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BDL - Bundesverband der Dt. Luftverkehrswirtschaft

Wachstum im Luftverkehr schwächt sich ab
Luftfahrtbranche fordert Investitionen in synthetische Kraftstoffe, um Luftverkehr stärker mit Klimaschutz in Einklang zu bringen
BDL legt Bilanz 2019 vor

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Berlin (ots)

Weltweit ist die Nachfrage nach Luftverkehr im Jahr 2019 weiter gewachsen. Mit 4,2 Prozent im globalen Passagierverkehr hat sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr aber leicht abgeschwächt. Im Frachtverkehr hat sich die weltweite Nachfrage mit einem Rückgang um 3,3 Prozent sogar reduziert. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften wuchs um 1,3 Prozent und damit unter dem weltweiten wie auch dem europäischen Schnitt. Ausschlaggebend hierfür war vor allem die Insolvenz von Germania im Januar 2019.

Die deutschen Flughäfen konnten die Zahl der an- und abfliegenden Passagiere im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent steigern. Dabei hat sich das Wachstum an den deutschen Flughäfen im Jahresverlauf deutlich abgeschwächt: Während die Nachfrage im ersten Halbjahr noch um 4,2 Prozent wuchs, war sie in der zweiten Jahreshälfte mit -0,7 Prozent rückläufig. Dieser Rückgang lässt sich vor allem auf die abnehmende wirtschaftliche Dynamik in Deutschland zurückführen sowie auf den Abbau von Überkapazitäten, die nach der Insolvenz von Air Berlin durch die Fluggesellschaften zunächst überproportional aufgebaut worden waren.

Zum Jahresbericht 2019 sagt Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): "Die wirtschaftlichen Entwicklungen sind nicht spurlos am Luftverkehr vorbeigegangen. Dennoch ist die Nachfrage nach Luftverkehr weltweit weiter gewachsen. Daher halten wir es für umso dringlicher, das Fliegen noch stärker in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen."

Prof. Scheurle erneuert die Vorschläge der Branche, gemeinsam mit der europäischen Politik Fortschritte bei der Herstellung und Markteinführung von regenerativen Kraftstoffen zu machen, um das CO2-neutrale Fliegen zu ermöglichen: "Der europäische Flickenteppich von nationalen Luftverkehrsteuern muss endlich beendet werden. Die unterschiedlichen Steuern sollten harmonisiert und das Aufkommen daraus für die Förderung von innovativen Technologien wie regenerativen Kraftstoffen verwendet werden." Nationale Alleingänge, wie etwa die Erhöhung der deutschen Luftverkehrsteuer zum 1. April dieses Jahres, seien hingegen kontraproduktiv. Diese reduzieren keine CO2-Emissionen, sondern verschieben sie lediglich zu ausländischen Wettbewerbern. So haben die deutschen Fluggesellschaften weiter Marktanteile an den hiesigen Flughäfen verloren: Seit 2012 ist ihr Marktanteil um 12 Prozentpunkte zurückgegangen - von 67 auf 55 Prozent im Jahr 2019.

Der Blick nach vorn zeigt für 2020 weiter ein weltweites Wachstum der Nachfrage. Der Weltverband der Fluggesellschaften IATA prognostiziert ein Wachstum von 4,1 Prozent für den Passagierverkehr und von 2,0 Prozent für den Frachtverkehr. Für den Verkehr mit Deutschland lassen die Flugpläne im laufenden Jahr indes einen Rückgang des Angebots um 1,8 Prozent erwarten. Die eingetrübte Konjunktur, die andauernden Handelskonflikte, die Unsicherheiten durch den Brexit sowie die Folgen der Coronavirus-Epidemie wirken weiter dämpfend auf die Luftverkehrsnachfrage.

