Forschung für nachhaltige Materialien und Technologien: Matena innovate! Center lanciert vier neue Projekte
Forschung für nachhaltige Materialien und Technologien: Matena innovate! Center lanciert vier neue Projekte
Das Matena innovate! Center, ein An-Institut der Universität Bremen, lanciert vier neue Projekte für bis zu drei Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro. Ziel ist es, exzellente materialwissenschaftliche Grundlagenforschung schneller in die marktfähige Anwendung zu bringen.
Das Matena innovate! Center wurde 2024 gegründet und wird von der Joachim Herz Stiftung gefördert. Es setzt dort an, wo klassische Innovationsketten versagen und Forschung oft vor dem Prototypenstadium stecken bleibt. Hier schließt es die systemische Lücke im Wissens- und Technologietransfer. Das Center bringt Forschende aus den Materialwissenschaften mit Fachleuten aus dem Transfer- und Innovationsmanagement zusammen. So werden etwa Patentierungen oder die Gründung von Start-ups aus den Projekten heraus vorangetrieben.
Forschende aus dem MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen können gemeinsam mit dem Matena innovate! Center Projektfinanzierungen durch ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren starten. Der Lenkungskreis des Matena innovate! Centers hat vier neue Transferprojekte ausgewählt, die dieses Verfahren erfolgreich durchlaufen haben. Somit werden aktuell sieben Forschungsvorhaben vorangetrieben: Drei Transfer-Pilotprojekte zur Herstellung von umweltfreundlichen Zink-Ionen-Batterien, nachhaltigen Futtermitteln in der Aquakultur und neuartigen Wasserstoffsensoren laufen bereits seit Anfang 2025.
Die neuen Transferprojekte im Überblick
Ziel des Projekts Use Swarf ist das Upcycling von Schleifschlamm – ein Abfallprodukt, das bei Schleifarbeiten, insbesondere in der Metallverarbeitung, entsteht. In Deutschland fallen jährlich knapp 200.000 Tonnen davon an. Die beteiligten Wissenschaftler:innen entwickeln ein Verfahren, um Schleifschlamm als hochwertige Ressource wiederzuverwenden: Er kann zur Herstellung von Verschleißschutzschichten erneut eingesetzt werden.
Use Swarf wird koordiniert von Dr. Anastasiya Tönjes vom Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien – IWT. Projektpartner sind PD Dr. Daniel Meyer und Dr. Nils Ellendt sowie Dr. Lasse Langstädtler vom Leibniz-IWT und der Universität Bremen.
Das Projekt Twinspace entwickelt ein neuartiges Robotersystem, um Leichtbaukomponenten in der Luftfahrtindustrie herzustellen. In dem Verfahren sollen Carbonfasern automatisiert aufeinander abgelegt und damit Produktionskosten gesenkt sowie die Energieeffizienz gesteigert werden. Mithilfe des Robotersystems sollen außerdem zeit- und materialintensive Testläufe durch Simulationen und Prozesse in Echtzeit simuliert werden. Gelingen kann das mit sogenannten semantischen digitalen Zwillingen. Dabei handelt es sich um digitale Modelle der Produktionsanlage, die physikalische Modelle mit datenbasierten KI-Technologien kombinieren. So verbindet das System künstliche Intelligenz mit neuesten Erkenntnissen aus Materialwissenschaft und Fertigungstechnik.
Twinspace wird koordiniert von Professor Michael Beetz am AICOR Institute for Artificial Intelligence der Universität Bremen. Projektpartner ist das Faserinstitut Bremen e.V. (FIBRE) unter der Leitung von Professor David May.
Das Projekt Ostenit widmet sich einem neuartigen optischen Sensor, der die Qualität und Ressourceneffizienz bei der Oberflächenbehandlung von Stahlprodukten steigern soll. Um Stahloberflächen zu härten, sind energieintensive Nitrierverfahren der industrielle Standard: Sie sind essentiell für viele Anwendungen in der Automobilindustrie und der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Wissenschaftler:innen entwickeln in diesem Projekt einen Sensor, um erstmals die beim Nitrierprozess wachsende Schicht direkt am Bauteil im Ofen erfassen und aktiv einstellen zu können. Dank der neuen In-Prozess-Sensorik lässt sich so die Qualität der der Oberflächenbehandlung deutlich steigern. Zugleich lassen sich durch die direkte Randzonenüberwachung am Bauteil erhebliche Energieeinsparungen erzielen.
Das Vorhaben basiert auf einer engen, interdisziplinären Zusammenarbeit von Professor Andreas Fischer vom Bremer Institut für Messtechnik, Automatisierung und Qualitätswissenschaft der Universität Bremen (BIMAQ), Dr. Jérémy Epp und Dr. Matthias Steinbacher vom Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien – IWT.
