KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung

Verluste von über 213 Millionen Euro durch Billigkassen
"Krankenkassenwechsel sollte wohl überlegt sein"

25.07.2003 – 10:16

Berlin (ots)

"Den Wechsel in eine so genannte Billigkrankenkasse
sollten sich Versicherte wohl überlegen. Durch die
Mitgliederwanderungen in vermeintlich günstige Betriebskrankenkassen
(BKKen) gingen dem System der gesetzlichen Krankenversicherung im
vergangenen Jahr über 213 Millionen Euro verloren." Dies erklärte
heute Dr. Manfred Richter-Reichhelm in Berlin. Der Erste Vorsitzende
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sagte, angesichts der
ohnehin schon schweren Finanzkrise im Gesundheitswesen müssten sich
die Versicherten darüber klar werden, welche Folgen ein Wechsel haben
kann. "Dem gebeutelten System wird so noch zusätzlich Geld entzogen.
Die ärztliche Behandlung ist für alle Versicherten gleich. Die
Bezahlung der einzelnen Kassen dafür allerdings nicht", so
Richter-Reichhelm.
Die gesetzlichen Krankenkassen überweisen pro Quartal eine
einmalige Kopfpauschale an die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen).
Mit dieser Summe müssen alle anfallenden medizinischen Leistungen
bezahlt werden, auch die der mitversicherten Familienangehörigen. Die
Höhe des Pauschalbetrags ist je nach Kasse unterschiedlich. Viele
BKKen überweisen eine vergleichsweise niedrige Summe. "In den neuen
Bundesländern zahlten die Ersatzkassen im vergangenen Jahr rund 390
Euro je Mitglied, die Betriebskrankenkassen im Schnitt etwa 330
Euro", führte Richter-Reichhelm aus, "in der Behandlung machen wir
Ärzte aber keinen Unterschied. Das Budget für Versicherte in
Billigkrankenkassen ist schnell verbraucht - diese Patienten
behandeln wir dann umsonst."
In der Zeit von 1997 bis 2002 wechselten fast vier Millionen
gesetzlich Krankenversicherte von den Orts- und Ersatzkrankenkassen
in die häufig günstigeren Betriebskrankenkassen. "Für den einzelnen
sind die niedrigen Beitragssätze der BKKen auf den ersten Blick
verlockend. Aber viele Billig-Kassen heben schon nach kurzer Zeit
ihre Sätze an. Der Grund ist einfach: Die jetzt noch jungen und
gesunden Versicherten werden mit steigendem Alter auch kränker, die
Gesundheitsausgaben wachsen an. Zudem muss die Vielzahl der neuen
Mitglieder auch betreut und verwaltet werden. Von den steigenden
Beitragssätzen haben die Ärzte jedoch nichts. Sie müssen ihre höheren
Kosten selbst bezahlen", erläuterte der Kassenärztechef.
In den alten Bundesländern verzeichneten die KVen im Jahr 2002
durch die Wanderbewegung in Billigkassen einen Honorarverlust von 179
Millionen Euro. In den neuen Bundesländern entzog der Wechsel dem
System 34,6 Millionen Euro. "Diese Entwicklung kann die künftige
medizinische Versorgung der Versicherten ernsthaft gefährden", gab
Richter-Reichhelm zu bedenken.
ots-Originaltext: KBV
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=34021

Kontakt:

Dr. Roland Stahl, Tel.: 0221 / 4005 - 213
Roland Ilzhöfer, Tel.: 030 / 4005 - 1230
Gabriele Prissok, Tel.: 030 / 4005 - 1240

Original-Content von: KBV - Kassen�rztliche Bundesvereinigung, übermittelt durch news aktuell

Orte in dieser Meldung
Weitere Storys: KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
Weitere Storys: KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung