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Chemie- und Pharmaindustrie Baden-Württemberg: Umsätze steigen 2022 leicht, Erträge werden 2023 einbrechen | Unternehmen müssen auf Sicht fahren

Am Dienstag haben die Verbände Chemie Baden-Württemberg (Chemie.BW) ihre Jahresbilanz für 2022 und die Erwartungen für das laufende Jahr vorgestellt. Dabei sind Rückblick und Aussichten durchwachsen: Die Umsätze 2022 der Chemie-, Pharma- und Lackbranche im Land (zweitgrößte Industriebranche nach dem Metall- und Elektrobereich) sind leicht gestiegen – aber deutlich hinter den Steigerungsraten der Gesamtindustrie und der Chemie bundesweit zurückgeblieben. Die 477 Unternehmen (103.000 Beschäftigte), die Chemie.BW vertritt, erwarten für das Jahr 2023 zwar wachsende Umsätze, befürchten aber, dass Erträge zurückgehen und Investitionen eingefroren oder gekürzt werden müssen.

Heute haben die Verbände Chemie.BW auf der Jahresmedienkonferenz die Zahlen für die Branche in Baden-Württemberg und die Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2023 vorgestellt.

Der VCI BW-Vorsitzende Martin Haag und der stv. agvChemie-Vorsitzende Christjan Knudsen bewerteten die Daten. Mehr dazu in der nachfolgenden Medieninformation.

Die Statements in Langfassung sowie weitere Materialien finden Sie hier:

https://code.chemie.com/15164

Bei Fragen freue ich mich über Ihre Mail oder Ihren Anruf.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas C. A. Fehler

Pressesprecher

Chemie.BW - die Verbände der Chemie- und Pharmaindustrie in Baden-Württemberg

af@chemie.com

+49 7221 2113-48

+49 162 2111648

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Information für die Medien

Stuttgart, 14. Februar 2023. Die Chemie- und Pharmaunternehmen in Baden-Württemberg sind durch 2022 mit schwachen Umsatzzuwächsen und einem Produktionseinbruch gekommen. Das teilten die Verbände Chemie Baden-Württemberg (Chemie.BW) am Dienstag in Stuttgart mit. Der Vorsitzende des Verbandes der Chemischen Industrie Baden-Württemberg (VCI BW), Martin Haag, sagte mit Blick auf das Jahr 2023: „Fast ein Drittel unserer Unternehmen müssen Investitionen zurückfahren – das ist ein Alarmsignal!“. Christjan Knudsen, stellvertretender Vorsitzender der baden-württembergischen Chemie-Arbeitgeber (agvChemie), sieht beim Thema Bürokratie für die überwiegend mittelständischen Unternehmen der Branche kein Durchkommen mehr und fordert: „Die Landesregierung muss in Berlin und Brüssel klarer Stellung pro Wirtschaft beziehen“.

Wirtschaftliche Entwicklung 2022

Die Gesamtumsätze der Branche sind nach den Zahlen des Statistischen Landesamtes 2022 um zwei Prozent auf 26,2 Milliarden Euro gestiegen. Die Produktion sank über das Gesamtjahr hinweg auf das Niveau von 2015. Das Inlandsgeschäft wuchs von 3,8 Prozent auf 11 Milliarden Euro, die Auslandsumsätze stagnierten (+0,7 Prozent).

Die Umsätze der Teilbranche Pharma stagnierten im Inland (+0,6 Prozent). Das Auslandsgeschäft wuchs um 3,7 Prozent. Die Hersteller von Farben, und Lacken steigerten ihren Umsatz insgesamt um 4,1 Prozent (3,2 Milliarden Euro).

Die Beschäftigung der gesamten Branche stieg gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent auf 61.791 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Dabei stellten die Arzneimittelhersteller 4,5 Prozent mehr Mitarbeitende ein. Farben und Lacke mussten 3,5 Prozent der Arbeitsplätze abbauen.

Gegenüber dem gesamten verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg (Umsatzwachstum 10,9 Prozent gegenüber Vorjahr) und der Chemie- und Pharmabranche bundesweit (Umsatzplus ca. 16 Prozent) schnitt die hiesige Chemie 2022 deutlich schwächer ab.

Erwartungen der Unternehmen 2023

Für 2023 gehen 53 Prozent der Unternehmen von steigenden Umsätzen 2023 gegenüber dem Vorjahr aus. Das zeigt eine aktuelle Konjunkturerhebung der Verbände bei den Mitgliedsunternehmen. Knapp 15 Prozent rechnen mit einem Umsatzrückgang. Die Produktion soll wieder zulegen – das haben 42 Prozent der Unternehmen gemeldet. Ein Viertel geht jedoch geht von einem weiteren Produktionsrückgang aus.

