Ministerium für Inneres und Bau Mecklenburg-Vorpommern
IM-MV: Land stärkt Gewaltprävention an Schulen Neues Präventionskonzept ermöglicht zusätzliche Angebote für Lehrkräfte, pädagogisches Personal, Eltern, Schülerinnen und Schüler
Schwerin (ots)
Mecklenburg-Vorpommern verstärkt die Maßnahmen zur Gewaltprävention an Schulen. Das Land hat etablierte Angebote und neue Programme in einem Anti-Gewalt-Konzept für alle öffentlichen Schulen zusammengeführt. Damit erhalten Lehrkräfte, pädagogisches Personal, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern einen Handlungsleitfaden, der sowohl klare Übersichten, Empfehlungen als auch Kontaktstellen für direkt und indirekt Betroffene aufführt. Das Bildungsministerium und das Innenministerium haben am Dienstag auf der Landespressekonferenz das neue Präventionskonzept an Schulen vorgestellt.
Innenminister Christian Pegel: "Wir stehen vor einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, die zunehmend Anlass zur Sorge gibt: Gewaltvorfälle und extremistische Haltungen, insbesondere unter Jugendlichen, nehmen spürbar zu. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Präventionsarbeit weiter an Bedeutung. Es ist wichtig, präventive Maßnahmen frühzeitig im schulischen Umfeld zu verankern, um junge Menschen rechtzeitig zu erreichen, zu informieren und zu stärken. Die enge und abgestimmte Zusammenarbeit zwischen dem Bildungs- und dem Innenministerium ist dabei von zentraler Bedeutung."
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet einen klaren Anstieg des Straftatenaufkommens an der Tatörtlichkeit Schule. Mit 1.361 erfassten Fällen stellt das Jahr 2024 den bisherigen Höchststand seit Beginn der statistischen Erfassung dieses Bereichs im Jahr 2020 dar. Zum Vergleich: 2023 wurden 1.250 Fälle registriert, 2022 waren es 1.245, 2021 784 und 2020 884 Fälle. Die Jahre 2020 und 2021 waren dabei stark von der Corona-Pandemie geprägt.
Bildungsministerin Simone Oldenburg: "Wir wollen unsere Lehrkräfte weiterhin darin unterstützen, vor allem vorbeugend Möglichkeiten zu ergreifen, um deeskalierend zu wirken und zu intervenieren. Unser Konzept begleitet die Lehrerinnen und Lehrer konsequent beim Umgang mit Gewaltvorfällen. Bei der Prävention sind alle gefragt - durch vorbildliches Agieren, Gewalt zu verhindern. Die Erziehung beginnt im Elternhaus und setzt sich in der Schule fort."
Die Gewaltvorfälle an den Schulen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Diese reichen von persönlichen Diffamierungen über Mobbing, Körperverletzungen und deren Androhung bis hin zu Amok- und Bombendrohungen, sexuellen Übergriffen und Vorkommnissen mit Waffen.
Alle Schulen des Landes verfügen über ein Team für Gewaltprävention und Krisenintervention. Bei Handlungsunsicherheiten und auch im konkreten Notfall kann sich die Schule an die überregionale Leitstelle des Zentralen Fachbereichs für Diagnostik und Schulpsychologie (ZDS) wenden unter: 0385 588 7777.
Im neuen Landeskonzept sind daher zusätzliche Maßnahmen zur Prävention von Gewalt enthalten. Dazu gehört auch das Streitschlichter-Programm. "Wir wollen das Streitschlichter-Programm für Schülerinnen und Schüler neu auflegen und bilden hierfür unterstützende pädagogische Fachkräfte aus", sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg. Streitschlichtung verfolgt den Ansatz, den konstruktiven Umgang mit Konflikten zu fördern.
Bei mutmaßlich extremistischen Vorfällen ist ein schnelles, konsequentes und abgestimmtes Vorgehen erforderlich. Die neugegründeten "Anti-Extreme-Netzwerke" unterstützen dabei den Prozess intensiv. Schulleitungen, die besonders von Vorfällen mit mutmaßlich extremistischen Hintergrund betroffen sind, schließen sich überregional und im jeweiligen Staatlichen Schulamt zu einem Netzwerk zusammen, an dem außerschulische Partner wie die Polizei, das Jugendamt oder die Regionalzentren für Demokratie und Toleranz beteiligt sind. Die Netzwerktreffen erfolgen regelmäßig.
Besorgte Eltern können sich ab dem Schuljahr 2025/2026 immer 14-täglich an die Leitstelle des Zentralen Fachbereichs für Diagnostik und Schulpsychologie wenden. Mittwochs zwischen 15.00 und 17.00 Uhr bieten die Psychologinnen und Psychologen eine digitale Sprechstunde an. Mütter und Väter erhalten hilfreiche Tipps und Kontakte zu weiterführenden Ansprechstellen.
Mit den Broschüren "Weitersagen ist kein Petzen" und "Hilfe holen ist Freundschaft" hat das Land eine Aufklärungskampagne zu den Themen psychische Belastungen und sexualisierte Gewalt gestartet. Dazu sind zwei Broschüren erschienen, die Schülerinnen und Schüler informieren und Unterstützungsangebote aufzeigen. Zudem wird allen Schulen des Landes ein Musterschutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus bietet das Land zahlreiche Fortbildungen für Lehrkräfte, in denen Grundlagen der Gewaltprävention, das Lösen von Konflikten, die Prävention sexualisierter Gewalt, das Erarbeiten von Schutzkonzepten oder das professionelle Grenzensetzen in der Arbeit mit Kindern und Jugendli-chen Schwerpunkte bilden.
Alle gemeldeten Vorfälle werden statistisch erfasst, schulaufsichtlich bearbeitet und schulpsychologisch begleitet. Auf der Grundlage der Verwaltungsvorschrift für den Umgang mit Notfällen an den öffentlichen Schulen werden landeseinheitliche Standards durch verbindliche Handlungsanweisungen und abgestimmte Maßnahmen der Verantwortungsträger, insbesondere Schule - Polizei - Jugendamt, ausgewiesen.
Neues Unterrichtsprogramm "Eigenständig werden"
Die Präventionsarbeit in der Schule konzentriert sich insbesondere auf langfristig vorbeugende Maßnahmen wie Konfliktlösungsstrategien sowie die Arbeit mit gefährdeten Kindern und Jugendlichen. Für die Jahrgangsstufen 1 bis 6 weitet das Bildungsministerium sein Angebot mit dem Unterrichtsprogramm "Eigenständig werden" aus. Gesundheits- und Lebenskompetenzen werden vermittelt, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schülern frühzeitig gestärkt und die sozialen Fähigkeiten wie Empathie, Selbstbeherrschung und Konfliktlösung gefördert. Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung.
Prof. Dr. Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung: "'Eigenständig werden' fördert schon im Grundschulalter gezielt die sozialen, emotionalen und kommunikativen Fähigkeiten von Kindern. Durch die Förderung von Selbstbewusstsein, Konfliktlösungskompetenz und Empathie lernen junge Menschen nicht nur bes-ser mit Konflikten und gewaltfrei miteinander umzugehen, sondern auch, den vielfältigen Herausforderungen des Lebens kompetent zu begegnen. Es ist großartig, dass das Bildungsministerium mit seiner Initiative das Programm künftig allen Kindern in Mecklenburg-Vorpommern zugänglich macht."
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