Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
"Mausohr"-Bedürfnissen Gehör schenken, aber Kirche erhalten
Rosenbach (ots)
DBU fördert Schutz bedrohter Fledermausgattung und Sicherung der Pfarrkirche Bischdorf (Sachsen)
Es ist possierlich, steht unter Artenschutz und ist dennoch ein Problem, das "Große Mausohr". Zumindest für die Pfarrkirche Bischdorf im sächsischen Rosenbach. Denn just über einer denkmalgeschützten Turmuhr unter dem Dach hat die Fledermausgattung eine überregional bedeutende Wochenstube eingerichtet. Mit fäkalen Folgen. Denn Kot dringt durch undichte Stellen des Dachbodens in den darunter liegenden Gebäudeteil und gefährdet das historische Uhrwerk. Um Natur und Kultur unter einen Hut zu bringen, fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) deshalb mit 5.000 Euro bürgerschaftliches Engagement zum Einbau eines neuen Zwischenbodens in dem neugotischen Turm.
Direkt unter dem Balkenwerk des evangelisch-lutherischen Gotteshauses im Ortsteil Bischdorf aktiv ist zu später Stunde noch eine lichtscheue Tierart, die den Menschen in Europa schon seit jeher unheimlich erschien: die Fledermaus. Die mit einer Flügelspannweite zwischen 35 und 43 Zentimetern größte in Deutschland einheimische Spezies des einzigen flugfähigen Säugetieres ist das Große Mausohr (Myotis myotis). Mehr als 900 Exemplare dieser "Riesenfledermäuse" beheimatet die sächsische Kirchengemeinde, für die die seltenen Tiere mehr und mehr zum Problem werden. Ihre natürlichen Hinterlassenschaften greifen nämlich die Bausubstanz der Kirche empfindlich an. Die Stabilität des Kirchturmdaches ist durch die ätzenden Exkremente der Fledermauskolonie bedroht.
Die dringend notwendigen Renovierungsarbeiten, die den Fledermäusen ihren Lebensraum lassen, werden von einem Handwerksbetrieb technisch umgesetzt. Konzeptionell federführend bei diesem Modellprojekt ist der ehrenamtliche Fledermausbeauftragte des Landkreises Löbau-Zittau, Wolfram Poick, der 2002 für sein langjähriges bürgerschaftliches Engagement mit dem von der DBU verliehenen Preis MUNA (Mensch und Natur) ausgezeichnet wurde. Der in seiner Region als "Fledermausmann" bekannte Elektriker und Hobby-Biologe berät Hauseigentümer bei der Dachsanierung über die baulichen Anforderungen von Unterkünften für Fledermäuse.
Vorbild der Initiative in Rosenbach war die ebenfalls DBU-geförderte modellhafte Instandsetzung eines Kirchendaches im thüringischen Gehofen, wo es galt, 150 Fledermausweibchen und ihren Jungtieren während der Sommermonate ein schützendes Zuhause zu bieten. "Unser Ziel dort war es, die denkmalpflegerischen Maßnahmen so zu gestalten, dass dabei das Fledermausquartier unangetastet bleibt", betont Lutz Töpfer, Leiter des Referates Umwelt und Kulturgüterschutz der DBU. Dazu wurde zunächst die Dachkonstruktion ohne den Einsatz von Holzschutzmitteln wieder instandgesetzt und eine harnsäurebeständige Unterspannbahn nebst Kotrinne installiert. Die sommerliche Stauhitze regulieren neu geschaffene Öffnungen im Mauerwerk zum Ein- und Ausflug der Fledermäuse, die aber Tauben außen vor lassen.
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