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Gemeinnützige Hertie-Stiftung

Gemeinnützige Hertie-Stiftung: 28 Millionen Euro für Modellprojekte im Jahr 2007 - keine Einschränkungen durch Börsenturbulenzen

Frankfurt/Main (ots)

   - Jahrespressekonferenz einer der größten deutschen 
     Privatstiftungen: Steigerung der Projektausgaben im Jahr 2007 um
     12 Prozent
   - "Horizonte": erstes Lehramtsstipendium für Migranten - Auftakt 
     in Frankfurt und Berlin

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung (GHS) hat für ihre Projektarbeit im Jahr 2007 rund 28 Mio. EUR erwirtschaftet. Das teilte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Dr. Bernhard Wunderlin, heute auf der Jahrespressekonferenz am Sitz der Stiftung in Frankfurt am Main mit. Mit einem Vermögen von derzeit rund 847 Mio. EUR zählt die GHS zu den größten deutschen Privatstiftungen. In ihren Förderbereichen Neurowissenschaften, Europäische Integration und Erziehung zur Demokratie hat sie seit dem Jahr 2000 Mittel in Höhe von rund 210 Mio. EUR bereitgestellt.

Die Erträge aus der Vermögensanlage stiegen 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Mio. EUR auf 43,5 Mio. EUR. An Projektmitteln hat die Stiftung im vergangenen Jahr 28 Mio. EUR bereitgestellt - eine Steigerung um 12 Prozent gegenüber 2006. Insgesamt erzielte die Stiftung in einem schwierigen Umfeld auf ihre Vermögensanlage eine Jahresperformance von 2,9 Prozent, gegenüber 8,2 Prozent im Jahr 2006. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre lagen die laufenden Erträge und Kursgewinne bei 8 Prozent. Von der aktuellen Krise an den internationalen Kapitalmärkten ist die Hertie-Stiftung nur indirekt betroffen, da sie nicht in CDO- oder ABS-Strukturen investiert hat. Zudem verfügt sie aus der letzten Aufschwungphase am Aktienmarkt noch über erhebliche Kursreserven, und auch im Immobilienvermögen stecken ansehnliche Bewertungsreserven. In ihrer Vermögensanlage verfolgt die Stiftung auch weiterhin eine Strategie der Risikostreuung mit international diversifizierten Anlagen in verschiedenen Asset-Klassen, Marktsegmenten und Währungen. Der Anteil der festverzinslichen Wertpapiere machte 2007 rund 49 Prozent aus, der Aktienanteil ging leicht auf 25 Prozent zurück, die Immobilien lagen bei 17 Prozent.

Mit dem Stipendienprogramm "Horizonte - Das Lehramtsstipendium für Migranten" beschreitet auch das Stipendiatenwerk der Hertie-Stiftung neue Wege. Vier Lehramtsstudierende der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und drei Lehrer im Vorbereitungsdienst an Frankfurter Schulen bilden den ersten Jahrgang. Sie oder ihre Eltern wurden in Algerien, im Iran, in Italien, Korea, Rumänien oder der Türkei geboren. Das Stipendium bietet ihnen neben finanzieller Unterstützung auch eine umfassende ideelle Förderung. Ziel des Stipendiums, das die Hertie-Stiftung in Kooperation mit der Universität Frankfurt und dem Hessischen Kultusministerium gestaltet, ist es, ein Stück gesellschaftliche Normalität in die Klassen hineinzutragen - ein Drittel der Erstklässler hat schon heute Migrationshintergrund, aber nicht einmal ein Prozent der Lehrkräfte. "Horizonte" ist ein Modell, das in andere Ballungsräume übertragen werden soll. In Berlin startet das Stipendienprogramm im Herbst dieses Jahres.

