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Zwischen Idealismus und NS-Ideologie: DLRG beleuchtet ihre widerspruchsvolle Geschichte zwischen 1925 und 1945

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Zwischen Idealismus und NS-Ideologie: DLRG beleuchtet ihre widerspruchsvolle Geschichte zwischen 1925 und 1945

Bad Nenndorf/Berlin. Zur Geschichte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) seit ihrer Gründung vor 112 Jahren in Leipzig sind bis heute einige Chroniken veröffentlicht worden. Die Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel des Verbandes, die Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945, beschränkte sich darin zumeist auf einzelne wichtige Ereignisse. Mit dem Werk „Zwischen Idealismus und NS-Ideologie“ legt die Organisation für Wasserrettung nun erstmals eine fundierte Betrachtung ihrer Arbeit während dieser Zeit vor. „Es gehört für uns zur Erinnerungskultur, sich nicht nur an unser Gründungsjahr beziehungsweise an die eindrucksvolle Dauer unseres Bestehens zu erinnern. Die Zeit des Faschismus ist ebenso Bestandteil der Geschichte der DLRG, die es aufzuarbeiten gilt“, sagte Präsidentin Ute Vogt am Mittwoch (29.10.) bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Drei Jahre Forschungsarbeit

Mit dieser Aufarbeitung beauftragte das DLRG Präsidium ein Autorenteam, dessen Mitglieder verschiedene wissenschaftliche Hintergründe mitbrachten. Dieses erschloss über 3.000 Quellen aus der Zeit von 1925 bis 1945 und ließ die wichtigsten Ergebnisse seiner Untersuchungen in die knapp 400 Seiten umfassende Neuerscheinung einfließen. Bei ihrer Recherche entdeckten die Autoren auch hunderte bislang unbekannte Fotos, Grafiken und Abbildungen sowie einige Film- und Radioaufnahmen.

In Diensten des NS-Regimes

Das entstandene Werk zeichnet im ersten Teil die Geschichte eines Verbandes nach, dem zunächst 1925 – nur zwölf Jahr nach der Gründung – kurz vor dem Aus stehend die Wende gelang. Mit demokratischer Satzung und Struktur etablierte sich die Organisation Anfang der 1930er Jahre in der gesamten Weimarer Republik. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte schnell die Einbindung der DLRG in das Regime. Durch dessen Unterstützung wuchs die Organisation rasant – beförderte jedoch die Verbreitung der NS-Ideologie und grenzte Mitmenschen aus.

Der zweite Teil nähert sich den Menschen, die die DLRG damals neu organisierten, die dem Gedanken der Lebensrettung erneute Geltung verschafften und die die verhängnisvolle Entwicklung nach 1933 oft mittrugen. Aus Idealisten, die sich 1925 eine demokratische Satzung gaben und ihr Leben der Rettung aus Wassergefahr widmeten, wurden innerhalb weniger Jahre vielfach überzeugte Nationalsozialisten – oder auch deren Opfer.

Im abschließenden Teil vertiefen die Autoren wichtige Aspekte der Arbeit der DLRG. Sie gehen dabei auch auf die Situation der jüdischen Mitglieder ein und widmen den Frauen im Verband ebenso ein Kapitel wie der Jugend – jeweils erstmalig für diesen Zeitraum der Geschichte.

Bekenntnis zu Demokratie und Vielfalt

Die jetzt vorgelegte Aufarbeitung versteht die DLRG auch als Warnung. „Die Arbeit der Autoren zeigt eindrucksvoll, dass sich die Verantwortung einer großen Gemeinschaft wie der unseren nicht auf eine ehrenwerte Aufgabe wie die Rettung am und im Wasser begrenzen lässt. Die DLRG ist Teil der bürgerlichen Zivilgesellschaft und hat als solche auch die Aufgabe, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu verteidigen“, so Präsidentin Ute Vogt.

Die DLRG versteht sich als tolerante, lebendige und offene Gesellschaft, an der Menschen unabhängig von Herkunft, Religion oder ihrer jeweiligen Lebenswelt gleichermaßen teilhaben können. Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus und jede andere Form von Menschenfeindlichkeit haben in der DLRG keinen Raum. Eine Zusammenarbeit mit Parteien, Organisationen, Verbänden oder Gruppen, die die Verfassung in Frage stellen und die Demokratie bedrohen, ist für die DLRG ausgeschlossen.

Anstoß für weitere Forschung

Die Veröffentlichung des Buches zur Geschichte der DLRG während des Nationalsozialismus soll nach dem Willen des Verbandes erst der Beginn des Aufarbeitungsprozesses sein. Die dargelegten Ergebnisse und damit verbundenen Einordnungen sollen zur weiteren Auseinandersetzung anregen. Dazu Ute Vogt: „21 Jahre DLRG auf überschaubaren 400 Seiten lassen Raum für weitere Forschungen, zu denen wir einladen und die wir gern unterstützen.“

Das Buch „Die DLRG 1925-1945 – Zwischen Idealismus und NS-Ideologie“ ist gedruckt und als E-Book erhältlich. Über einen QR-Code können Leser zu umfangreichen weiterführenden Informationen gelangen.

Über die DLRG

Die DLRG als private Wasserrettungsorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Hierfür klären ihre ehrenamtlich Aktiven über Wassergefahren auf, bringen Menschen das Schwimmen bei und bilden sie im Rettungsschwimmen aus. Zudem wachen rund 55.000 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer jährlich 2,6 Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Sie engagieren sich darüber hinaus in der örtlichen Gefahrenabwehr und bilden Einheiten der rund 80 DLRG Wasserrettungszüge für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Die DLRG zählt derzeit knapp 630.000 Mitglieder. Mehr als 1,3 Millionen Förderinnen und Förderer unterstützen die lebensrettende Arbeit mit Spenden. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Pressekontakt: Martin Holzhause, Leiter DLRG Pressestelle, Telefon: 0 57 23 955 442, Mobil: 0162 175 12 04, E-Mail: presse@dlrg.de

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