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++ BUND-Einkaufsführer Torffrei gärtnern – Moore und Klima schützen ++

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Pressemitteilung

11. April 2024 | 049

BUND-Pressestelle

Tel.: 030 - 27586 - 109

presse@bund.net

BUND-Einkaufsführer "Torffrei gärtnern"

Moore und Klima schützen

  • Jeder herkömmliche Sack Erde enthält Torf
  • Es gibt viele Alternativen zu den klimaschädlichen Torferden
  • BUND-Einkaufsführer listet über 250 Produkte von 27 Herstellern auf

Berlin. Die Gartensaison hat begonnen. Aus diesem Anlass veröffentlicht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine aktualisierte Übersicht zu Erden ohne Torf, die bundesweit in Bau- und Supermärkten, Gartencentern sowie online erhältlich sind.

Corinna Hölzel, BUND-Gartenexpertin: „Ob für Blumen- oder Gemüsebeet, Balkonkasten, Kräutertopf, Anzucht oder Hochbeet: Wer zu Klima- und Artenschutz beitragen will, sollte beim Gärtnern nur noch zu torffreier Erde greifen. Denn jeder Sack herkömmlicher Erde enthält Torf und damit wertvolles Moor – ein wichtiger Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen und ein bedeutender CO2-Speicher.“

Moore und ihre dicken Torfschichten sind über Jahrtausende gewachsen. Sie speichern viel Kohlenstoff. Werden sie für die Gewinnung von Torf abgebaggert, gehen wichtige Lebensräume für seltene Arten verloren. Und große Mengen des Treibhausgases CO2 gelangen in die Atmosphäre.

Hölzel: „Es gibt inzwischen zahlreiche Alternativen zu den klimaschädlichen torfhaltigen Erden. Komposterden etwa eignen sich hervorragend für nahezu alle Obst- und Gemüsearten. Für Anzuchten und Topfpflanzen kann die Erde auf rund 80 Grad erhitzt werden, um Beikrautsaaten und Keime abzutöten. Unser aktueller Einkaufsführer gibt Tipps, wo torffreie Erden erhältlich sind, aber auch, wie man im Garten oder auf dem Balkon Kompost selber herstellen kann.“

In dem Einkaufsführer sind über 250 Produkte von 27 Herstellern aufgelistet, die bundesweit verfügbar sind. Er gibt zudem Auskunft über 16 große Gartencenter und Baumärkte mit den jeweils dort verfügbaren torffreien Produkten.

Hölzel: „Moore sind einzigartige Ökosysteme und bedeutende Klimaschützer, die wir bewahren müssen. Torf gehört deshalb auf keinen Fall in den Garten oder in Blumenkübel. Doch um die Nachfrage an Billigblumenerde zu befriedigen, ist – nachdem ein Großteil der hiesigen Moore bereits zerstört ist – der Ausverkauf osteuropäischer Moore in vollem Gange. Es ist eine Katastrophe, wenn diese noch weitgehend intakten Lebensräume abgebaggert und unwiederbringlich zerstört werden.“

Rund zehn Millionen Kubikmeter Torf werden in Deutschland jedes Jahr verbraucht, etwa zweieinhalb Millionen von Hobbygärtnern. Diese Menge in 50-Liter-Gartenerde-Säcke verpackt und hintereinander ausgelegt ergäbe eine Gesamtlänge von circa 40.000 km und entspricht einer kompletten Umrundung der Erde entlang des Äquators

Moore beheimaten zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Goldregenpfeifer, Hochmoorbläuling oder Sonnentau. Das sind Arten die fast nur dort leben können. Zudem bedecken Moore weltweit nur drei Prozent der Landoberfläche, speichern jedoch doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder auf einer rund sieben Mal so großen Fläche.

Hölzel: „Viele Verbraucher wissen nicht, dass sich jede Menge Torf im Sack befindet, wenn sie Blumenerde kaufen. So leisten sie unbewusst der Zerstörung dieses so wichtigen Lebensraumes und der Freisetzung von CO2 weiter Vorschub. Beim Kauf sollten sie unbedingt auf den Begriff ‚torffrei‘ achten. Denn auch torfarme Erde oder Bio-Erde können noch große Mengen wertvolles Moor enthalten.”

Hintergrund:

Torf ist eine Ansammlung von nicht oder nur teilweise zersetzter pflanzlicher Substanz und entsteht unter Luftabschluss im Moor. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Torfmoose, die in Hochmooren wachsen. Ein gesundes Hochmoor wächst in einem Jahr nur etwa einen Millimeter, das sind für einen Meter Torf etwa tausend Jahre. Ist ein Feuchtgebiet erstmal zerstört, dauert es Jahrzehnte, bis es wenigstens wieder von einigen typischen Pflanzen- und Tierarten besiedelt wird und Jahrhunderte, bis sich die ursprünglichen Lebensgemeinschaften wieder zusammenfinden, wenn überhaupt.

In Estland, Lettland, Litauen und Russland sind riesige Moorflächen vorhanden, die nicht nur seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten, sondern auch als Kohlenstoffspeicher eine große Bedeutung haben. Sie zählen zu den größten und kostbarsten Hochmooren Europas. So sind zum Beispiel in Estland rund 22 Prozent der Landesfläche Moor, insgesamt entspricht das einer Fläche von ca. 1 Million Hektar, zehntausend Moore sind über das Land verteilt. Zu Sowjetzeiten wurden große Mengen Torf als Brennstoff und als Einstreu genutzt. In den letzten 30 Jahren haben sich insbesondere deutsche und andere westeuropäische Firmen in diesen Ländern Rohstoffe gesichert, um den expandierenden Gartenbau und die Nachfrage nach Blumenerden in Europa zu bedienen. So werden auf zehntausenden Hektar Moore abgebaggert, um Torf zu gewinnen und zu exportieren.

Mehr Informationen:

Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Petra Kirberger (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin

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