Das Projekt Nachhaltige Gasaufbereitung im Stahlwerk adressiert das immense CO2-Aufkommen bei der Stahlerzeugung und dessen Aufbereitungsproblem. Kohlendioxidhaltige Gase, die bei der Stahlerzeugung entstehen, können mithilfe von katalytischer Gasaufbereitung umgewandelt werden. Dabei entstehen Stoffe, die anschließend als Energiequellen oder Rohstoffe weiterverwendet werden können. Im Projekt soll diese katalytische Gasaufbereitung im Zusammenspiel mit Wasserstoff genutzt werden, um synthetischen Kraftstoff zu erzeugen. Es möchte belegen, dass der Ansatz einen klaren Beitrag zur CO₂-Reduktion leistet.
Das Projekt wird von Professor Jorg Thöming, Leiter des Fachgebiets Chemische Verfahrenstechnik am Fachbereich Produktionstechnik der Universität Bremen, koordiniert.
„Gesellschaftlichen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft leisten“
Prof. Dr. Jutta Günther, Rektorin der Universität Bremen, betont: „Die Erforschung nachhaltiger Materialien und Technologien ist ein Exzellenzschwerpunkt an der Uni Bremen. Unsere Spitzenforscher:innen haben aber nicht nur den Anspruch, ambitioniert zu forschen, sondern auch Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zu leisten. Genau das befördert das Matena innovate! Center. Wir freuen uns über die neuen Projekte und Partnerschaften.“
„Wir sind begeistert über die hervorragenden Projektideen zu Material – Technologie – Nachhaltigkeit und werden diese exzellente Forschung zusammen mit den Teams und Partnern bis zur Marktreife vorantreiben. Wir freuen uns darauf, gemeinsam den Technologietransfer hin zu einer industriereifen Lösung zu meistern und damit auch einen gesellschaftlichen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft zu leisten“, sagt Professor Kurosch Rezwan, Scientific Director des Matena innovate! Center und Vorsitzender des Lenkungskreises.
„Mit den Projekten, die wir jetzt starten, zeigen die Teams und Matena, wie exzellente Forschung in konkrete Lösungen für zentrale Herausforderungen übersetzt werden kann – von Material Upcycling über KI-gestützte Produktion bis zur Energie- und CO₂-Reduktion. Mit Matena schaffen wir die Strukturen, um diesen Weg gezielt zu unterstützen – zwischen Labor, Anwendung und Markt“, ergänzt Dr. Jan Wedemeier, Managing Director des Matena innovate! Center.
„In Bremen entstehen gerade relevante Lösungen für sehr konkrete Probleme unserer Gegenwart im Bereich Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Die Erkenntnisse zu neuen Materialien und Technologien sowie der nachhaltigen Wiederverwertung von Rohstoffen bleiben nicht in der Grundlagenforschung stecken, sondern sind auf dem Weg zur Marktreife. Genau das wollen wir im Sinne des Gemeinwohls mit unserer Förderung erreichen“, so Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung.
Weitere Informationen
https:/www.linkedin.com/company/matena-innovate-center
https:/www.uni-bremen.de/mapex
https://www.joachim-herz-stiftung.de/forschen-gruenden/innovate-center
Fragen beantworten:
Prof. Dr. sc. ETH Kurosch Rezwan
JHS innovate! Zentrum MaTeNa gGmbH
Tel. +49 (0) 421 218 64930
E-Mail: krezwan@uni-bremen.de
Dr. Jan Wedemeier
JHS innovate! Zentrum MaTeNa gGmbH
M +49 (0)160 1625207
E-Mail: matena@uni-bremen.de
Universität Bremen Hochschulkommunikation und -marketing Telefon: +49 421 218-60150 E-Mail: presse@uni-bremen.de Über die Universität Bremen: Leistungsstark, reformbereit und kooperativ – das ist die Universität Bremen. Gesellschaftliche Verantwortung ist ihr Leitprinzip seit ihrer Gründung 1971. Sie steht für die weltweit notwendigen sozialen und ökologischen Veränderungen ein, für Demokratie, Vielfalt und Gerechtigkeit. In Forschung, Lehre, Verwaltung und Technik sind der Universität Bremen die UN-Nachhaltigkeitsziele und Klimagerechtigkeit ein besonderes Anliegen. Mit ihrem breiten Fächerspektrum von rund 100 Studiengängen verbindet sie außergewöhnliche Leistungsstärke und großes Innovationspotential mit ausgeprägter Interdisziplinarität. Sie steht nachdrücklich für den Ansatz des Forschenden Lernens und Studierens. Als eine ambitionierte europäische Forschungsuniversität pflegt die Universität Bremen enge Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit. In der Region ist sie Teil der U Bremen Research Alliance und Transferpartnerin für viele Akteure. Als Teil der Europäischen Universitätsallianz YUFE - Young Universities for the Future of Europe leisten die 23.000 Menschen der Universität Bremen einen Beitrag für die Weiterentwicklung der Gesellschaft und gestalten aktiv wissenschaftliche Kooperationen weltweit.