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Dreharbeiten für "Die Auserwählten" haben begonnen Christoph Röhl inszeniert für den WDR/ARD Degeto Fernsehfilm über den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule.

15.08.2013 – 15:25

Köln, 8.8.2013 (ots)

//Ulrich Tukur und Julia Jentsch spielen die Hauptrollen in der ndF-Produktion. //

Im Frühjahr 2010 erschütterten Berichte von zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs an der angesehenen reformpädagogischen Odenwaldschule die Öffentlichkeit. Zwar waren schon Ende der 1990er Jahre erste Vorwürfe betroffener Schüler laut geworden, doch eine wirkliche Aufarbeitung hatte es nicht gegeben. Es wurde bis 2010 verschwiegen, was nicht sein durfte. Umso größer war das Entsetzen, als bekannt wurde, was in den 70er und 80er Jahren tatsächlich in dem Internat geschehen war: Der Schulleiter sowie weitere Lehrer missbrauchten ihre Schutzbefohlenen, männliche Opfer zwischen zwölf und 15 Jahren.

"Die Auserwählten" ist der erste Fernsehfilm, der die erschreckende Systematik des Missbrauchs an der damaligen Odenwaldschule fiktional darstellt. Die Dreharbeiten am Originalschauplatz im hessischen Heppenheim haben in dieser Woche begonnen. Die heutige Odenwaldschule unterstützt im Aufklärungs- und Präventionsinteresse das ambitionierte Projekt. Regie führt Christoph Röhl, der von 1989 bis 1991 als Englisch-Tutor an der Schule arbeitete und 2011 den viel beachteten Dokumentarfilm "Und wir sind nicht die Einzigen" vorlegte. In diesem Film ließ Röhl Betroffene, Altschüler, Lehrer sowie Menschen aus dem näheren Umfeld der Odenwaldschule zu Wort kommen. 2011 wurde die Dokumentation für den Deutschen Fernsehpreis nominiert, 2012 mit dem Robert-Geissendörfer-Preis ausgezeichnet, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche. Das Drehbuch für "Die Auserwählten" stammt von Sylvia Leuker ("Über den Tod hinaus") und Benedikt Röskau ("Das Wunder von Lengede", "Contergan", "Nordwand"). Produziert wird der Film von der ndF:Berlin mbH im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks Köln und der ARD Degeto. Produzent ist Hans-Hinrich Koch.

Zum Inhalt: Anfang der 1980er Jahre. Begeistert tritt die 29-jährige Petra Grust ihre Stelle als Biologielehrerin an der Odenwaldschule an, der legendären Vorzeige-Einrichtung der Reformpädagogik. Das Vertrauen des charismatischen und berühmten Schulleiters Simon Pistorius ehrt sie. Doch der Internatsalltag ist irritierend. Schüler und Lehrer beiderlei Geschlechts benutzen dieselben Duschen, junge Schüler trinken Alkohol und rauchen, und ein Kollege hat sogar ein Verhältnis mit einer minderjährigen Schülerin. Petra wird auf den 13-jährigen Frank aufmerksam, der verstört wirkt und offensichtlich Probleme hat. Sie nimmt sich seiner an, findet aber nicht heraus, was mit ihm ist. Mit der Zeit befällt sie ein schrecklicher Verdacht: Sie sieht im Wald einen Lehrer mit einem nackten Jungen; sie wird Zeuge, wie Pistorius eine Dusche verlässt, unter der ein verzweifelter Frank kauert. Petra fragt nach. Doch ihre Kollegen wollen von all dem nichts wissen. Als Frank erfährt, dass er mit Pistorius sogar die Ferien verbringen soll, droht er mit Selbstmord. Petra begreift mehr und mehr, was Pistorius mit ihm macht. Doch Franks Vater, Vorsitzender des Trägervereins der Schule, glaubt lieber dem scheinbar untadeligen Schulleiter als seinem Sohn und der jungen Lehrerin. Auch gegen Pistorius' Netzwerk aus Beziehungen bis in die höchsten Kreise ist Petra letztendlich machtlos. 30 Jahre später begegnen sich Frank und Petra wieder. Als Lehrerin hat sie nie wieder gearbeitet. Frank hat wie die anderen traumatisierten Missbrauchsopfer so lange nicht über die Verbrechen reden können, dass alle Taten verjährt sind. Doch er will das jahrelange Schweigen der Lehrer, Eltern, Politiker und Institutionen nicht länger hinnehmen. Nach dem Selbstmord eines ehemaligen Mitschülers plant er eine Protestaktion während einer Jubiläumsveranstaltung der Odenwaldschule. Und Petra soll die Taten von damals bezeugen.

Für die Rolle des Schulleiters Simon Pistorius konnte mit Ulrich Tukur ("Rommel", "Das weiße Band", "Stauffenberg", "Wehner - Die unerzählte Geschichte") einer der renommiertesten Schauspieler seiner Generation gewonnen werden. Julia Jentsch ("Sophie Scholl - Die letzten Tage", "Hannah Arendt", "Effi Briest"), ebenfalls mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, spielt die Lehrerin Petra Grust, Leon Seidel - 2012 für seine schauspielerische Leistung in "Tom Sawyer" mit dem Bunte new faces Award Film geehrt - den 13-jährigen Schüler Frank. In weiteren Rollen u.a. Lena Stolze, Rainer Bock und Johanna Gastorf. Die Redaktion für "Die Auserwählten" liegt bei Dr. Götz Schmedes, WDR (federführend), und Roman Klink, ARD Degeto. Dramaturgie Anke Krause. Voraussichtlicher Sendetermin des WDR/ARD Degeto Fernsehfilms ist 2014 im Ersten.

Pressekontakt:

Barbara Feiereis, WDR Presse und Information, Tel. 0221 220 7122,
barbara.feiereis@wdr.de

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