Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Neueste Pisa-Studie vorgestellt Es bewegt sich was

18.11.2008 – 21:49

Cottbus (ots)

Seit Jahren gilt Pisa als ein Synonym für den
kollektiven Bildungsnotstand, als ein Makel, der deutschen 
Jugendlichen im internationalen Vergleich anhaftet. Fast 
masochistisch stürzte sich das Land auf jede neue Analyse, die das 
Versagen seiner Schüler und des föderalen Schulsystems offen legte. 
Die neueste Studie und ihre Ergebnisse stehen jetzt aber desgleichen 
dafür, dass die Bildungsrepublik Deutschland durchaus in der Lage 
ist, sich deutlich zum Positiven hin zu bewegen.
Fragt man Lehrer, Schüler oder Eltern, werden viele nach wie vor ein 
düsteres Bild von dem zeichnen, was sie jeden Tag erleben müssen: 
Überalterung der Kollegien, Unterrichtsausfall, zu große Klassen, 
Gewalt auf dem Schulhof oder marode Schulgebäude. Zustände, die sich 
durch Statistiken und Erhebungen nicht beseitigen lassen.
Aber auch die Betroffenen werden einräumen müssen: Pisa hat die 
Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Bildung gerichtet wie kaum etwas
anderes zuvor. Das deutsche Bildungssystem ist eine große Baustelle 
geworden, auf der nicht mehr nur auf die nächste unsinnige Direktive 
der Schulbehörde gewartet wird. Sondern auf der viele Schulen - auch 
mithilfe von Eltern - endlich selber versuchen, attraktiver und 
zielgenauer zu werden und neue Methoden des Lernens anzuwenden.
Immer mehr Schulen bieten ganztägigen Unterricht oder Betreuung an; 
und immer mehr sind zum Beispiel mit einer Mensa ausgestattet. Das 
sind Resultate der Pisa-Debatten.
Pisa hat aber auch die politisch Verantwortlichen massiv unter 
Handlungsdruck gesetzt. Politiker sind sich endgültig darüber im 
Klaren, dass sie mit dem Thema Bildung Wahlen gewinnen, vor allem 
aber verlieren können. Die Sparte Gedöns - das war einmal.
Alle Bundesländer haben deshalb in den vergangenen Jahren im 
OECD-Vergleich aufgeholt, das ist ein Erfolg. Die erheblichen 
Bildungsunterschiede innerhalb der Bundesrepublik sind indes 
geblieben. Das liegt in der Natur des starren Bildungsföderalismus, 
aber auch in den sozioökonomischen Strukturen einzelner Länder. 
Gerade vor dem Hintergrund der Diskussion über mangelnde 
Chancengerechtigkeit darf man sich jedoch nicht damit abfinden, wenn 
das Leistungsgefälle zwischen 15-Jährigen aus Sachsen und denen etwa 
in Berlin und Bremen bis zu zwei Jahre ausmacht. Da muss nicht die 
Systemfrage gestellt werden, sondern vor allem die der Finanzierung 
von Bildung: Gibt es genügend Lehrer, werden die nicht verbeamteten 
gut bezahlt, gibt es genug individuelle Förderung und Betreuung für 
die Benachteiligten, und wie ist die Qualität des Unterrichts? 
Schlechter Unterricht nützt nun mal keinem Schüler, ob er arm oder 
reich ist. Auch nicht demotivierte Pädagogen. Das müssen einige 
Länder noch begreifen.

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