Deutlich wird, dass die Unternehmen unter der Preisexplosion bei Rohstoffen und Energie leiden: Der preisgetriebenen Umsatzentwicklung steht deshalb eine rückläufige Ertragslage gegenüber. Damit rechnen 42 Prozent der Unternehmen. Dreißig Prozent der Betriebe werden ihre Investitionen zurückfahren. Zusammengenommen ist das für die Verbände ein Alarmsignal.

Hinzu kommt, dass trotz der positiven Erwartungen für die Beschäftigung (53 Prozent gleichbleibend, 27 Prozent wachsend) 20 Prozent der Unternehmen mit einem Abbau von Arbeitsplätzen rechnen.

Konkrete Prognose schwierig

Insgesamt kann sich die Chemie- und Pharmabranche in Baden-Württemberg in diesem Jahr auf schwaches Wachstum einstellen. Wie in den Vorjahren erwarten die Verbände eine weiter moderat steigende Beschäftigung. Die Produktion wird nach einem Einbruch im Spätjahr 2022 in diesem Jahr vermutlich leicht wachsen. Preisbedingt werden auch die Umsätze etwas zulegen.

Top-Themen der Branche

Die Kostenbelastung bei der Energie- und Rohstoffbeschaffung sei für die Unternehmen im Moment das Hauptproblem, erläuterte Martin Haag beim Blick auf das laufende Jahr. Verbunden mit dem notwendigen und beschleunigten Umbau der Branche bei der Energieversorgung sei klar: "Bleibt die Lage bei Energie- und Rohstoffkosten so angespannt, droht ein langfristiger Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und damit Arbeitsplätzen."

Dabei nahm Haag die Politik in die Pflicht. Er sprach beispielhaft den schleppenden Stromleitungsbau. Auch beim Thema Wasserstoff müsse ergebnisorientiert und technologieoffen agiert werden. Das sei mit den Rahmenbedingungen derzeit kaum möglich.

Deshalb appellierte er an die Politik, die gerade jetzt Bürokratie abbauen müsse: "Zu viel Regulierung, Detail-Verliebtheit und ein hoher Staatsanteil bremsen den notwendigen Umbau der Wirtschaft."

Er sprach sich dafür aus, Baden-Württemberg als die „Apotheke Deutschlands“ zu stärken. Forschen, Entwickeln und Produzieren gehe am heimischen Standort nur, wenn die Unternehmen auch hier genügend Erträge erwirtschafteten: "Wir brauchen Luft zum Atmen, zum Forschen, entwickeln, produzieren, verkaufen."

Für die Chemie-Arbeitgeber sei, so Christjan Knudsen, mit entscheidend: „Wer den Chemie- und Pharma-Standort Baden-Württemberg erhalten will, muss den Mittelstand stärken.“ Dazu gehöre, dass sich Stuttgart mehr für die Chemie einsetze: "Die Landesregierung muss in Berlin und in Brüssel klarer Stellung pro Wirtschaft beziehen." Dazu gehöre das Eintreten für Bürokratieabbau, beispielsweise bei den offenen Fragen bei Arbeitszeit oder dem mobilen Arbeiten: „Was wir und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dringend brauchen, ist mehr Flexibilität!“

Intensiv kämpfen die Unternehmen, so Knudsen, vermehrt mit dem Fachkräftemangel. Das ist für fast die Hälfte der Unternehmen inzwischen ein gravierendes Problem. Mit viel Aufwand beim Ausbildungsmarketing steuern die Verbände und die Unternehmen dagegen: „Wir bringen durch die Ausbildungskampagne Schulabgänger mit offenen Ausbildungsplätzen zusammen.“

Die eigene Ausbildung in den Betrieben müsse aber ergänzt werden: "Wir müssen die Fähigkeiten und Qualifikationen von Zuwanderern viel stärker analysieren und mit gesuchten Berufen abgleichen."

Zur chemischen Industrie in Baden-Württemberg

In den Verbänden der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Baden-Württemberg sind derzeit insgesamt 477 Mitgliedsunternehmen mit 103.500 Beschäftigten organisiert. Der Jahresumsatz betrug 2022 ca. 43 Milliarden Euro. Die größten Teilbranchen sind Pharma (40 Prozent), Lacke, Farben und Bautenschutz (13 Prozent) sowie Körperpflege und Waschmittel (9 Prozent). Derzeit bilden die Unternehmen etwa 3.500 Jugendliche aus.

Als Chemie.BW treten die Verbände mit Sitz in Baden-Baden gemeinsam in der Öffentlichkeit auf. Es handelt sich dabei um

- den tarif- und sozialpolitisch tätigen Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg e.V. (agvChemie)

- den wirtschaftspolitischen Verband der Chemischen Industrie e.V. Baden-Württemberg (VCI).

Der VCI hat in Baden-Württemberg zwei eigenständige Fachverbände:

- den Landesverband Baden-Württemberg des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), und

- die Bezirksgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL).

Andreas C. A. Fehler
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