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Weltfrauentag: Deutsche sehen Männer immer noch im Vorteil

Weltfrauentag: Deutsche sehen Männer immer noch im Vorteil
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- Aus Sicht der Bevölkerung ist es immer noch von Vorteil, ein Mann zu sein   
- Ungleiche Bezahlung ist in Deutschland das größte frauenspezifische Problem
   
- Immer weniger Deutsche bezeichnen sich selbst als Feminist/in    
- Jeder Dritte denkt, dass in Deutschland genug für die Gleichstellung getan 
  wurde   
- Gleichberechtigung kann nur mit der Hilfe der Männer erzielt werden   

Hamburg, 07. März 2019. Auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit bestehen nach wie vor große Hürden, so die einhellige Meinung eines Großteils der Bevölkerung. Gleichzeitig spielen gleichstellungspolitische Fragestellungen im Leben der Bundesbürger eine schwindende Rolle. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die anlässlich des Weltfrauentags in Zusammenarbeit mit dem "International Women's Day" und dem "Global Institute for Women's Leadership" durchgeführt wurde. In 27 Ländern wurden hierfür mehr als 18.000 Personen nach ihren Einstellungen in Sachen Gleichstellung befragt.

Männer genießen auch heute noch viele Vorteile

Fast jeder zweite Deutsche (44%) glaubt, dass es auch in der heutigen Zeit noch von Vorteil ist, ein Mann zu sein. Im Umkehrschluss ist gerade einmal jeder Zehnte (12%) der Überzeugung, dass es in Deutschland insgesamt vorteilhafter ist, eine Frau zu sein. Rund drei von zehn Personen (28%) denken, dass es hierzulande kaum einen Unterschied macht, zu welchem Geschlecht man gehört. In vielen anderen Regionen der Welt sehen die Menschen im Mann-Sein sogar noch mehr Vorteile: Vor allem in lateinamerikanischen Ländern wie Chile (72%), Kolumbien (64%) oder Argentinien (62%) gelten Männer als besonders privilegiert.

Wenig Identifikation mit dem Begriff Feminismus

Die Menschen sind sich der weiterhin bestehenden Ungleichheit zwischen Mann und Frau also durchaus bewusst. Für eine deutliche Mehrheit aller Befragten ist das Erreichen von mehr Gleichberechtigung daher auch ein wichtiges persönliches Anliegen - sowohl in Deutschland als auch global gesehen (je 65%). Dennoch würde sich weltweit nur jeder Dritte (33%) als Feminist/in bezeichnen. In der Bundesrepublik haftet dem Begriff Feminismus sogar ein noch größeres Stigma an: Lediglich drei von zehn deutschen Frauen (28%) definieren sich selbst als Feministinnen. Unter den Männern kann sich hierzulande noch nicht einmal als jeder Fünfte (18%) mit diesem Terminus identifizieren.

Rückläufiges Interesse am Thema Gleichstellung

Auffällig ist zudem, dass die Zustimmungswerte in Sachen Gleichstellung im Vergleich zu den Vorjahren stark rückläufig sind. Während 2018 noch drei Viertel der Deutschen (74%) angaben, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau für sie persönlich wichtig ist, taten dies ein Jahr später nur noch zwei Drittel der Befragten (65%). Der Anteil an Personen, die sich selbst als Feminist/innen bezeichnen, ist um insgesamt fünf Prozentpunkte gesunken (von 28% auf 23%).

Gleichzeitig steigt der Anteil derer, die der Überzeugung sind, dass in Deutschland hinsichtlich der Gleichstellung von Männern und Frauen bereits genug getan wurde. Mehr als vier von zehn Männern (43%) stimmen dieser Aussage zu, ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 34 Prozent. Deutsche Frauen sehen zwar deutlich mehr Handlungsbedarf, doch auch unter ihnen steigt der Anteil derer, für die das Thema Gleichstellung an Bedeutung verliert (Anstieg von 25% auf 28%).

Ungleiche Bezahlung in Deutschland das größte Gleichstellungsproblem

Nichtsdestotrotz vertreten viele Befragte die Ansicht, dass Frauen auf dem Weg zur vollständigen Gleichberechtigung noch immer große Hürden zu überwinden haben. In Deutschland wird vor allem die ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen kritisch gesehen: Jeder dritte Bundesbürger (32%) bewertet dies als eines der schwerwiegendsten Probleme, mit dem sich Frauen in der heutigen Gesellschaft konfrontiert sehen. Sexuelle Belästigung rangiert bei uns auf Platz zwei der wichtigsten Gleichstellungsthemen (17%), gefolgt von sexueller Gewalt (15%) und dem Mangel an Frauen in Führungspositionen (12%). Global gesehen wird vor allem den Themen sexuelle Belästigung (30%), sexuelle Gewalt (27%) und körperliche Gewalt (22%) eine große Bedeutung beigemessen.

