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Wie funktioniert wirksame Forschungsförderung?

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Blick hinter die Kulissen: Wie funktioniert wirksame Förderung?

Heidelberg, 26. Juni 2025 – Die Klaus Tschira Stiftung krempelt ihr Fördermanagement um. Sie begegnet gesellschaftlichen Herausforderungen mit strukturierten Förderlinien und rückt so ein für zeitgemäße Stiftungsarbeit zentrales Thema ins Zentrum: die Wirkungsorientierung.

Doch was ist eigentlich Wirkung? Und wie lässt sie sich in den Feldern Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation messen? Antworten liefern Dr. Fabienne Tissot und Anna Henke von Social Impact Beratung Wider Sense. Gemeinsam mit dem Programm-Manager für Forschung, Dr. Alex Seuthe, berichten sie am Beispiel der Förderlinie „Scientific Software“, wie sie ein Wirkungsmodell entwickelt und den Status quo ermittelt haben.

Wirkung: mehr als nur Zahlen

„Viele denken bei Wirkungsmessung nur an Tabellen und Balkendiagramme“, sagt Fabienne Tissot. „Wir sprechen deshalb lieber von Wirkungsorientierung.“ Dahinter steckt mehr als ein Werkzeug: ein kultureller Wandel hin zu einer lernenden Organisation.

Die Förderlinie „Scientific Software“ stellt unter diesem Gesichtspunkt für die KTS ein Pilotprojekt dar. Vorangegangen war ein so genannter „Sandpit“. Diese Netzwerktreffen sind zentrale Bausteine der Förderlinien. Hier tauschen sich Fachleute über Disziplingrenzen hinweg aus.

„Noch vor der eigentlichen Wirkungsmessung haben wir auf Basis der Diskussionen im Sandpit-Event analysiert, welche Ziele mit der Förderlinie verfolgt werden, welche Hebel zur Verfügung stehen, wer die Zielgruppen sind und welche Wirkungen angestrebt werden. Dabei sind bereits erste Projektideen sowie Ansätze für eine potenzielle Zusammenarbeit entstanden“, beschreibt Seuthe das Vorgehen.

In einer „Theory of Change“, also einer Wirklogik, die beschreibt, wie und warum eine gewünschte Veränderung eintreten soll, definierte das Team anschließend die vier Wirk-Ebenen der Förderlinie: Input (beispielsweise Geld, Personal, Infrastruktur), Output (konkrete Projektaktivitäten), Outcome (Veränderung bei der Zielgruppe) und Impact (gesellschaftliche Wirkung). „100 Brunnen zu bohren, bringt nichts, wenn niemand sie nutzt“, bringt Tissot es auf den Punkt. Wirkung beginnt mit der Veränderung bei der Zielgruppe.

Der Weg zur Wirkung

Um die Wirkung eines Projektes messen zu können, wird mit einer sogenannten Baseline-Erhebung gestartet. So wird der Ist-Zustand beim Start der Förderlinie erhoben. Befragt wurden für die Förderlinie „Scientific Software“ 44 Personen aus dem Umfeld der Förderlinie, also nicht die involvierten Projektverantwortlichen selbst, sondern Menschen mit Expertise und Schnittstellen zu Scientific Software.

Erste Erkenntnisse: Die Befragten bewerten Infrastruktur und Ressourcen gegenwärtig bereits eher positiv, allerdings fehlen Support, Datenstandards und stabile Finanzierung. Standards und Best Practices sind gewünscht, aber noch kaum etabliert. Und es mangelt vor allem strukturell an Anerkennung. Klare Karrierepfade fehlen und Qualitätssicherung ist selten.

Die Folge: Die Nachhaltigkeit der Forschung steht auf dem Spiel. Vernetzung und Austausch funktionieren grundsätzlich gut, doch auch hier gibt es Luft nach oben. „Die strukturelle Weiterentwicklung wissenschaftlicher Software erfordert einen kulturellen Wandel – hin zu mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und Unterstützung ihrer Herausforderungen“, fasst Henke zusammen.

Ein neues Förderverständnis

Für die Klaus Tschira Stiftung ist dieses Vorgehen neu und bedeutet einen Sprung nach vorn. „Wir evaluieren zwar schon lange auf Projektebene“, sagt Alex Seuthe, der die Wirkungsmessung verantwortet. „Aber jetzt betrachten wir die Wirkung einer gesamten Förderlinie mit all ihren Projekten und Begleitfaktoren.“

Das neue Instrumentarium hilft, konkrete und erreichbare Wirkziele zu formulieren und zu überprüfen. „Das Vorgehen lässt sich auf jede Förderlinie übertragen“, betont Tissot. Indikatoren werden je nach Feld definiert. Im Fall der Förderlinie „Scientific Software“ etwa Verbesserungen in Qualität, Wissenstransfer oder Infrastruktur von wissenschaftlicher Software. Zur Messung des Fortschritts einer Förderlinie entlang festgelegter Wirkungsindikatoren steht eine Vielzahl bewährter Methoden zur Verfügung – von Baseline-Erhebungen, Surveys und Monitoring bis hin zu Fokusgruppen, Fallstudien und der gemeinsamen Reflexion mit Förderpartnerinnen und -partnern.

Und jetzt?

Die geförderten Projekte sind angelaufen. Es folgt eine Zwischen- und Schlussevaluation der Förderlinie. „Am Ende wissen wir nicht nur, wofür das Geld eingesetzt wurde, sondern auch, was dadurch möglich geworden ist“, sagt Tissot, „und wo Möglichkeiten zum Umsteuern, Anpassen oder Weiterentwickeln bestehen“. Und Alex Seuthe ergänzt: „Wir wollen verstehen, welche Art der Intervention wirklich etwas bewirkt und wie wir künftig unsere Förderlinien noch weiter verbessern können.“

Autorin: Kirsten Baumbusch, kirsten.baumbusch@klaus-tschira-stiftung.de

Klaus Tschira Stiftung

Dr. Alex Seuthe, Programm-Manager Forschung

E-Mail: alex.seuthe@klaus-tschira-stiftung.de

Anja Heinzelmann, Leiterin Kommunikation

E-Mail: anja.heinzelmann@klaus-tschira-stiftung.de

Wider Sense:

Dr. Fabienne Tissot, Mitglied der Geschäftsleitung

E-Mail: tissot@widersense.org

Wider Sense ist eine Social Impact Beratung, die Unternehmen und Stiftungen zu zeitgemäßer Corporate Social Responsibility (CSR) und strategischer Philanthropie berät. Mit einem interdisziplinären Team und einem ganzheitlichen Ansatz begleitet Wider Sense seine Kunden auf ihrem Weg zu nachhaltiger Wirkung und gesellschaftlichem Wandel. Mehr: https://widersense.org

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein.

Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de

Klaus Tschira Stiftung
Kirsten Baumbusch
Referentin Kommunikation
Telefon: + 49 6221 533-177
E-Mail:  kirsten.baumbusch@klaus-tschira-stiftung.de
 www.klaus-tschira-stiftung.de
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