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Zum Tag der Kinderrechte: Junge Menschen fordern ihre Rechte ein!

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Zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November lässt SOS-Kinderdorf junge Menschen selbst zu Wort kommen: Jugendliche aus dem SOS-Kinder- und Jugendrat äußern sich zur Lage der Kinderrechte, ihrer Rechte, in der Corona-Krise und im aktuellen Teil-Lockdown. Sie fordern: Hört uns endlich an und beteiligt uns!

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Tag der Kinderrechte am 20. November erinnert an die Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention am 20.11.1989 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen. Doch trotz der quasi universellen Verbindlichkeit der Kinderrechte werden diese tagtäglich verletzt. Das gilt ganz besonders in diesem "Krisen-Jahr", denn viele Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie schränken die Rechte von Kindern und Jugendlichen massiv ein.

Vor allem werden junge Menschen nicht angehört und in Entscheidungen einbezogen, die sie selbst so direkt betreffen. In unserer Pressemitteilung äußern sich Jugendliche aus dem SOS-Kinder- und Jugendrat zur aktuellen Lage und fordern: Wir haben ein Recht darauf, angehört zu werden!

Rückfragen jederzeit gerne.

Fotos der Jugendlichen können wir auf Anfrage zur Verfügung stellen.

Beste Grüße und alles Gute,

Magdalena Tanner

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SOS-Kinderdorf zum Internationalen Tag der Kinderrechte:

Junge Menschen in der Corona-Krise anhören !

Jugendliche aus dem SOS-Kinder- und Jugendrat fordern ihre Rechte ein

München, 18. November 2020 - Den Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November nimmt der SOS-Kinderdorfverein zum Anlass, junge Menschen zu ihren Rechten zu Wort kommen zu lassen. Denn die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen ist in Deutschland immer noch nicht vollständig umgesetzt. Die Corona-Krise und der momentane Teil-Lockdown verschärfen die Einschränkungen der Kinderrechte weiter. Entgegen dem in der UN-Konvention festgeschriebenen Recht auf Beteiligung, werden junge Menschen in der aktuellen Krisen-Situation weder angehört noch in Entscheidungen miteinbezogen. Dabei haben sie viel zu sagen und beizutragen - denn junge Menschen sind Expert*innen in eigener Sache. Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendrat von SOS-Kinderdorf e.V. fordern daher: Wir haben ein Recht darauf, angehört zu werden!

Weltweit wird am 20. November der Tag der Kinderrechte begangen und der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 20. November 1989 gedacht. Heute ist die Konvention von den meisten Staaten weltweit ratifiziert, von Deutschland am 5. April 1992. Trotz der quasi universellen Verbindlichkeit der Kinderrechte werden diese tagtäglich verletzt. Auch in Deutschland verschlechtern die Einschränkungen durch die Corona-Krise die Lage der Kinderrechte weiter.

Lea: "Kinder sind unsere Zukunft ?! Davon ist nichts zu spüren!"

Lea, 18, Vorsitzende des Kinder- und Jugendrates von SOS-Kinderdorf, kann das nur bestätigen: "Die Situation macht mich richtig wütend. Auf uns Jugendliche wurde bei den Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona überhaupt nicht geachtet. Wir fühlen uns total im Stich gelassen." Sie kenne genug Jugendliche, die im ersten Lockdown daheim extreme Situationen bis hin zu Gewalt erlebt haben und sich dann an niemanden wenden konnten - keine Freunde, keine Lehrer*innen, keine Therapeut*innen. "Unser Recht auf Schutz wurde schwer verletzt", so Lea, die im SOS-Kinderdorf Lippe aufgewachsen ist und nun als Care Leaverin auf eigenen Beinen steht. Lea möchte trotz allem konstruktiv bleiben, sie hat sich gefragt, was zukünftig besser laufen muss. Ihre Antwort liegt in der Beteiligung von jungen Menschen: "Es gibt so viele interessierte und engagierte Jugendliche, die sich - so wie wir im SOS-Kinder- und Jugendrat - zusammengetan haben, um das Thema Kinderrechte zu beackern. Die Politik sollte sich zumindest an diese Gruppen wenden und deren Stimmen einholen, um so die Belange von Kindern und Jugendlichen in zukünftige Corona-Entscheidungen besser einfließen zu lassen."

Tabea: "Fragt uns - denn richtiges Lernen sieht anders aus!"