Trotz dieses Rückgangs liegt das Flugangebot ab deutschen Flughäfen immer noch 9 Prozent über dem Angebot im Jahr 2016, also dem letzten Jahr, in dem die Air Berlin noch voll im Markt war. Die aktuelle Reduktion des Angebots ist also weniger davon getrieben, dass die Menschen nicht mehr fliegen wollen. Es markiert vielmehr das Ende des Prozesses infolge der Air-Berlin-Insolvenz, bei dem deutsche und ausländische Fluggesellschaften die entstandene Kapazitätslücke zunächst aufgefüllt und das Angebot dann schrittweise an die Nachfrage angepasst haben.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

- Fluggesellschaften: Weltweit ist die Verkehrsleistung der Fluggesellschaften 2019 um 4,2 Prozent gewachsen. Dies bedeutet eine deutliche Abkühlung gegenüber dem Vorjahr mit 6,5 Prozent. Die deutschen Fluggesellschaften konnten ihre Verkehrsleistung mit 1,3 Prozent leicht steigern, blieben aber unter dem Niveau des globalen Wachstums und auch unter dem europäischen Schnitt (4,2 Prozent). Dies ist vor allem eine Folge der Insolvenz von Germania im Januar 2019.

- Flughäfen: Die deutschen Flughäfen konnten ihr Passagieraufkommen im Jahr 2019 um 1,5 Prozent steigern. Insgesamt begrüßten sie 248 Mio. an- und abreisende Fluggäste. Dabei hat sich das Wachstum im Jahresverlauf deutlich abgeschwächt: Im ersten Halbjahr 2019 betrug das Wachstum noch 4,2 Prozent, im zweiten Halbjahr war die Nachfrage mit -0,7 Prozent dann rückläufig.

- Flugbewegungen: 2019 gab es 3,3 Millionen kontrollierte Flüge im deutschen Luftraum, das sind 0,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ist nach fünf Jahren mit steigenden Wachstumsraten im deutschen Luftraum erstmals ein Verkehrsrückgang zu beobachten. Die Entwicklung der Flugbewegungen spiegelt den Trend für das Jahr 2019 wider. Wuchsen die Bewegungen im ersten Halbjahr noch um 1,3 Prozent, gingen sie im zweiten Halbjahr um 1,9 Prozent zurück. Der deutsche Luftraum blieb mit 3,3 Millionen kontrollierten Flügen der am stärksten frequentierte in Europa.

- Marktanteile: Kamen die deutschen Fluggesellschaften im Jahr 2012 noch auf einen Marktanteil von 67 Prozent an den deutschen Flughäfen, sank dieser bis 2019 auf 55 Prozent. Das heißt, seit 2012 ging fast das gesamte Wachstum an ausländische Fluggesellschaften. Die Entwicklung im letzten Jahr war auch durch die Insolvenz der Germania geprägt. Hierdurch verloren die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in Höhe von 1,5 Prozent.

- Pünktlichkeit: Gegenüber 2018 hat sich die Pünktlichkeit im europäischen wie auch deutschen Luftverkehr seit Februar kontinuierlich verbessert. Dabei konnte die Pünktlichkeit an den deutschen Flughäfen stärker gesteigert werden als an anderen großen europäischen Flughafenstandorten. Die Maßnahmen, die die Branche im Oktober 2018 mit der Politik vereinbart und umgesetzt hat, haben 2019 Wirkung gezeigt: Die Fluggesellschaften haben dazu die Zahl ihrer Reserveflugzeuge in Summe mehr als verdoppelt, ihre Flugpläne überarbeitet und am Boden und in der Luft zusätzliche Pünktlichkeitspuffer eingebaut. Die Flughäfen haben über 3.000 Beschäftigte außer Plan eingestellt, um Personalengpässe auszugleichen und darüber hinaus zusätzliche Flächen für die staatlich organisierten Passagier-und Gepäckkontrollen zur Verfügung gestellt. Die Flugsicherung hat Ausbildungskapazitäten erhöht, mit den Mitarbeitern Vereinbarungen für Mehrarbeit getroffen und Flüge auf einigen Strecken auf niedrigere Flughöhen abgesenkt, um den oberen Luftraum zu entlasten. Da die Nachfrage nach Luftverkehr weiter zunimmt, bedarf es weiterer Fortschritte bei der Beseitigung von strukturellen Engpässen, insbesondere bei der Verbesserung des Luftraummanagements in Europa und bei den Sicherheitskontrollen speziell an den deutschen Flughäfen.

