Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Zu Shell-Jugendstudie: Das ungeliebte Volk

21.09.2006 – 21:00

Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
Shell-Jugendstudie:
Nichts könnte deutlicher die tiefe Kluft zwischen großen Teilen 
der politisch Verantwortlichen und der Bevölkerung beschreiben, als 
die Befunde der jüngsten Shell-Jugendstudie. Sie sollte 
Pflichtlektüre sein insbesondere für die Vertreter der großen 
Koalition, die ihre Mühe darauf verwenden, den Menschen immer öfter 
und eindringlicher zu erklären, ein Mentalitätswechsel sei notwendig.
Da ist wieder und wieder zu hören, dass das Volk immer noch über 
seine Verhältnisse lebt. Da wird von dem überzogenen Anspruchsdenken 
geredet, von der mangelnden Leistungsbereitschaft und dem Egoismus 
der Menschen.
Tatsächlich aber belegt die Studie, dass Millionen von Eltern und 
Großeltern ihren wichtigsten Beitrag an gesellschaftlicher 
Verantwortung in aller Regel mit guten Ergebnissen erbringen. Sie 
haben eine Generation erzogen, die alles Wesentliche mitbringt, um 
die Zukunft zu meistern. Ihre Kinder sind leistungswillig, motiviert,
sie sind tolerant und gute Demokraten -  und viele von ihnen sind 
darüber hinaus auch engagiert. Es ist eine junge Generation, auf die 
dieses Land stolz sein kann. Sicher gilt dies nicht für alle und eine
Vater- oder Mutterschaft ist nicht per se schon ein 
Bundesverdienstkreuz wert. Aber in der Summe ist der Befund 
erstaunlich positiv und passt so gar nicht zu dem Wehgeschrei der 
Politik. Es drängt sich vielmehr umgekehrt die Frage auf, warum doch 
so vieles schief-läuft, wenn so viele ihre wichtigsten Hausaufgaben 
nicht nur einigermaßen befriedigend, sondern oft sogar gut oder sehr 
gut erledigen.
Auch bei dieser Frage legt die Studie eine Antwort nahe, die den 
politischen Eliten wenig schmecken wird. Die sind in erschreckendem 
Maße wenig vertrauenswürdig geworden, gerade auch bei jungen 
Menschen. Und auf diesem gewachsenen Misstrauen basiert auch die 
Zukunftsangst, die einen großen Schatten wirft.
Dass die Kinder so geworden sind, wie sie sind, hat viel mit dem oft 
selbstlosen Einsatz, mit dem Verantwortungsgefühl und natürlich mit 
der Liebe der Eltern zu tun. Dass die Politik die Resultate zeigt, 
die so wenig Vertrauen schaffen, hat auch damit zu tun, dass dort 
Selbstlosigkeit und Verantwortung erst wieder gelernt werden müssen. 
Das große Wort Liebe ist der Politik ja fremdgegangen. Aber ist es 
wirklich vermessen, etwas mehr Liebe für das gemeine Volk 
einzufordern? Eltern sind gute Vorbilder, sagt die Jugend. Vielleicht
hört das mal jemand in Berlin und Potsdam und Dresden.

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