Ruf nach gleichen Löhnen und strengeren Gesetzen

Gerechtere Löhne und strengere Gesetze zum Schutz vor Gewalt und Belästigung werden daher besonders häufig genannt, wenn es um mögliche Maßnahmen geht, die bei der Gleichstellung der Geschlechter helfen könnten. Global gesehen wird die gleiche Entlohnung von Männern und Frauen von 36 Prozent der Menschen als besonders wichtig erachtet, vor allem in westlich geprägten Gesellschaften wie Deutschland (44%). Weltweit sehen fast ebenso viele Befragte (35%) strengere Gesetzgebungen zum Schutz von Frauen als zentrale Forderung im Kampf um mehr Gleichberechtigung - in Deutschland stimmt dem nur jeder Fünfte (20%) zu.

Gleichberechtigung kann nur mit der Hilfe der Männer erzielt werden

Weitgehende Einigkeit herrscht darüber, dass Frauen keine vollständige Gleichstellung erreichen werden, solange nicht auch die Männer für Frauenrechte eintreten. Im globalen Durchschnitt stimmen knapp zwei Drittel aller Befragten (65%) dieser Aussage zu, in Deutschland immerhin sechs von zehn Personen (59%). Jeder zweite Mann (50%) weltweit vertritt jedoch die Meinung, dass von Männern beim Kampf um die Gleichstellung zu viel erwartet wird - bei uns sieht das jeder dritte Mann (35%) und sogar jede vierte Frau (26%) so.

Dr. Robert Grimm, Leiter der Ipsos Sozial- und Politikforschung, zu den Studienergebnissen: "Das Thema Gleichstellung polarisiert die Deutschen weniger als angenommen und unser Land ist nach Einschätzung der Bürger in vielerlei Hinsicht vergleichsweise fortschrittlich. Trotzdem hat Deutschland weiterhin Bedarf an einer Gleichstellungspolitik. Vor allem der Gender Pay Gap wird von vielen Mitbürgerinnen nach wie vor als große Ungerechtigkeit wahrgenommen. Die Meinung darüber, wie eine solche Politik umgesetzt werden kann, wirft jedoch Fragen auf. In einer Sache sind sich die meisten deutschen Frauen aber schon einig: Wirkliche Gleichstellung sollte nicht allein über staatliche Dekrets von oben verordnet werden. Nachhaltig zielführend ist dies nur, wenn auch die männlichen Mitbürger kulturell umdenken. Letztlich wird Gleichstellung nicht gegen, sondern zusammen mit den Männern erreicht."

Methode:

Die Ergebnisse stammen aus einer Ipsos Global Advisor-Studie, die in Kooperation mit dem "International Women's Day" und dem "Global Institute for Women's Leadership" anlässlich des Weltfrauentags durchgeführt wurde. Die Online-Befragung wurde vom 21. Dezember 2018 bis zum 04. Januar 2019 unter 18.800 Personen im Alter zwischen 16 und 64 Jahren in 27 Ländern durchgeführt: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Malaysia, Mexiko, Peru, Polen, Russland, Saudi-Arabien, Serbien, Südafrika, Südkorea, Spanien, Schweden, Türkei, Ungarn und USA.

Es wurde eine Gewichtung der Daten vorgenommen, um die demografischen Merkmale auszugleichen und damit sicherzustellen, dass die Stichprobe die aktuellen offiziellen Strukturdaten der erwachsenen Bevölkerung eines jeden Landes widerspiegelt. In 16 der 27 untersuchten Ländern ist die Internetdichte groß genug, um die Stichproben als repräsentativ für die nationale Bevölkerung anzusehen.

Brasilien, Chile, Kolumbien, Indien, Malaysia, Mexiko, Peru, Russland, Serbien, Südafrika und die Türkei haben eine niedrigere Internetdichte; diese Stichproben sollten nicht als bevölkerungsrepräsentativ angesehen werden. Sie repräsentieren stattdessen den wohlhabenderen Teil der Bevölkerung, die aufstrebende Mittelklasse. Diese stellt allerdings eine wesentliche soziale Gruppe dar, wenn es darum geht, diese Länder verstehen zu lernen.