Im Förderbereich Neurowissenschaften hat das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) im fünften Jahr seines Bestehens seine Position als eine der führenden Einrichtungen gefestigt. Die Evaluation seiner Forschungsergebnisse hat ergeben, dass es schon heute nach London und Paris zu den drei führenden Instituten seiner Art in Europa gehört. Größter Erfolg im Jahr 2007 war die Aufnahme in die Exzellenzinitiative des Bundes mit dem Antrag auf Einrichtung eines »Center for Integrative Neuroscience«, das federführend und mit der größten Wissenschaftlerkapazität vom Hertie-Institut getragen wird. Weiterhin wird das Hertie-Institut Zentrum des Forschungsnetzwerks zur Genetik der Parkinsonerkrankung und wird Partnerstandort im Rahmen der Demenzinitiative der Bundesregierung. Die Hertie-Senior-Forschungsprofessur, die einmal im Jahr einen bedeutenden Hirnforscher mit einer Stiftungsprofessur auszeichnet und ihm die Möglichkeit gibt, die letzten Jahre seiner Berufstätigkeit allein der Forschung zu widmen, findet weiterhin großen Anklang in den deutschen Hochschuleinrichtungen. Mit dem Ulmer Neurophysiologen Prof. Dr. Frank Lehmann-Horn ist bereits der Kandidat für die dritte Hertie-Senior-Forschungsprofessur ausgewählt.

Die Hertie School of Governance (HSoG) in Berlin, das größte Projekt im Förderbereich Europäische Integration, hat im Mai 2007 ihren ersten Jahrgang der "Master of Public Policy"-Studenten verabschiedet: Die 28 Absolventen aus 16 Ländern haben seither Tätigkeiten in internationalen Organisationen, in Bundesministerien und in der Politikberatung aufgenommen oder setzen ihre wissenschaftliche Ausbildung in Postgraduierten-Programmen fort. Zum Herbst 2008 wird die HSoG ihr Studienangebot erweitern: Der Executive Master of Public Management (EMPM), den sie in Kooperation mit der Universität Potsdam anbietet, richtet sich an den deutschen und europäischen Führungsnachwuchs in öffentlichen Einrichtungen und in solchen privaten Unternehmen, die in besonderer Weise von Entscheidungen des öffentlichen Sektors betroffen sind. Die Bundesregierung hat bereits vertraglich die Teilnahme von 30 Beamten aus den Bundesministerien für die nächsten drei Jahre zugesichert. Ebenfalls im Herbst 2008 startet die "Berlin Graduate School of Social Sciences", die die HSoG zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin und weiteren Partnern entwickelt hat. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und erhält für diesen Zeitraum jährlich 1 Mio. EUR im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes.

Im Förderbereich Erziehung zur Demokratie stehen weiterhin Schulprojekte mit den Schwerpunkten Sprachkultur sowie Sprach- und Begabtenförderung von Zuwandererkindern im Mittelpunkt. Ein großer Erfolg war im vergangenen Jahr der Hauptschulpreis, der mit mehr als 350 aussagekräftigen Bewerbungen einen großen Fundus hervorragender und beispielgebender Hauptschularbeit zusammengetragen hat. Die Hertie-Stiftung sieht sich in ihrem Ansatz bestärkt, bei diesem etablierten Schulpreis den Fokus auf die Ausbildungsreife der Jugendlichen zu legen. Diesem Fokus und der veränderten Schullandschaft trägt der neue Titel des Preises, "Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen" Rechnung. Für das Jahr 2009 haben die Hertie-Stiftung, die Bundesagentur für Arbeit, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und die Deutsche Bank Stiftung den Wettbewerb bereits gemeinsam ausgeschrieben: Rund 8.000 Schulen bundesweit sind eingeladen, sich um die Preisgelder in Höhe von insgesamt 220.000 EUR zu bewerben. Dabei wurde der Wettbewerb inhaltlich um eine stärkere Vernetzung der erfolgreichen Schulen, die Förderung besonders innovativer Projekte und um spezielle Angebote für Schüler erweitert. Wie im vergangenen Jahr werden auch beim aktuellen Wettbewerb zunächst die besten Schulen auf Landesebene ausgezeichnet, bevor Bundespräsident Horst Köhler im Mai 2009 die Bundespreisträger auszeichnen wird.

