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Lehren aus der Corona-Pandemie: Bundesärztekammer fordert Personaloffensive für Gesundheitsämter

Berlin (ots)

"Eine der zentralen Lehren der Corona-Pandemie ist die wesentliche Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für den Schutz der Bevölkerung. Dabei hat sich gezeigt, dass die Gesundheitsämter technisch und personell zwingend besser ausgestattet werden müssen", erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt anlässlich der Veröffentlichung des BÄK-Positionspapiers "Lehren aus der Corona-Pandemie: Dauerhafte Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes dringend erforderlich".

In einem Schreiben an den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die Gesundheitsminister der Länder und die Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags begrüßte Reinhardt gleichzeitig den von der Bundesregierung angekündigten Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst. "Dringend erforderlich ist angesichts der erschreckend schlechten personellen Situation des ÖGD insbesondere die Gewinnung ärztlichen Nachwuchses", forderte Reinhardt darin.

Voraussetzung dafür ist aus Sicht der Ärzteschaft ein arztspezifischer Tarifvertrag. "Die Kollegen in den Gesundheitsämtern sind keine Verwaltungsangestellten, sondern Ärzte. Dies ist entsprechend zu vergüten", stellte der BÄK-Präsident klar. Nur so könnten Gesundheitsämter mit anderen medizinischen Einrichtungen um hochmotivierte Ärztinnen und Ärzte konkurrieren.

Für die Bewältigung einer möglichen zweiten (Corona-)Pandemiewelle müssen aus Sicht der Bundesärztekammer folgende Schritte umgehend umgesetzt werden bzw. die Voraussetzungen hierfür geschaffen werden:

   1. Zügige Bereitstellung der mit dem "Pakt für den Öffentlichen 
      Gesundheitsdienst" beschlossenen finanziellen Mittel, um eine 
      erneute Überlastung des ÖGD zu verhindern.
   2. Bei der Einrichtung und dem Betrieb von stationären sowie 
      mobilen Diagnostikeinheiten (Abstrichzentren) während akuter 
      Pandemiephasen sind sowohl der ÖGD als auch Kliniken, 
      Arztpraxen und Kassenärztliche Vereinigungen einzubeziehen.
   3. Sicherstellung einer kurzfristigen Unterstützung in akuten 
      epidemischen Lagen, bevorzugt durch medizinisch vorgebildetes 
      Personal.
   4. Beständige Sicherstellung der Versorgung des medizinischen 
      Personals aller Versorgungsbereiche mit ausreichend 
      persönlicher Schutzausrüstung.
   5. Beschleunigung der Meldeverfahren: Grundlegende Verbesserungen 
      der technischen und digitalen Ausstattung durch eine zügige 
      Umsetzung von DEMIS (Deutsches Elektronisches Melde- und 
      Informationssystem für den Infektionsschutz) und eine 
      flächendeckende Anbindung des ÖGD.
   6. Entwicklung einer geeigneten Impfstrategie.

Damit der ÖGD seine wesentlichen Funktionen als dritte Säule der Gesundheitsversorgung erfüllen kann, müssen darüber hinaus folgende strukturelle Voraussetzungen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene geschaffen werden:

Nachwuchsförderung

Um den dringend erforderlichen ärztlichen Nachwuchs zu finden, ist die entscheidende Voraussetzung ein arztspezifischer Tarifvertrag für den ÖGD.

Zusätzlich bedarf es

   - der Stärkung des Stellenwerts des ÖGD im Medizinstudium durch 
     eine stärkere Verankerung von Themen des öffentlichen 
     Gesundheitswesens/Public Health in den Ausbildungszielen und 
     -inhalten,
   - der Änderung der Approbationsordnung, mit dem Ziel, dass 
     Famulatur und Praktisches Jahr auch beim ÖGD absolviert werden 
     können, und
   - der Verstetigung des Einsatzes von Medizinstudierenden im ÖGD 
     (nicht nur in Ausnahmesituationen oder Pandemie-Zeiten).

Mitarbeiterstatistik

Einführung einer bundesweiten, öffentlich zugänglichen Statistik für das ÖGD-Personal, aus der die aktuelle personelle Situation des ÖGD hervorgeht, differenziert nach beruflicher Qualifikation, Stellenanteil sowie dem sich abzeichnenden Nachbesetzungsbedarf.

Das Positionspapier und den Forderungskatalog zum Download finden Sie im Internet unter https://www.bundesaerztekammer.de/politik/programme-positionen/

Pressekontakt:

Bundesärztekammer
Stabsbereich Politik und Kommunikation
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin

Tel.: (030) 400456700
Fax: (030) 4004 56707
EMail: presse@baek.de

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