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[Pressemitteilung] Kinderbetreuung in Corona-Zeiten: Sonderbefragung in Nationalen Bildungspanel (NEPS)

[Pressemitteilung] Kinderbetreuung in Corona-Zeiten: Sonderbefragung in Nationalen Bildungspanel (NEPS)
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Kinderbetreuung in Corona-Zeiten:

Auch bei gleicher beruflicher Belastung betreuen Mütter häufiger allein als Väter

Durch die temporären Schließungen von Schulen und Kindertagesstätten im Zuge der Corona-Pandemie im Frühjahr dieses Jahres standen viele berufstätige Eltern plötzlich vor der Herausforderung, gleichzeitig ihre Kinder zu betreuen und ihrer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Die dritte Auswertung der Corona-Zusatzbefragung im Rahmen des Nationalen Bildungspanels (NEPS - National Educational Panel Study), der größten Langzeit-Bildungsstudie in Deutschland, zeigt nun, wie berufstätige Eltern in den ersten Monaten der Pandemie die Betreuung ihrer Schul- und Kitakinder organisiert haben. Die Daten weisen dabei auf eine zentrale Rolle der Mütter hin, zeigen jedoch auch, dass ein Drittel der älteren Schulkinder in dieser Zeit ohne Beaufsichtigung war.

Anfang September lobte der aktuelle Bildungsbericht der OECD die Bundesrepublik Deutschland für die Erfolge beim Ausbau der Kinderbetreuung, die für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zentral ist. Doch das Zusammenspiel von Kinderbetreuung und Beruf funktionierte ab Mitte März für mehr als vier Millionen berufstätige Eltern aufgrund von pandemiebedingten Schul- und Kitaschließungen schlagartig nicht mehr.

Eine neue Auswertung der Corona-Zusatzbefragung unter NEPS-Teilnehmenden untersucht, wie Familien die Kinderbetreuung in der Corona-Krise bewerkstelligt haben und wie der berufliche Alltag der Eltern das Betreuungsarrangement beeinflusst hat. Dabei nimmt der Bericht verschiedene Gruppen von Familien mit Kindern unterschiedlichster Altersgruppen in den Blick, die vor der Corona-Krise eine Kindertageseinrichtung oder Schule besucht haben.

Mütter betreuten häufig alleine

Die Daten zeigen, dass auch in der Krise vor allem Müttern die zentrale Rolle bei der Betreuung zukam. Bei allen untersuchten Familien betreuten Mütter ihre Kita- oder Schulkinder während der Pandemie häufiger alleine als Väter. Zwar beteiligten sich Väter auch an der Kinderbetreuung - häufig aber nur gemeinsam mit der Mutter oder unterstützt von Dritten. Fast jedes dritte Schulkind um die 14 Jahre passte außerdem während der Schulschließung überwiegend auf sich selbst auf. Was dies vor dem Hintergrund der Herausforderungen des Homeschoolings, bei denen einige Eltern ihre Kinder nur unzureichend oder gar nicht unterstützen konnten ( Bericht 1), für Auswirkungen hat, gilt es in weiteren Untersuchungen näher zu analysieren.

Berufliche Bedingungen unterstützen Väter und Mütter unterschiedlich bei der Kinderbetreuung

Welche Betreuungsarrangements Familien im Pandemiealltag umgesetzt haben, war auch durch die beruflichen Bedingungen der Eltern beeinflusst. Gerade die Möglichkeit von zuhause zu arbeiten, nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. So brachten sich Eltern, die im Homeoffice tätig waren, stärker in die Betreuung ihrer Kinder ein. Auch Arbeitszeitveränderungen und die Tätigkeit in einem systemrelevanten Beruf beeinflussten das gewählte Betreuungsarrangement. Dabei fällt auf: Der Einfluss der beruflichen Bedingungen unterscheidet sich für Männer und Frauen. Auch bei ähnlichen beruflichen Belastungen beider Eltern, wie einem systemrelevantem Job oder der Möglichkeit von zuhause zu arbeiten, haben Mütter die Kinderbetreuung häufiger allein übernommen.

Wie die Arbeitsplatzsituation der Eltern die Betreuungsarrangements beeinflusste und weitere Ergebnisse der Auswertung finden sich im vollständigen Bericht "Kinderbetreuung in der Corona-Krise - Wer betreut, wenn Schulen und Kitas schließen?", der auf www.lifbi.de/Corona mit weiteren Hintergrundinformationen zum Download bereit steht.

Durch die Zusatzbefragung im Rahmen des Nationalen Bildungspanels im Mai und Juni wurden die aktuellen Erlebnisse und Eindrücke der NEPS-Teilnehmenden in der Zeit zwischen dem Beginn der Beschränkungen und den ersten Lockerungen während der Corona-Krise ermittelt und so für die Bildungsforschung nutzbar gemacht. Die Daten wurden gewichtet und poststratifiziert, um Verzerrungen in der Stichprobe auszugleichen.

In den Zusatzerhebungen wurden vier große Themenbereiche des Lebensalltags abgefragt: aktuelle Erwerbssituation, Alltag und Lernen, Vertrauen in Politik und Gesellschaft sowie Gesundheit und Wohlbefinden. Die so erhobenen Daten lassen sich heranziehen, um ein differenziertes Bild der Corona-Auswirkungen auf die Bildungsbiografien der Befragten zu erhalten.

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Über das NEPS

Das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg beheimatet ist, besteht aus sechs großen Teilstudien, den sogenannten Startkohorten. Diese umfassen insgesamt mehr als 60.000 getestete und befragte Personen von der Geburt über Ausbildungs- und Erwerbsphase bis hinein in die Nacherwerbsphase sowie 40.000 zusätzlich befragte Personen aus deren Umfeld, etwa Eltern und pädagogisches Fachpersonal. Die Stichproben der Startkohorten wurden repräsentativ für ganz Deutschland gezogen. Die so erhobenen Daten werden anonymisiert und Bildungsforschenden weltweit zugänglich gemacht.

Das NEPS wird getragen von einem interdisziplinär zusammengesetzten, deutschlandweiten Exzellenznetzwerk, in dem zwölf renommierte Forschungsinstitute zusammenarbeiten. Geleitet wird das NEPS von Prof. Dr. Cordula Artelt vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg.

Über das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi)

Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längsschnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastrukturen für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung.

Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. Weitere Großprojekte, an denen das LIfBi beteiligt oder führend ist, sind die Geflüchtetenstudie ReGES, das schulbezogene Inklusionsprojekt INSIDE, die Förderstudie für benachteiligte Kinder und Familien BRISE oder die regionale Studie zu Bildung in Oberfranken BiLO.

Grundlage dafür sind die eigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, insbesondere die fundierte Instrumenten- und Methodenentwicklung für längsschnittliche Bildungsstudien, von der auch andere Infrastruktureinrichtungen und -projekte profitieren.

BILDMATERIAL:

  • NEPS-Logo ( Download)
  • LIfBi-Logo ( Download)
  • LIfBi Außenansicht Wilhelmspost( Download)Verwendung nur unter Angabe von: Foto: Jürgen Schabel/Universität Bamberg

PRESSEKONTAKT:

Dr. Florian Mayer
Telefon: +49 951 863-3573
Mobil: +49 172 911 82 84
E-Mail:  kommunikation@lifbi.de 

www.lifbi.de/Kommunikation

 WEITERFÜHRENDE LINKS:
  • Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. [ Link]
  • NEPS | Nationales Bildungspanel [ Link]
  • NEPS - Corona & Bildung [ Link]
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