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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Cyber-Attacken aus China

19.02.2013 – 19:45

Bielefeld (ots)

Die jüngsten Erkenntnisse über die mutmaßlichen Urheber Dutzender Cyber-Attacken auf sensible Ziele in den USA sollten alle Alarmglocke läuten lassen. Nicht nur auf der anderen Seite des großen Teichs, sondern auch hier in Europa. Angriffe auf lebenswichtige Infrastruktur, auf Staatsgeheimnisse und intellektuelles Eigentum von Unternehmen bedrohen unsere Sicherheit und unseren Wohlstand viel unmittelbarer als Bomben und Raketen. Die Schwelle für die Aggressoren scheint dabei immer weiter zu sinken. Umgekehrt erweist es sich als sehr viel komplizierter, die Hacker dingfest zu machen. Erst recht, wenn es sich um staatlich unterstützte Cyber-Krieger handelt. Erstmals liegt nun in der Öffentlichkeit eine Studie vor, die eine Einheit der chinesischen Volksarmee konkret beschuldigt, für mehrere hochkarätige Angriffe verantwortlich zu sein. Egal, wie vehement Peking die Verantwortung dafür zurückweist: Die digitale Beweislast wiegt schwer. Und bestätigt offenbar Erkenntnisse der amerikanischen Geheimdienste, die Anfang des Jahres eine geheime Lageeinschätzung vorlegten. Dieses »National Intelligence Estimate« beunruhigte US-Präsident Barack Obama genug, um das brisante Thema in seiner Rede zur Lage der Nation anzusprechen. Im Unterschied zu den privaten Sicherheitsexperten zeigte Obama öffentlich nicht mit dem Finger auf die Volksrepublik. Solche Vorwürfe müssen wohlbedacht sein. Träfen sie das auf Gesichtswahrung bedachte Peking doch an einem empfindlichen Punkt. Angesichts der massiven Ausmaße der Cyber-Angriffe ist Untätigkeit aber auch keine Option. Wer heute die Hände in den Schoß legt, braucht sich morgen nicht zu wundern, wenn er regelmäßig zur Zielscheibe solcher Attacken wird. Der erste Schritt muss eine Verstärkung der eigenen Abwehr-Kapazitäten sein. Vorrang sollten dabei öffentliche Einrichtungen wie Energienetze, die Wasserversorgung und die Verkehrsinfrastruktur haben. Darüber hinaus bedarf es einer Strategie, die den Preis für Aggressoren aus dem Cyberspace erhöht. Je nachdem, was die Hacker anstellen, handelt es sich um einen kriegerischen Akt. Das verlangt nach einem Konzept, das mit angemessener Vergeltung droht. Was im Umgang mit Regimen wie Iran lösbar scheint, stellt die Strategen im Fall der Volksrepublik China vor ein erhebliches Problem. Die größte und zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt können es sich nicht leisten, den Konflikt öffentlich eskalieren zu lassen. Dafür stehen zu viele gegenseitige Interessen auf dem Spiel. Das Bekanntwerden der privaten Studie über die Cyberangriffe in den USA ist so gesehen unangenehm für beide Seiten. Nur: Schweigen ist keine Alternative. Die Chinesen müssen wissen, dass Cyberattacken aus Shanghai nicht länger toleriert werden.

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