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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Müntefering/Banken

Köln (ots)

Bärendienst
MARKUS GRABITZ, Berlin, zur Kritik an Bank-Managern
Der Sauerländer Franz Mün
tefering (SPD) hat die Gabe,
originelle Formulierungen zu
finden. Und wenn er jetzt in
den Vorstandsetagen der deut
schen Geldinstitute "Halbstar
ke, Pyromanen und Gangster"
am Werk sieht, so drückt er da
mit nur das aus, was derzeit
vielfach in der Bevölkerung
über Bank-Manager gedacht
und geredet wird. Tatsächlich
gibt der Berufsstand ja gegen
wärtig auch wenig Anlass zur
Begeisterung.
Die Banker-Schelte des SPD-<>
Chefs ist etwas wohlfeil. Auf
horchen lässt jedoch, wenn
Müntefering damit Sorgen um
die Demokratie verbindet. Er
befürchtet, dass die Menschen
an der Politik zweifeln und ver
zweifeln, wenn die Regierenden
nicht mehr krasses Fehlverhalten der Manager verhindern
könnten.
Im Prinzip ist dem ja zuzustim
men. Nur: Bei näherem Hinse
hen wird deutlich, dass die Po
litik den heftig gescholtenen
Bankern in der Krise doch im
mer wieder mächtig entgegen
kommt. Zum Beispiel: Ur
sprünglich sollten die Banken
zwei Prozent für die Bürgschaf
ten des Staates zahlen - inzwi
schen ist die Gebühr halbiert
worden. Oder: 18,2 Milliarden
Euro aus Steuergeldern hat es
sich der Staat kosten lassen,
dass die Commerzbank die
Dresdner Bank übernehmen
konnte. Dabei hätte es Alter
nativen gegeben: Experten wer
fen dem Staat vor, dass es ei
gentlich Sache des finanziell
gut dastehenden Mutterkon
zerns Allianz gewesen wäre, die
schwächelnde Dresdner Bank
auf solide Beine zu stellen.
Wohl gemerkt: Für das Ent
gegenkommen der Politik
gegenüber den Banken mag es
im Einzelfall durchaus triftige
Gründe geben. Jeder weiß,
dass ein funktionierendes Ban
kenwesen Voraussetzung für
unser Wirtschaftssystem ist.
Politik und Finanzindustrie sind
in dieser Krise aufeinander an
gewiesen. Politiker erweisen ih
rer eigenen Glaubwürdigkeit
aber einen Bärendienst, wenn
sie einerseits lauthals Banker
als "Ganoven" beschimpfen,
andererseits aus Sachzwängen
heraus gezwungen sind, mit ih
nen eng zusammen zu arbeiten
und viele Zugeständnisse zu
machen.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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