Über Ipsos:

Ipsos ist ein unabhängiges und innovatives Markt- und Meinungsforschungsinstitut. In einer sich immer schneller verändernden Welt ist es unsere Aufgabe, unsere Kunden mit präzisen und umsetzbaren Analysen bei ihrer Veränderung zu unterstützen. Dabei orientieren wir uns an den "4S": Security, Simplicity, Speed und Substance. Um unseren Kunden bestmöglichen Service zu bieten, haben wir die große Bandbreite unserer Expertise in 18 Service Lines zusammengefasst. Und das in 89 Ländern auf allen Kontinenten. In Deutschland beschäftigen wir über 750 Mitarbeiter in Hamburg, Mölln, München, Nürnberg, Frankfurt und Berlin.

Auszug aus dem Fragebogen:

Frage 1: Welche zwei oder drei der folgenden Faktoren, wenn überhaupt, sind für Frauen und Mädchen in Ihrem Land Ihrer Meinung nach am wichtigsten?

1.Gleiche Entlohnung 2. Zugang zu beruflicher Tätigkeit 3. Sexuelle Belästigung 4. Körperliche Gewalt 5. Sexuelle Gewalt 6. Häusliche Gewalt 7. Diskriminierung am Arbeitsplatz 8. Zu wenig Frauen, die im geschäftlichen und öffentlichen Leben Führungsrollen innehaben 9.Sexualisierung von Frauen und Mädchen in den Medien 10. Geschlechterklischees 11.Zugang zu Bildung 12. Zugang zur Gesundheitsversorgung 13. Ausmaß der unbezahlten Arbeit, die Frauen leisten 14. Gleichgewicht zwischen beruflichen und Betreuungsaufgaben 15. Zugang zu Kinderbetreuung 16. Familienplanung wie Verhütungs- und Schwangerschaftsabbruchdienste 17. Verfügbarkeit von Damenhygieneprodukten 18. Recht auf Elternzeit 19. Unterstützung während der Schwangerschaft und nach der Geburt 20. Zwangsheirat/Kinderheirat 21.Missbrauch/Mobbing in den sozialen Medien 22. Mangel an finanzieller/wirtschaftlicher Unabhängigkeit 23. Keiner dieser Faktoren 24. Sonstige 25. Ich weiß es nicht

Frage 2: Glauben Sie, dass es in unserer heutigen Gesellschaft insgesamt vorteilhafter ist, Mann zu sein oder Frau zu sein? Oder gibt es keine Unterschiede?

1.Mehr Vorteile, Mann zu sein 2. Mehr Vorteile, Frau zu sein 3. Kein Unterschied 4. Ich weiß es nicht

Frage 3: Es folgt eine Liste von Aussagen. Geben Sie bitte für jede Aussage an, ob Sie ihr überhaupt nicht zustimmen, eher nicht zustimmen, eher zustimmen oder voll und ganz zustimmen.

1. Es ist für mich persönlich wichtig, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht wird 2. In meinem Land wurde hinsichtlich der Gleichstellung von Männern und Frauen schon genug getan 3. Ich definiere mich selbst als Feminist/in 5. Frauen werden in meinem Land keine Gleichstellung erreichen, wenn nicht auch die Männer für die Rechte der Frauen kämpfen 6. Von Männern wird beim Kampf um die Gleichstellung in meinem Land zu viel erwartet

Frage 4: Welche zwei oder drei dieser Maßnahmen sind, wenn überhaupt, Ihrer Ansicht nach am wichtigsten für das Erreichen des Ziels der Gleichstellung von Mann und Frau in Ihrem Land?

1. Arbeitgeber setzen sich stärker für die Beförderung von Frauen in Führungspositionen ein 2.Hindernisse, die Frauen bei der Übernahme von politischen und Regierungsämtern im Weg stehen, werden beseitigt 3. Medien stellen Mädchen und Frauen positiver dar 4. Arbeitgeber entlohnen Frauen in gleicher Höhe wie Männer für dieselbe Arbeit 5. Jungen und Mädchen lernen in der Schule über den hohen Stellenwert der Geschlechtergleichstellung 6. Strengere Gesetze schützen Frauen vor Gewalt und Belästigung 7. Männer übernehmen vermehrt Verantwortung für die Kindererziehung und Haushaltsführung 8. Männer machen verstärkt darauf aufmerksam, wenn Frauen aufgrund ihres Geschlechts unfair behandelt werden 9.Mädchen erhalten besseren Zugang zu Bildungsmöglichkeiten 10. Medien berichten ausführlicher über Frauensport 11. Männer und Frauen sind bereits gleichgestellt 12. Männer und Frauen sollten keine gleichen Rechte haben 13. Nichts davon 14. Ich weiß es nicht

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