- Ticketpreise: Die Ticketpreise für Flugziele innerhalb Europas sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Innerhalb Deutschlands sind die Ticketpreise im letzten Jahr nicht gestiegen, allerdings ist das Flugzeug aktuell bereits deutlich teurer als etwa der Bahnverkehr. Eine Analyse der Ticketpreise im Bahn- und Luftverkehr für die wichtigsten Städteverbindungen, auf denen sowohl das Flugzeug als auch die Bahn verkehren, kommt zu dem Ergebnis, dass die Nutzung der Bahn in 83 Prozent der untersuchten Reisefälle billiger war als der Flug.

- Luftfracht: Der weltweite Luftfrachtverkehr nahm im Jahr 2019 um 3,3 Prozent ab. Dabei ist die Nachfrage für die europäischen Frachtfluggesellschaften mit 1,8 Prozent nicht so stark eingebrochen wie die Nachfrage weltweit. Die deutschen Flughäfen verzeichnen einen Rückgang der Frachtmenge von 3,2 Prozent. Wesentliche Treiber für den Rückgang waren ein insgesamt eher rückläufiger Welthandel, Handelskonflikte sowie Sicherheits- und Handelsrisiken. Frankfurt blieb auf einer Höhe mit Paris 2019 der größte Frachtflughafen Europas, auch Leipzig/Halle und Köln/Bonn sind unter den großen Frachtflughäfen Europas.

- Ausblick: Die IATA erwartet für den globalen Passagierluftverkehr mit 4,1 Prozent ein leicht geringeres Wachstum als im Jahr 2019, für den globalen Passagierfrachtverkehr ein Wachstum der Nachfrage in Höhe von 2,0 Prozent. Die Analyse des veröffentlichten Flugangebotes lässt erwarten, dass der Luftverkehr mit Deutschland im Jahr 2020 gemessen in Sitzen um 1,8 Prozent zurückgehen wird. Allerdings liegt das Flugangebot damit immer noch 9 Prozent über dem Angebot im Jahr 2016, also dem letzten Jahr, in dem die Air Berlin noch voll im Markt war.

Zweimal im Jahr legt der BDL Kennzahlen zur Lage der deutschen Luftverkehrswirtschaft vor und ordnet diese anhand von internationalen Vergleichszahlen ein. Für den Jahresbericht zieht der BDL unterschiedliche aktuelle Quellen heran: die konsolidierten Zahlen der BDL-Mitgliedsunternehmen, weltweite Vergleichszahlen der internationalen Verbände IATA und ACI sowie Daten des Statistischen Bundesamtes und der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol.

   - Die komplette Jahresbilanz 2019 finden Sie in der Anlage
   - Die Grafiken finden Sie hier: 
      www.bdl.aero/de/veroffentlichungen/zahlen-zur-lage-der-branche/

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) wurde 2010 als gemeinsame Interessenvertretung der deutschen Luftverkehrswirtschaft gegründet. Mitglieder des Verbandes sind Fluggesellschaften, Flughäfen, die DFS Deutsche Flugsicherung und weitere Leistungsanbieter im deutschen Luftverkehr. Die Mitgliedsunternehmen beschäftigen mehr als 180.000 Mitarbeiter. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft ermöglicht Mobilität für jährlich über 200 Millionen Fluggäste und trägt mit dem Transport von Außenhandelswaren im Wert von über 200 Milliarden Euro zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland bei.

Pressekontakt:

Ivo Rzegotta
Leiter Strategie und Kommunikation
E-Mail: ivo.rzegotta@bdl.aero
Telefon: 030-52 00 77-165

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