Der Tagesspiegel

Pressestimmen: Egon Bahr und Hans-Dietrich Genscher zum 17. Juni

14.06.2003 – 06:00

Berlin (ots)

Der SPD-Politiker Egon Bahr hat sich dagegen
ausgesprochen, den 17. Juni wieder zu einem Feiertag zu machen. Der
Gedenktag sei zwischen seiner Einführung 1954 und seiner Abschaffung
1990 zur ritualisierten Routine geworden. „Das würde auch so bleiben,
wenn man die Abschaffung wieder rückgängig machte", sagte er dem
Tagesspiegel am Sonntag. Bahr begrüßte es aber ausdrücklich, dass
anlässlich des 50. Jahrestages in großem Umfang an den Volksaufstand
1953 gegen die SED-Regierung erinnert werde. Der 17. Juni sei einer
der wenigen Tage in der deutschen Geschichte, auf dem man stolz sein
könnte. „Stolz, weil Deutsche Zivilcourage gezeigt haben", sagte
Bahr, der vor fünfzig Jahren Chefredakteur des Berliner „Rundfunk im
amerikanischen Sektor" (Rias) war. Der SPD-Politiker, der in den 70er
Jahren als Minister für besondere Aufgaben unter Bundeskanzler Willy
Brandt für die Ost- und Deutschlandpolitik zuständig war, sieht zudem
eine direkte Verbindung zwischen dem 17. Juni 1953 und dem Mauerfall
am 9. November 1989: „Weil in beiden Fällen der kleinere, bedrängtere
Teil des deutschen Volkes Geschichte gemacht hat." Mit Blick auf die
deutsch-deutsche Teilung sagte Bahr: „Das deutsche Volk hat immer
nach Westen geguckt.Die Westdeutschen haben nach Westen geguckt, auch
die Ostdeutschen haben nach Westen geguckt. Und die Blicke beider
haben sich nie getroffen."
Dagegen sprach sich der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich
Genscher dafür aus, den 17. Juni wieder öffentlich zu feiern. "Der
17. Juni ist ein nationaler Gedenktag", schrieb Genscher in einem
Beitrag für den Tagesspiegel am Sonntag. " Er sollte auch so
öffentlich begangen werden mit Veranstaltungen, Schweigeminuten und
vor allem auch im Unterricht unserer Schulen." Er hoffe, dass die
Jubiläumsfeiern in diesem Jahr dazu beitrügen, "dem 17. Juni -
endlich - den ihm gebührenden Platz in der Geschichte einzuräumen".
In der alten Bundesrepublik sei seinerzeit "ein arbeitsfreier Tag wie
andere auch" aus ihm geworden. Genscher regte an, künftig dieses
Tages auch durch Namensgebungen für Straßen und Plätze zu gedenken.
Ihn selber habe, so Genscher in dem Beitrag, die Erinnerung an den
17. Juni 1953, den er bereits in der Bundesrepublik miterlebt hatte,
nie losgelassen.
Dr. Christian Böhme
Der Tagesspiegel
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