Ihr größtes Integrationsprojekt, das START-Schülerstipendium für begabte Zuwanderer, hat die Hertie-Stiftung 2007 in eine eigene Gesellschaft überführt: Die START-Stiftung gGmbH, die ihren Sitz ebenfalls in Frankfurt am Main hat, betreut inzwischen mehr als 500 Schülerinnen und Schüler in 14 Bundesländern und koordiniert das Engagement von mehr als 90 Kooperationspartnern, die START in den vergangenen fünf Jahren zu einer kleinen Bürgerbewegung gemacht haben. Auch inhaltlich wurde das Stipendium weiterentwickelt: Zielte der bisherige Kanon aus Pflichtseminaren vor allem darauf ab, schulische Bildungswege zu ebnen und Schlüsselqualifikationen für eine breite Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Deutschland zu vermitteln, kommen seit vergangenem Herbst Wahlseminare und Ferienakademien mit Schwerpunkten im künstlerischen, musikalischen, naturwissenschaftlichen und sportlichen Bereich hinzu. Sie geben den Stipendiaten die Möglichkeit, sich in ihrer Persönlichkeit weiter zu entfalten und ihre Teamfähigkeit zu stärken.

Neu aufgestellt hat sich die Stiftung auch mit ihrem Projekt frühstart - Deutsch und interkulturelle Bildung im Kindergarten. Zu den bislang 12 Kindergärten in Frankfurt, Gießen und Wetzlar, die das Projekt mit großem Erfolg erprobt haben, kommen nach der laufenden Ausschreibung unter Hessens Kommunen weitere 25 Kindergärten hinzu, in denen Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, in ihrer deutschen Sprachfähigkeit gefördert werden. Ebenso werden die Erzieher in interkultureller Arbeit weitergebildet.

Die Aktivitäten der Stiftung zur Sprachkultur werden im Wesentlichen durch zwei Schülerwettbewerbe geprägt: Auch im sechsten Jahr erfreut sich der Schülerwettbewerb Jugend debattiert steigender Teilnehmerzahlen. 70.000 Schülerinnen und Schüler erlernen im drittgrößten deutschen Schülerwettbewerb, sich aktiv am Meinungsbildungsprozess zu beteiligen. Nach erfolgreicher Pilotphase im Schuljahr 2006/2007 findet der zweite große Schülerwettbewerb der Hertie-Stiftung, die Deutsch-Olympiade, im laufenden Schuljahr erstmals bundesweit unter neunten Schulklassen statt. Das Modellprojekt der Initiative Deutsche Sprache ist ein Gruppenwettbewerb in den Disziplinen Reimen, Erzählen, Erklären, Umschreiben und Darstellen.

In ihrem Themenfeld Vereinbarkeit von Beruf und Familie erfährt das audit berufundfamilie® weiterhin sehr hohe Aufmerksamkeit: Über 240 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen haben sich 2007 dem audit unterzogen, unterstützt von 40 von der berufundfamilie gGmbH lizenzierten Auditoren. Zusammen mit dem Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik an der Universität Münster und der Steinbeiß-Hochschule Berlin erarbeitet die berufundfamilie gGmbH zurzeit einen berufundfamilie-Index, der das Familienbewusstsein in Unternehmen messbar macht.

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung baut auf dem Lebenswerk des 1972 verstorbenen Stifters Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, auf. In Fortführung seiner Pläne und auf Initiative der Kinder und Erben, Brigitte Gräfin von Norman und Hans-Georg Karg, wurde am 10. Dezember 1974 die "Gemeinnützige Hertie-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft, Erziehung, Volks- und Berufsbildung" mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. 97,5 Prozent der Anteile der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH wurden in diese Stiftung eingebracht. Seit 1998 hält die Stiftung keine Unternehmensbeteiligungen. In Hessen ist die Hertie-Stiftung die größte Stiftung. Insgesamt hat die Stiftung in den Jahren 2000 bis 2006 Fördermittel in Höhe von 32 Mio. EUR für Projekte in Hessen vergeben.

Pressekontakt:

Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Leiterin Information und
Kommunikation, Dörte Florack,
Tel.: 069/660 756-167, FlorackD@ghst.de

Diesen Pressetext sowie den aktuellen Tätigkeitsbericht können Sie im
Netz herunterladen: www.ghst.de

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