Rheinische Post

Rheinische Post: Lafontaine Kommentar Von Reinhold Michels

22.01.2010 – 20:26

Düsseldorf (ots)

Für Oskar Lafontaine gilt das Dichter-Wort:
"Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein 
Charakterbild in der Geschichte." Er füllt als politischer Redner, 
oder sollte man sagen: Agitator immer noch Säle, er ist einer der 
letzten großen Unterhaltungskünstler der politischen Bühne. Er 
erhitzt Gemüter, bringt Anhänger in Wallung und Widersacher zum 
Kopfschütteln. Immer schon imponierte und irritierte Lafontaine durch
die gefährliche Trias Begabung, Rechthaberei, Lust an Aufwiegelei.
Wer unter den bundesrepublikanischen Politik-Matadoren kann von sich 
sagen, er habe durch eine einzige vulkanische Rede (1995 in Mannheim)
einen Parteichef (Scharping) gestürzt und einen Kongress im Sturm 
erobert. Ein Land ist gut beraten, solche Leute von der Macht 
fernhalten. Der alte Lafontaine hat beinahe mit jedem Auftritt als 
Linkspartei-Heros bewiesen, dass man Faszinosum und zugleich Fantast 
sein kann. Es bleibt denk- und fragwürdig, dass er die Armen 
umschmeichelt und wie ein Reicher lebt, dass er seine einstige Liebe 
SPD mit Hass-Attacken überzieht. Sollte dieser politische Feuerspeier
wirklich ärztlichem und familiärem Rat folgen und kürzertreten, gäbe 
es weniger Brandgeruch im Land, allerdings auch ein Defizit an 
Entertainment.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell

Orte in dieser Meldung
Weitere Storys: Rheinische Post
Weitere Storys: Rheinische Post
  • 22.01.2010 – 20:25

    Rheinische Post: Obama pokert hoch Kommentar Von Georg Winters

    Düsseldorf (ots) - Barack Obama setzt die Bankenwelt unter Druck. Er will Amerikas Geldhäuser notfalls zur Aufspaltung zwingen. Nie wieder sollen US-Steuerzahler für die Rettung maroder Banken aufkommen müssen, die zu wichtig für das System sind, als dass man sie fallen lassen könnte. Eine mutige Ankündigung, aber dem Präsidenten bleibt nichts anderes übrig. Die vollmundig versprochene Gesundheitsreform ...

  • 22.01.2010 – 20:24

    Rheinische Post: Atomkonsens hat Zeit Kommentar Von Michael Bröcker

    Düsseldorf (ots) - Der Streit um die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke wird von den vier Energiekonzernen künstlich unter Zeitdruck gesetzt. Es stimmt nicht, dass RWE und EnBW ihre Meiler Neckarwestheim und Biblis A im Laufe des Jahres abschalten müssen (und deshalb auf schnelle Einigung in der Laufzeitfrage drängen). In Wirklichkeit könnte die ...