Kölnische Rundschau: zur SPD
Köln (ots)
Der hessische Unfall
JOST SPRINGENSGUTH zur SPD
Andrea Ypsilanti hat mit Billi gung ihres Vorsitzenden der SPD eine schwere Glaubwür digkeitskrise beschert. Es fällt nun schwer, daran zu glauben, dass Kurt Beck nach seinen ka pitalen Einschätzungs- und Führungsfehlern die Kraft auf bringen wird, seine Partei mit Blick auf die Bundestagswahl wieder zu stabilisieren, verlore nes Vertrauen wieder herzu stellen und im Kampf um die Kanzlerschaft auf Augenhöhe zu bringen. Das blinde Machtstreben einer Landesvorsitzenden lähmt die ganze Partei. Das wird lange nachwirken. Die SPD steht bis zur Aufstellung ihres Kanzler kandidaten unter Druck, der nur durch eine überzeugende Programm- und Personalent scheidung gelöst werden kann.
Kurt Beck wird das wohl nicht mehr leisten können. Er stand bisher unter dem Schutz des Verschleißes an Vorsitzenden. "Nicht schon wieder", dachten sich die Kritiker der Linksöff nung in Richtung Gysi und La fontaine. Nur so kam es zu den geschlossenen Voten der Spit zengremien schon am Tag nach der Hamburg-Wahl. Man wollte den kranken Parteichef nicht demontieren. Es ist kaum denk bar, dass das weiter gilt. <$30> Initial über 2 Zeilen <$19>G<$0>eradezu gespenstisch hat es gewirkt, wie Beck hand lungsunfähig die Entwicklung des Ypsilanti-Abenteuers vom Krankenbett aus zu verfolgen hatte. Der Spuk ist vorbei und Beck Montag wieder in Berlin. Die SPD steckt derweil noch tiefer in der Abhängigkeitsfalle als Juniorpartner in der großen Koalition. Die Gestaltungskraft hat mit Blick auf den großen Wahlkampf stark gelitten.
Die Linke, die durch Umar mung bekämpft werden sollte, hat als Kümmerer-Partei für Arbeitslose, Hartz IV-Emp fänger und enttäuschte Rentner noch mehr Oberwasser, die SPD dagegen Terrain in der Mitte aufgegeben ohne links zu gewinnen. Es wird für die tra ditionsreiche und zerstrittene Partei schwer, wieder ein ge schlossenes Profil mit klaren Abgrenzungen zu gewinnen. Große Übereinstimmung in Personen und Programmen ist nach dem hessischen Unfall nicht in Sicht. Daraus resultiert jetzt die Stärke der Gegner - links und rechts der SPD.
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