euro kosten.

„Das wären bis zu sieben Milliarden Euro im Jahr“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Diese Summe verschlägt einem die Sprache und macht deutlich, vor welch‘ großen Problemen die Wohnungswirtschaft und der Staat stehen. Woher das Geld kommen und wie künftig bezahlbare Mieten garantiert werden sollen - das steht im Augenblick in den Sternen. Die EU-Pläne zwar energetisch transparent, aber technisch aufwändig und extrem teuer.“

Um innerhalb der EU bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen, sollen Gebäude mit besonders schlechter Energieeffizienz saniert werden. Dem Beschluss des Parlaments zufolge sollen Wohngebäude bis 2030 mindestens die Energieeffizienzklasse „E“ und bis 2033 die Energieeffizienzklasse „D“ erreichen. Betroffen von den geplanten Neuregelungen sind europaweit schätzungsweise 35 Millionen Gebäude. Ähnlich wie bei Haushaltsgeräten soll die Energieeffizienz auf einer Skala von „A“ bis „G“ angegeben werden.

„Nach dem Willen des EU-Parlaments wären die energetisch schlechtesten 15 Prozent aller Gebäude damit faktisch von einem Sanierungszwang betroffen“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Wir gehen sehr konservativ geschätzt von durchschnittlichen Sanierungskosten von 1500 Euro pro Quadratmeter aus. In Hamburg kämen wir damit auf Kosten von 11,8 Milliarden Euro, in Schleswig-Holstein auf Kosten von rund 25 Milliarden Euro und in Mecklenburg-Vorpommern auf rund 12,4 Milliarden Euro Investitionsbedarf bis zum Jahr 2033. Selbst großzügige öffentliche Förderprogramme stoßen da rasch an ihre Grenzen. Wo soll das Geld dafür herkommen?“

Breitner wies zugleich darauf hin, dass der Vorschlag des EU-Parlaments bisher am weitesten geht. Ende 2021 hatte die EU-Kommission und im vergangenen Jahr hatten die Mitgliedsstaaten eigene Vorschläge unterbreitet, die wegen einer anderen Betrachtungsmethode vermutlich niedrige Kosten zu Folge hätten.

Viele offene Fragen hinsichtlich der Kriterien für die Auswahl der betroffenen Gebäude und hinsichtlich der genauen Definition des gesetzlichen Ziels führen aktuell zu großer Verunsicherung über die praktischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der novellierten Richtlinie.

„Es kommt jetzt darauf an, dass die Bundesregierung im Geleitzug mit den Bundesländern auf EU-Ebene das Schlimmste verhindert. Klimaschaden ist immer teurer als Klimaschutz. Allerdings darf dieser nicht dazu führen, dass Millionen Menschen sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können. Wir haben in den vergangenen Wochen erlebt, wie sensibel die Menschen auf Vorschläge zur Wärmewende reagieren. Verunsicherung kann schnell in Ablehnung umschlagen. Für die Zukunft des bezahlbaren Wohnens im Norden hiesse die 1:1 Umsetzung der EU-Gebäude-Pläne: Treffer versenkt!“

16/03/2023

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 412 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,26 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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