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Deutsches Zentrum für Altersfragen

Im Arbeitsleben und im Ruhestand: gravierende Einkommenslücken zwischen Männern und Frauen

Berlin (ots)

Die finanzielle Gleichstellung von Frauen und Männern ist noch lange nicht erreicht. Die Ungleichheit zeigt sich zunächst am Gender Pay Gap während des Arbeitslebens - mit gravierenden Folgen für die Alterssicherung. Denn die Einkommenslücke setzt sich - bedingt durch den starken Zusammenhang zwischen Erwerbs- und Renteneinkommen - im Rentenalter fort. Zusätzlich verfügen Frauen auch über weniger Vermögen, um die Lebensphase Alter zu gestalten (Gender Wealth Gap). Und zuletzt verdienen auch erwerbstätige Ruheständlerinnen weniger als erwerbstätige Rentner.

Laura Romeu Gordo und Julia Simonson vom Deutschen Zentrum für Altersfragen beleuchten in einem aktuellen Beitrag die finanzielle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in verschiedenen Lebensphasen.

Diese zeigt sich zunächst im Arbeitsleben. Der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen - unabhängig von Tätigkeit und Beschäftigungsumfang - lag im Jahr 2021 laut Statistischem Bundesamt 18 Prozent unter dem von Männern (19,10 EUR zu 23,20 EUR). Der größte Teil dieses Unterschieds geht auf Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung und andere erwerbsbiografische Faktoren zurück: Bildung und Berufserfahrung, Erwerbsunterbrechungen, Beschäftigungsumfang, Führungspositionen und Qualifikation. Eine wichtige Rolle für den hohen Gender Pay Gap in Deutschland spielt der im Vergleich zu Männern hohe Anteil teilzeitbeschäftigter Frauen (im Jahr 2021 49,1% zu 12,2%). Diese Differenz ist in den letzten 20 Jahren sogar gestiegen, besonders zwischen Müttern und Vätern. Gleichzeitig nahm die Lohnlücke zwischen Teil- und Vollzeitjobs zu und trug zur steigenden Lohnlücke bei.

Gravierende Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich auch in den Alterseinkommen. Laut Deutscher Rentenversicherung fiel der durchschnittliche Rentenzahlbetrag für Frauen im Jahr 2020 über 400 Euro geringer aus als für Männer (Renten wegen Alters, Bestand alle Rentner*innen; 800 EUR zu 1227 EUR). Ansprüche aus der betrieblichen Altersversorgung kompensieren die geringen gesetzlichen Renten von Frauen nicht: Besonders in der Privatwirtschaft erwerben Männer häufiger eine solche Anwartschaft, und die Anwartschaften der Frauen sind geringer. Der Gender Pension Gap in Deutschland unter Berücksichtigung der Bezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung bzw. Beamtenversorgung sowie der betrieblichen und der privaten Alterssicherung hat sich in den letzten 20 Jahren zwar verringert, ist aber weiterhin hoch (49% im Jahr 2019). Sozialpolitisch brisant ist, dass 21 Prozent der Frauen über 64 Jahren im Jahr 2021 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht waren (Statistisches Bundesamt).

Hinzu kommen Unterschiede im Vermögen (Gender Wealth Gap). In einer Studie von 2018 wird ein unerklärter Unterschied beim Bruttovermögen zwischen Männern und Frauen von 45 Prozent in Deutschland aufgezeigt. Somit beziehen Frauen nicht nur im Durchschnitt niedrigere Alterseinkommen, sondern sie haben zudem weniger Vermögen, um die Lebensphase Alter zu gestalten. Auch Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter verringert die wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen nicht. So zeigten die Autorinnen in einer kürzlich veröffentlichten Studie nicht nur Unterschiede beim Renteneinkommen, sondern auch einen Gender Pay Gap für beschäftigte Ruheständler*innen. Während Männer im Ruhestandsalter im Durchschnitt 771 Euro verdienten, waren es bei Frauen nur 386 Euro.

Um diese Lücken vor und nach dem Renteneintritt zu schließen, muss an vielen Fronten gleichzeitig gearbeitet werden, z. B. an der Beseitigung der traditionell ausgeprägten Unterschiede bei den Erwerbsverläufen von Frauen und Männern auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Gender Pay Gap und Gender Pension Gap sind maßgeblich das Resultat einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung auch außerhalb der beruflichen Sphäre. Familiäre Pflege- und Betreuungstätigkeiten werden noch immer vorrangig als Aufgabe von Frauen angesehen. Diese Sichtweise gilt es zu überwinden, damit die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern und die Geschlechtergerechtigkeit bei Entlohnung und Alterseinkommen gelingen kann.

Der Beitrag ist wie folgt erschienen: Romeu Gordo, L., & Simonson, J. (2022): Gender Pay Gap - ein persistentes Problem mit gravierenden Konsequenzen für Geschlechterungleichheit in der Alterssicherung. ifo Schnelldienst 10 / 2022, 75. Jahrgang.

Das Heft ist online verfügbar: https://www.ifo.de/publikationen/2022/zeitschrift-einzelheft/ifo-schnelldienst-102022

Pressekontakt:

Stefanie Hartmann
Deutsches Zentrum für Altersfragen
Pressestelle
https://www.dza.de/presse.html
stefanie.hartmann@dza.de
Tel.: 030 / 260 740 25

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