Tabea, 18, lebt in einer betreuten Wohngruppe im SOS-Kinderdorf Saarbrücken, sie steckt mitten in der Ausbildung zur Erzieherin und engagiert sich als Finanzvorständin im SOS-Kinder- und Jugendrat. Sie kritisiert, dass das Recht auf Bildung vieler junger Menschen beschnitten wird: "Ich finde es gut, dass Schulen und Kitas jetzt weiter offen haben. Aber damit ist es nicht getan. Richtiges Lernen sieht anders aus. Denn viele Kinder machen auch wieder Online-Unterricht und sind damit ziemlich überfordert. Viele Eltern können dabei nicht so richtig helfen; ich kenne manche, die auch gar keinen Schreibtisch oder eigenes Zimmer zum lernen haben. In der Schule können wir uns nicht richtig konzentrieren, denn wir müssen manchmal stundenlang Maske tragen und durch das ständige Lüften ist es wirklich sehr kalt." Tabea möchte, dass Kinder und Jugendliche mehr einbezogen werden: "Ich finde wir Schüler*innen sollten auch gefragt werden, denn uns betreffen die Maßnahmen ja. Ich würde mir wünschen, dass wir gemeinsam andere, bessere Lösungen für die Gestaltung des Unterrichts finden."

Joshua schlägt Kooperationen zwischen Schüler*innen, Schule und Politik vor

Auch Joshua, 17, der in einer Verselbstständigungswohngruppe im SOS-Kinderdorf Kaiserslautern lebt und sich als stellvertretender Vorstand im SOS-Kinder- und Jugendrat engagiert, treibt vor allem die Lage an den Schulen um: "Ich finde Jugendliche werden nicht gehört und die Schulsituation wird generell viel zu unterschätzt. Ich persönlich finde, man muss viel vorsichtiger an diese Sache rangehen, denn ich spüre auch einfach Angst, jeden Tag in eine Schule zu gehen mit tausenden von Leuten." Er spricht zudem das eingeschränkte Recht auf Spiel und Freizeit an, das sich in abgeriegelten Spiel- und Sportplätzen, geschlossenen Sportvereinen oder abgesagten Mannschaftstrainings manifestiert: "Unsere Freizeit wird eingeschränkt während wir immer noch den selben Schulalltag erleben." Auch für Joshua liegt der Schlüssel in der Beteiligung der betroffenen jungen Menschen, er schlägt vor: "Man sollte mehr Kooperationen mit den Schüler*innen eingehen und sich ihre Meinung zur Situation viel mehr und öfter anhören."

Mahesh leidet unter dem eingeschränkten Recht auf Freizeit

Mahesh, 18, ebenfalls im Vorstand des SOS-Kinder- und Jugendrats, lebt in einer Wohngruppe des SOS-Kinderdorfs Kaiserslautern und ist auf dem Weg zum Abitur. Sein Recht auf Freizeit werde stark verletzt - ein Umstand, der vielen Jugendlichen die aktuelle Situation sehr erschwert: "Ich leide momentan sehr unter den Corona-Maßnahmen. Mein ganzes Leben besteht nur aus Schule und ich habe keine Möglichkeit, mich abzulenken, da mein Fußballtraining ausfällt und ich meine Freunde nur sehr eingeschränkt sehen kann." Er versteht nicht, dass er im engen Klassenraum mit vielen Schüler*innen sitzt, aber Mannschaftssport unter freiem Himmel nicht erlaubt ist. Auch er kritisiert, dass junge Menschen kein Gehör finden: "Die Partizipationsmöglichkeiten sind stark beschränkt und die Jugend bekommt keine Stimme, um sich selbst und ihre Meinung zur aktuellen Situation hervorzutun."

Der Kinder- und Jugendrat von SOS-Kinderdorf

2018 gründeten Vertreter aus verschiedenen Einrichtungen der Kinderrechtsorganisation den SOS-weiten Kinder- und Jugendrat. Der Rat rund um einem fünfköpfigen Vorstand besteht aus 52 Jugendlichen ab 10 Jahren, die in einem ambulanten, stationären oder offenen Angebot von SOS-Kinderdorf betreut werden. Sie wurden im Herbst 2019 in den SOS-Eirichtungen von Jugendlichen gewählt. Seitdem beschäftigen sie sich vor allem mit dem Stand der Kinderrechte in Deutschland. Ziel des Gremiums ist es, die Stimmen von Kindern und Jugendlichen in der gesellschaftlichen Diskussion hörbar zu machen. Hier sprechen sie selber für die Belange ihrer Generation, diskutieren und vertreten ihre Anliegen.

Vor der Corona-Pandemie fand ein Treffen des gesamten Rates in der Berliner "Botschaft für Kinder" des SOS-Kinderdorfvereins statt. Zudem gestalteten die jungen Menschen ein "Festival der Kinderrechte", das Kinder aus den SOS-Einrichtungen einlud, mehr über Kinderrechte zu erfahren, und sie trugen zu einem parlamentarischen Abend und Austausch mit Politiker*innen zum Recht auf Gesundheit bei.

SOS-Kinderdorf e.V.
Magdalena Tanner
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Renatastraße 77
80639 München
Telefon +49 89 12606 269
Mobil +49 170 375 8107

magdalena.tanner@sos-kinderdorf.de

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