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Kreditkrise setzt Banken unter Konsolidierungsdruck

17.03.2008 – 11:05

Frankfurt am Main (ots)

M&A-Volumen in europäischer Finanzdienstleistungsbranche steigt 2007 auf Rekordniveau / PwC-Studie prognostiziert weniger Mega-Deals für das laufende Jahr / Kreditkrise erschwert Finanzierung für Private-Equity-Fonds

Die internationale Kreditkrise bestimmt 2008 das Transaktionsgeschehen in der europäischen Finanzdienstleistungsbranche. Branchenexperten erwarten erneut zahlreiche Übernahmen und Zusammenschlüsse (Mergers & Acquisitions, kurz M&A), allerdings weniger Mega-Deals als im Vorjahr, wie aus der Studie "From uncertainty to opportunity - Financial Services M&A in Europe's developed and developing markets" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht.

"Einerseits erhöht die Krise den Konsolidierungsdruck auf Institute mit einer geschwächten Kapitalbasis, andererseits erschwert sie die Kreditfinanzierung für potenzielle Käufer. Von dieser Konstellation profitieren Investoren mit hohen Reserven - ein Einstieg in den europäischen Markt könnte zum gegenwärtigen Zeitpunkt insbesondere für asiatische Banken interessant sein", prognostiziert Jens Rönnberg, Partner bei PricewaterhouseCoopers im Bereich Transaction Services Financial Services.

Im Jahr 2007 stieg das M&A-Volumen im europäischen Finanzdienstleistungssektor um über 50 Prozent auf 207,7 Milliarden Euro. Ein Drittel dieser Summe entfiel auf die Übernahme der niederländischen ABN Amro, doch auch ohne diese Transaktion wäre das Übernahmevolumen gegenüber 2006 leicht gestiegen.

Das M&A-Volumen in Deutschland erreichte 2007 mit 7,47 Milliarden Euro lediglich knapp 3,6 Prozent des europäischen Gesamtvolumens. "Im laufenden Jahr wird die Krise an den Finanzmärkten die Konsolidierung im deutschen Bank- und Versicherungsgewerbe sicherlich beschleunigen. Allerdings wird dieser Prozess die strukturelle Trennung von privaten, öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Instituten kaum aufbrechen", sagt Rönnberg.

Mega-Deals werden seltener

Während die Zahl der Transaktionen mit einem M&A-Volumen über einer Milliarde Euro in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist, dürfte es künftig weniger dieser Mega-Deals geben. Gut die Hälfte der für die Studie befragten 171 Branchenexperten ist der Ansicht, dass Transaktionen dieser Größenordnung seltener werden, gut 25 Prozent rechnen sogar mit einem starken Rückgang. Demgegenüber glauben nur 29 Prozent, dass das Interesse an Großfusionen weiter steigt.

"Die Aktienkurse der meisten europäischen Finanzdienstleister sind in den vergangenen Monaten erheblich unter Druck geraten. Unter diesen Umständen bestehen attraktive Einstiegspreise auch bei großen Übernahmezielen. Allerdings ist den Risiken aus strukturierten Finanzierungen bei der Transaktion besondere Beachtung zu schenken", sagt Dr. Daniel Knüsel, Partner bei PricewaterhouseCoopers im Bereich Valuation & Strategy. Im Jahr 2007 gab es 31 Zusammenschlüsse mit einem Transaktionsvolumen über einer Milliarde Euro, in den Vorjahren waren es jeweils 18. In den Jahren 2004 und 2003 gab es erst elf bzw. neun Mega-Deals.

Kreditkrise belastet Private Equity

Für Private-Equity-Investoren haben sich die Finanzierungsbedingungen in Folge der Kreditkrise verschlechtert. Banken verlangen nicht nur höhere Zinsen, sondern setzen auch mehr Eigenkapital für eine Kreditvergabe voraus.

Gut vier von fünf befragten Branchenexperten sind daher der Ansicht, dass auf Private-Equity-Fonds 2008 ein geringeres M&A-Volumen entfällt. Über 40 Prozent rechnen sogar mit einem starken Rückgang gegenüber 2007. Zudem müssen sich Private-Equity-Fonds nach Ansicht der Befragten darauf einstellen, dass Fremdkapital knapper wird. So sind 86 Prozent der Ansicht, dass die Fonds bei kommenden Transaktionen einen kleineren Teil des Kaufpreises über Kredite finanzieren können als bisher. "Allerdings sollte diese Entwicklung nicht überbewertet werden. Denn nach wie vor verzeichnen Private-Equity-Fonds bei den Eigenmitteln hohe Zuflüsse. Es ist daher zu erwarten, dass sich die Fonds auf Übernahmen mit mittelgroßen Transaktionsvolumina konzentrieren, bis sich die Lage auf dem Kreditmarkt entspannt", prognostiziert Knüsel.

Deutsches Banksystem bleibt dreigeteilt

Im deutschen Bankensektor gab es 2007 zwei Übernahmen oberhalb der Milliardengrenze. Mit einem Volumen von knapp 5,7 Milliarden Euro war der Kauf der Depfa Bank durch die Immobilienkreditbank Hypo Real Estate die europaweit sechstgrößte Transaktion, die Übernahme der Landesbank Berlin durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband rangiert mit rund 4,78 Milliarden Euro auf Platz sieben. Am Bieterwettbewerb um die Landesbank Berlin hatte sich unter anderem auch die Commerzbank beteiligt. Durch den Zuschlag für den Sparkassenverband blieb das deutsche Drei-Säulen-Modell aber bestehen.

Als Käufer im Ausland traten deutsche Finanzdienstleister ebenfalls in Erscheinung. Die Allianz übernahm den französischen Versicherer AGF für einen Kaufpreis von 9,8 Milliarden Euro vollständig und schloss damit die drittgrößte Transaktion des Jahres 2007 ab. Der Münchener Konzern hatte sich die Mehrheit an AGF bereits 1998 gesichert. Die Bayerische Landesbank kaufte die Kärntner Landesbank Hypo Alpe Adria Group und schaffte es damit auf Rang 18 im europäischen M&A-Ranking.

Langsameres Fusionstempo in Osteuropa

In Ost- und Südosteuropa gab es 2007 erneut mehr Fusionen und Übernahmen als ein Jahr zuvor, allerdings schwächte sich die Dynamik ab. Zählten 2006 noch fünf Deals in der Region zu den 20 größten europäischen Transaktionen, waren es 2007 nur noch drei. Das M&A-Volumen stieg im Vorjahresvergleich lediglich um weniger als sechs Prozent. Das war die niedrigste Wachstumsrate der vergangenen fünf Jahre.

Ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung ausländischer Investoren sind die in vielen osteuropäischen Ländern gestiegenen Kreditrisiken. Zudem sind nur noch wenige attraktive Übernahmeziele verfügbar. Entsprechend erwarten 53 Prozent der befragten Branchenexperten, dass sich das Fusionstempo in der Region verlangsamt, während 24 Prozent an eine Erholung glauben.

Die Studie "From uncertainty to opportunity - Financial Services M&A in Europe's developed and developing markets" finden Sie als kostenlosen Download unter www.pwc.de/de/presse

Redaktionshinweis:

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).

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Tel.: (069) 95 85 - 31 79
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